Weniger Windenergie, mehr Photovoltaik – und leichter Anstieg bei konventionellen Energieträgern
Noch verläuft die von vielen befürchtete Wende bei der Stromerzeugung nicht so drastisch, wie das die Befürworter der Energiepolitik von CDU-Ministerin Katherina Reiche offenbar herbeisehnen. Fakt ist aber: Die Stromerzeugung aus Windkraft ging aktuell wegen schwacher Windverhältnisse um rund 18 % zurück. Die Stromproduktion aus Photovoltaik stieg dagegen um rund 28 %. Und fast 60% des inländischen Stroms werden weiter ökologisch produziert.
In offiziellen Werten sieht dies so aus: Im 1. Halbjahr 2025 wurden in Deutschland 221 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 0,3 % mehr als im 1. Halbjahr 2024. Die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energiequellen sank dabei um 5,9 % auf 127,7 Milliarden Kilowattstunden. Damit stammten 57,8 % des inländisch produzierten Stroms aus erneuerbaren Quellen (1. Halbjahr 2024: 61,6 %). Demgegenüber stieg die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,1 % auf 93,2 Milliarden Kilowattstunden und einen Anteil von 42,2 % der inländischen Stromproduktion (1. Halbjahr 2024: 38,4 %).
Der Trend: Photovoltaik jetzt drittwichtigster Energieträger vor Erdgas
Gegen Windflauten ist offenbar wenig zu machen. Die Stromerzeugung aus Windkraft sank im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 um 18,1 % auf 60,2 Milliarden Kilowattstunden. Dieser Rückgang war das Ergebnis ungewöhnlich schwacher Windverhältnisse. Dennoch blieb die Windkraft mit einem Anteil von 27,2 % der wichtigste Energieträger in der inländischen Stromproduktion.
Zuweilen kann man es sogar auf den Dächern in der Nachbarschaft zählen: Die Stromproduktion aus Photovoltaik nimmt aktuell stark zu: Mit einem Anstieg von 27,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Einspeisung auf 39,3 Milliarden Kilowattstunden. Strom aus Photovoltaik machte damit 17,8 % der gesamten produzierten Strommenge aus und nahm den dritten Platz in der inländischen Stromerzeugung ein. Der Anstieg der Einspeisung aus Photovoltaik erklärt sich vor allem durch den Zubau neuer Anlagen sowie durch ungewöhnlich viele Sonnenstunden.
Kohle und Erdgas legen zu, Kohle weiterhin zweitwichtigster Energieträger
Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge stieg im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 um 9,3 % auf 50,3 Milliarden Kilowattstunden. Damit blieb Kohle mit einem Anteil von 22,7 % des insgesamt produzierten Stroms – noch vor der Photovoltaik – der zweitwichtigste Energieträger in der inländischen Stromerzeugung.
Auch die Stromerzeugung aus Erdgas, die CDU-Ministerin Reiche offenkundig besonders am Herzen liegt, legte zu, und zwar um 11,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 35,8 Milliarden Kilowattstunden. Der Zuwachs bei der Photovoltaik war allerdings so stark, dass Erdgas mit einem Anteil von 16,2 % an der gesamten Stromproduktion auf den vierten Platz der wichtigsten Energieträger zurückfiel.
Importüberschuss sinkt auf 8,3 Milliarden Kilowattstunden
Die nach Deutschland importierte Strommenge stieg im 1. Halbjahr 2025 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 leicht um 0,8 % auf 37,8 Milliarden Kilowattstunden. Dagegen stieg die exportierte Strommenge um 6,5 % auf 29,5 Milliarden Kilowattstunden. Damit wurden rund 28 % mehr Strom aus dem Ausland importiert als dorthin exportiert.
Nachdem im 1. Halbjahr 2024 ein Importüberschuss von 9,8 Milliarden Kilowattstunden verzeichnet worden war, schmälerte sich dieser im 1. Halbjahr 2025 auf 8,3 Milliarden Kilowattstunden. Dies führte zusammen mit der leichten Zunahme der inländischen Produktion dazu, dass die in Deutschland verfügbare und nachgefragte Strommenge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 0,4 % auf 229,2 Milliarden Kilowattstunden zurückging.
Wider die Legenden der Abhängigkeit von französischem Atomstrom
Allen, die unverdrossen behaupten, Deutschland sei existenziell vom Stromimport aus anderen Staaten abhängig, gar vom französischen Atomstrom, seien zum Schluss noch einmal die Größenverhältnisse klar gemacht: Bei uns werden 221 (!) Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Der Importüberschuss von Strom betrug im 1. Halbjahr 2025 8,3 (!) Milliarden Kilowattstunden. Das wären weniger als 3,8%.