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Donnerstag, 13. März 2025
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Minister Pistorius „teilt Anliegen“: Keine minderjährigen Soldatinnen und Soldaten in die Bundeswehr!

Initiative zum „Red Hand Day“ gegen die Rekrutierung Minderjähriger

Im fernen Berlin trafen sich zwei Seiten von Gesprächspartner*innen, die beide einen Osnabrücker Hintergrund besitzen: Mitglieder der in der Hasestadt ansässigen Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes trafen zum internationalen „Red Hand Day“ auf Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. 

Die TDH-Aktiven kamen nicht mit leeren Händen: Bei der Zusammenkunft ist es nämlich zur Übergabe von über 32.600 Unterschriften für die Anhebung des Rekrutierungsalters auf 18 Jahre und gegen Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen an Pistorius gekommen. Der sogenannte Red Hand Day gilt als internationaler Aktionstag gegen die Rekrutierung Minderjähriger als Soldatinnen und Soldaten.

Die zehn Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Gewerkschaften, Kirche, Frieden und Menschenrechte mit zusammen über 300.000 Mitgliedern fordern die Anhebung des Rekrutierungsalters auf 18 Jahre und das Beenden der Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen.

Hintergrund: Die Bundeswehr hat im Jahr 2024 nach TDH-Erkenntnissen einen neuen Negativrekord aufgestellt: Es wurden 2.203 minderjährige Soldatinnen und Soldaten eingestellt, so viele wie nie zuvor, obwohl dies international geächtet ist und dies nur noch wenige Länder weltweit tun.

„Zuerst das Positive: Minister Pistorius hat im Gespräch mit uns betont, dass er unser Anliegen teilt, dass keine Minderjährigen als Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten rekrutiert werden sollten“, sagt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes, Sprecher des Bündnisses Unter 18 Nie!.

Willinger freute sich, forderte aber mehr: „Doch jetzt müssen diesen Worten dringend Taten folgen. Der Minister sollte sein Ministerium anweisen, ab sofort nur noch volljährige Soldatinnen und Soldaten einzustellen. Dies muss möglichst bald gesetzlich verankert werden, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart war. Minderjährigen Interessenten kann die Bundeswehr zivile Verträge anbieten, die im Gegensatz zu Soldatenverträgen gekündigt werden können. Als zivile Beschäftigte müssen sie nicht an der militärischen Kampf- und Schießausbildung mit Erwachsenen teilnehmen, was zur Folge hat, dass jedes Jahr minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr Opfer von sexueller Gewalt, Unfällen und psychischen Erkrankungen werden – laut Daten des Verteidigungsministeriums.“

„Ich habe dem Minister gesagt, dass ich nicht verstehe, warum 17-jährige Jungen und Mädchen in Deutschland wegen des Jugendschutzes keine Schieß-Videospiele spielen dürfen, aber an Waffen militärisch als Soldaten ausgebildet werden“, ergänzt Alina Ferdinand, Mitglied der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe „Kinder in bewaffneten Konflikten“ von Terre des Hommes. „Und warum setzt sich Deutschland international für den Stopp der Rekrutierung von Kindersoldatinnen und -soldaten ein, ist aber selber eines der wenigen Länder, die dies weiter tun?“

Nach den Pariser Prinzipien, die Deutschland und über 110 andere Länder unterzeichnet haben, gelten alle unter 18-jährigen Mitglieder von Armeen oder bewaffneten Gruppen als Kindersoldaten.

„Die Bundeswehr macht für über 35 Millionen Euro jährlich Nachwuchswerbung, so auch bei der schulischen Berufsorientierung, in Jugendmedien, auf Jugend-, Bildungs- und Computerspielmessen, in Social-Media-Kanälen und im gesamten öffentlichen Raum“, betont Martina Schmerr von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und als Sprecherin des Bündnisses Unter 18 Nie!. „Das verbietet sich bei Minderjährigen kinderrechtlich und ist außerdem einseitig und irreführend, weil die Schattenseiten des Soldatenberufs regelmäßig unter den Tisch fallen. Auch das zunehmende Engagement der Bundeswehr an Schulen sehen wir kritisch. Schulen müssen ein geschützter und ziviler Raum für Kinder und Jugendliche bleiben, der Unterricht gehört in die Hände der dafür ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer!“.


Internationale Kritik und schwere Kinderrechtsverletzungen

Daten des Verteidigungsministeriums belegen, dass minderjährige Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr regelmäßig Opfer von sexueller Gewalt (in 2023: 15), Unfällen (in 2023: 35) und psychischer Erkrankungen werden.

Deutschland wird für die Rekrutierung Minderjähriger als Soldatinnen und Soldaten von den Vereinten Nationen und vielen Staaten wie dem NATO-Land Schweden kritisiert. Die große Mehrheit, über 150 Länder weltweit (darunter 24 NATO-Länder), halten den 18-Jahre-Standard der Vereinten Nationen ein. Armeen und bewaffnete Gruppen in anderen Ländern, die noch Kindersoldaten rekrutieren, rechtfertigen dies mit Verweis darauf, dass Länder wie Deutschland dies auch tun.

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