„Osnabrück wegweisend“: Felka-Platek-Straße


Ein Straßenname – na und?

Wir sind alle in irgendwelchen Straßen aufgewachsen. Immer wieder steuern wir Straßen an und geben Straßennamen in das Navi ein. Tagtäglich sehen wir Straßenschilder und nehmen sie zumeist nur beiläufig zur Kenntnis. Manche klingen langweilig (Hauptstraße, Schützenstraße), andere nach großer Politik (Konrad-Adenauer-Ring, Willy-Brandt-Platz). Doch hinter Straßenschildern können auch interessante lokale Geschichten, Persönlichkeiten und Schicksale stecken.

Die Osnabrücker Rundschau veröffentlicht jeden Sonntag eine Geschichte zu Osnabrücker Straßennamen. Sie stammen allesamt aus dem im Anno-Verlag erschienenen Buch „Osnabrück wegweisend“ (ISBN 978-3-939256-38-0), das Dr. Tobias Romberg 2016 herausgegeben hat. Die Texte haben junge Menschen verfasst, die damals SchülerInnen der Ursulaschule Osnabrück oder Studierende waren.

 

Felka-Platek-Straße
benannt seit 15.06.2010 nach Felka Platek
geb. 03.01.1899 in Warschau
gest. 02.08.1944 in Auschwitz-Birkenau
polnisch-jüdische Malerin, Ehefrau von Felix Nussbaum

In Auschwitz ermordet
Marlie Mäder

Fast versteckt in einer Neubausiedlung am Kalkhügel befindet sich die Felka-Platek Straße. Lange Zeit stand die Arbeit Plateks im Schatten ihres Weggefährten und Ehemanns Felix Nussbaum. Die Forschung über sie steht erst am Anfang, während Leben und Werk ihres Mannes weitgehend erforscht sind. Bei meinem Besuch im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus, in dem ich mir eigentlich die Ausstellung von Felka Platek anschauen wollte, erfuhr ich, dass ihre Bilder nur gelegentlich ausgestellt werden.

Geboren wurde Felka Platek am 3. Januar 1899 in Warschau. In den 1920er Jahren zog die Tochter von Leon Platek und Salome Platek (geb. Sturmfeld) nach Berlin, um Malerei zu studieren. Berlin galt in der jungen Weimarer Republik als die Stadt, in der Künstler geistige und künstlerische Freiheit finden konnten, und sie begann an der Lewin-Funcke-Schule eine Ausbildung zur Portrait-Malerin. Hier lernte sie drei Jahre später bei gemeinsamen Unterrichtsstunden ihren späteren Ehemann Felix Nussbaum kennen.

1929 zogen sie in eine gemeinsame Wohnung, welche sie aber schnell wieder verließen. Platek folgte ihrem Lebensgefährten nach Rom. Jedoch wurde ihnen das gemeinsame Wohnen verweigert. Ihre Reise ging weiter nach Alassio und später nach Rapallo an die italienische Riviera. Die zunehmende Wandlung der politischen Verhältnisse in Deutschland empfanden Felix und Felka als wachsende Bedrohung. Sie kehrten also nicht zurück nach Deutschland, sondern zogen am 2. Februar 1935 in das belgische Ostende. Dort lebte das Paar kümmerlich in einer kleinen Pension. Um die Haushaltskasse aufzubessern, bemalte Felka Platek zwischenzeitlich gemeinsam mit Nussbaum Tassen, Vasen und Teller.

Im Alter von 38 Jahren heirateten sie in Brüssel. Mit der Eheschließung und einem festen Wohnsitz in Brüssel erhofften sie sich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Dies erfüllte sich jedoch nicht. Platek soll damals schon krank gewesen sein und unter starken Schmerzen gelitten haben. Als ab 1942 das Leben für jüdische Menschen immer schwieriger wurde, zogen die Nussbaums zu einem befreundeten Ehepaar, bei denen sie bis März 1943 unterkommen konnten.

Am 20. Juni 1944 wurde Felka Platek mit ihrem Ehemann Felix Nussbaum verhaftet und ins Sammellager Mechelen transportiert. Später wurden sie weiter nach Auschwitz transportiert und dort umgebracht.

„Wisst ihr denn, wer Felka ist? Das ist die beste, feinste und reinste Frau, die es gibt. Keine von euch kann ihr das Wasser reichen!“ Mit diesen Worten hat Felix Nussbaum seine Ehefrau beschrieben. Etwa 30 Werke der Künstlerin aus den Jahren 1927 bis 1943 im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus geben heute einen kleinen Überblick über ihr Leben und ihr künstlerisches Schaffen.


 

 

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