Ewerts wahnwitzige Sozialismus-Phantasien in der NOZ vom 16.01.2025
„Wie links war Hitler?“
Ich kapituliere! Jeder Versuch, mir auch nur einen kleinen Rest am verdienten Winterschlaf zu gönnen, ist zum Scheitern verurteilt. Es ist auch nicht mehr das lächerliche Anzeigenmagazin Hasepost mit seiner stereotypen Hetze gegen alles Rot-Grüne, das mir die Zornesröte unter die Igelstachel treibt. Schon lange sind es die beiden NOZ-Chefschreiber Michael Clasen und Burkhard Ewert, die mit Frontalattacken gegen alles, was linksverdächtig erscheint, eine Art Kreuzzug führen. Nicht umsonst habe ich deshalb in meiner letzten Igelpost den „Clasen-Kampf“ ausgerufen, dieses Mal … ach, lest einfach selbst, warum es notwendig war, neben der „Igelpost“ die „Kleine Osnabrücker Zeitung“ (KOZ) ins Leben zu rufen und beide bei Bedarf zur KOZPOST fusionieren zu lassen, auch wenn das Wortspiel so billig ist wie dessen Verursacher.
Steigbügelhalter für Alice Weidel
Auch dann, wenn man von Ewert schon so manch bittre Pille gewohnt ist, schlug sein letzter Bericht „Wie links war Hitler?“ in mein Igelnest wie eine Brandbombe ein. Hintergrund: In ihrem unsäglichen Umarmungsgespräch mit Elon Musk hatte die AfD-Führerin Alice Weidel die These vertreten, Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten seien in Wahrheit links und in die kommunistische wie sozialistische Ecke einzuordnen.
Als gutmeinender Igel hätte ich normalerweise geglaubt, höchstens die Hasepost würde einen derartigen Blödsinn verteidigen. Nichts da! NOZ-Chefredakteur Burkhard Ewert, offiziell sogar gelernter Historiker, sprang Weidel vehement zur Seite. Als Kronzeugen zitiert er beispielsweise Götz Aly, dessen Botschaften hauptsächlich daraus bestehen, sich möglichst wuchtig von seiner 68er-Vergangenheit zu lösen. Genüsslich zitiert Ewert den erzkonservativen früheren FAZ-Herausgeber Joachim Fest, dessen unsäglicher Kinofilm „Hitler – eine Karriere“ Ende der Siebziger zu den schlimmsten Verharmlosungen der NS-Betrachtung zählt. Fest wird so zitiert: „Manche guten Gründe sprechen dafür, dass der Nationalsozialismus politisch eher auf die linke als auf die rechte Seite gehört.“
Wie bitte? Ja, richtig gelesen. Ewert, Fest und Weidel – alle offenkundig in trauter Dreiergemeinschaft ihrer nahezu hanebüchenen Analyse. Es bedarf nur bescheidener historischer Kenntnisse, um den Fest-Spruch mitsamt seiner Wiederholungen als das zu kennzeichnen, was er ist: eine restlose Umkehrung der Wahrheit, des wirklichen Geschehens also.
- Wenn an den Nazis irgendetwas Linkes gewesen sein soll, warum verboten sie dann alle Linksparteien?
- Warum hatten Kommunisten und Sozialisten, die weiter aktiv an ihrer Überzeugung festhielten und nicht ins Ausland fliehen konnten, zu Abertausenden Fallbeil oder KZ zu erwarten?
- Warum ließen die Nazis Gewerkschaften und Betriebsräte verbieten?
- Warum schmiedeten die Nazis das Bündnis mit der ultrareaktionären Deutschnationalen Volkspartei in Gestalt der Harzburger Front?
- Warum wurden die Nazis von großen Teilen des Finanzkapitals (Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht) oder Schwerindustrie (Thyssen, Flick, IG Farben, Krupp) finanziert, die ihnen die Wahlkämpfe und Hitler ein Flugzeug finanzierten?
- Warum ließ Hitler die teils zweifellos (lumpen)-proletarische SA-Führung physisch liquidieren, um das deutsche Kapital zu beruhigen?
- Und letztendlich: Was zum Teufel hat die Ur-Idee des Sozialismus, nämlich die internationale Völkerverbrüderung, mit der NS-Ideologie vom deutschen Herrenmenschen zu tun, der die Welt beherrschen soll?
- Und wozu sollte die beiläufige Bemerkung dienen: „Der NS-Staat ließ sich nicht nur den 1. Mai als Feiertag einfallen …“ Ganz offensichtlich allein der Geschichtsklitterung. Wenn Sie allerdings tatsächlich nicht einmal die Geschichte des 1. Mai kennen, Herr Ewert, dann empfehlen wir unseren Artikel vom 30. April letzten Jahres.
Na ja. Offenkundig ist das Etikett „sozialistisch“ nach dem „national“ für Ewert dermaßen bedeutungsvoll, dass es ausreicht, über das angeblich Sozialistische in der NS-Partei zu philosophieren. Nur: Wie sich jemand nennt, muss nicht zwingend mit dem zu tun haben, was er macht.
Kleine Beispiele gefällig? Die DDR nannte sich „demokratisch“. War sie es deshalb auch? Die Neue Osnabrücker Zeitung nennt sich seit 1967 immer noch „neu“, obwohl es ihr mit Chefredakteur Burkhard Ewert und Chef vom Dienst Michael Clasen gelungen ist, den Mief der 60er Jahre mühelos in die heutige Zeit zu retten.
Aber, nun ja, auch wenn selbst die rechtesten heutigen NOZ-Redakteure wie Ewert und Clasen historisch dafür tatsächlich nichts können, hatte man bei der Namensgebung 1967 wohl nie wirklich nachgedacht. Oder etwa doch? Tatsache ist: Ohne das „Neue“ hieße das Blatt nämlich nur noch „Osnabrücker Zeitung“. Die wiederum, hergestellt im traditionellen Verlagshaus Kiesling und deshalb „Kieslings Tante“ genannt, war spätestens ab 1931 offizielle Hauspostille der NSDAP. In der schrieb auch Osnabrücks Ober-Nazi Erwin Kolkmeyer. Begäbe die Igelpost sich jetzt auf das wiederholt kritisierte Niveau der genannten NOZ-Chefkommentatoren, könnte man wirklich sehr Böses formulieren. Aber die Igelpost piekst ja nur sachlich und mit Quellenbezug. Also lassen wir das.
Nun denn, Herr Ewert, sollten Sie nach Ihrem Examen eine erneute Geschichtsprüfung absolvieren müssen, was offenbar überfällig ist, wäre von den Themen „Sozialismus“ und „Nationalsozialismus“ dringend abzuraten, weil sie wegen völliger Verfehlung des Themas mit Ach und Krach durchfallen würden.