Freitag, 29. März 2024

Very British. Eine Expedition auf die Insel – Teil 1

Ein Bericht unserer Korrespondentin Wendy Wordsworth
Was ist eigentlich typisch britisch?

Für viele Menschen vom Kontinent ist die Insel terra incognita – ein unbekanntes Land, von der uns der Brexit und der British Channel, auf Deutsch banal der Kanal genannt, anscheinend  unüberwindbar trennen. Wo auf alten Weltkarten früher Here Be Dragons!  (Achtung Drachen!) stand, steht über der Insel Here Be Left Hand Traffic (Achtung Linksverkehr) – mit glühenden Lettern an einen nebligen Himmel geschrieben.

Und in etwas kleineren Buchstaben: Wie bitte? Tee mit Milch? Doch wer sich tatsächlich in den verkehrten Verkehr wagt, kann nach der Rückkehr sicher sein, als Meister/in der linksdrehenden Kreisel selbst von PS-affinen Männern bewundert zu werden. Der oder die Tollkühne erhält für diese Leistung mehr Respekt als für eine Radtour nach Afghanistan oder jemand, der Deutschland rückwärts auf einem Einrad durchquert – beides ist sicher anstrengend, aber doch immerhin rechtsrum.

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Die Anreise  nach Großbritannien (nicht England, das ist nur ein Teil, so wie Bayern von Deutschland) sollte unbedingt mit der Fähre von Calais nach Dover erfolgen. Der Anblick der steilaufragenden weißen Klippen ist so beeindruckend, dass man wie Kevin Costner in Robin Hood (1991) bei ihrem Anblick auf die Knie fallen möchte, käme man nicht statt von einem historischen Holzboot von einer ordinären Fähre und müsste sich zumindest am Anfang auf den Linksverkehr konzentrieren und darauf, die Geschwindigkeitsbegrenzungen von Meilen in Kilometer umzurechnen. Dafür gibt es auf der Fähre aber Sticker mit Tabellen.

Trotz Linksverkehrs ist das Reisen in Großbritannien durchaus äußerst entspannt, weil die Briten auch beim Autofahren höflich sind und einem nicht ständig auf der Stoßstange hängen – was angesichts der Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 Meilen ( 112 km/h) auf den Motorways auch keinen Sinn hätte. Wenn man dann noch lernt, die merkwürdigen Verkehrsschilder zu verstehen, die z. B. vor einer soft shoulder (ein unbefestigtes Bankett) warnen, steht der Entdeckung weiterer exotischer Gewohnheiten der Briten nichts mehr im Wege. Morgen mehr von der wagemutigen Expedition auf diese exotische Insel.

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