Literarischer Spaziergang in der Dodesheide

Am letzten Tag der politischen Maiwochen wurde der Bücherverbrennungen durch das Nazi-Regime vor 89 Jahren gedacht. Der 10. Mai ist dieser historische Tag. Die OMAS GEGEN RECHTS fanden bei der Umsetzung eines neuerlichen Gedenkens dieser Taten viel Unterstützung in dem Osnabrücker Stadtteil. Organisatorisch begleitet vom den Kooperationspartnern DGB und VVN-BdA wurde ein Mahnen in sechs Stationen entworfen.

Es begann auf der Sommerbühne am GZ Lerchenstraße. Ein musikalisches Intro des Klarinettisten Jan Kampmeier vermittelte eine sanfte Stimmung, die vom Auffinden angekokelter Bücher zerstört wurde. OMAS zeigten dem Publikum, was die Nazis verbrannt haben wollten und dabei ihre Abscheu über solche Tat. Nach mahnenden Worten dazu ging es los. Mit kurzer Unterbrechung des Verkehrsflusses, ein Affront für manchen der gestoppten Fahrer, querten knapp 150 Menschen den Haster Weg. Es ging zum Mahnmal, dass zum 60. Jahrestag errichtet wurde.

In einem Interview mit dem Künstler Dominikus Witte erfuhren die Zuhörenden von der seinem künstlerischen Umgang mit Hass und Hetze der Nazis. Bei der Umrundung des Sees konnten sich die Spazierenden überzeugen, dass die Installation der „umzu“ aufgestellten Stehlen eine sehr angemessene Wirkung entfaltet. Nun sind viele leider im Dickicht verborgen, jedoch das Geschehen nicht in Vergessenheit geraten. Der Erinnerung an die Taten der Nazis sind auch die Straßennamen im benachbarten Viertel gewidmet.

Zitate zum Mitnehmen wurden auf dem Weg zur nächsten Station verteilt. Von jedem der im Viertel beschilderten Namen und natürlich einigen mehr gab es mahnende, kritische oder visionäre Sätze.

Bereits auf dem Weg empfing an der dritten Station der Chor „Roter Akkord“ das Publikum mit Liedern und Brecht-Texten. Erinnert wurde an den Kampf gegen Faschismus und totalitäre Herrschaft. Ein kurzer Exkurs in vier Liedern verdeutlichte, was diesen Widerstand trug.

Station vier präsentierte dann, begleitet vom Klarinettisten, eindringlich die Straßenschilder, die dort verewigten Autoren. Dazu wird ein Buch überreicht, das als kleine Stadtteilkunden verbleiben soll. Brecht, Tucholsky, Zweig, Döblin, Mann, Feuchtwanger und Schneider sind nicht nur Namen – es ist ein Teil der Kultur, die dem NS-Wahnsinn widerstand. Das soll, muss bleiben.

Die fünfte Station widmete sich einem kaum bekannten Literaten. Reinhold Schneider. An sein Schaffen wird vom Arbeitskreis „Johannes Prassek“ erinnert. An das Werk und an der Biografie, wie sie ähnlich viele der verfehlten Autorinnen teilen. Verfolgung, Flucht und Exil – der nach Inhaftierung die Ermordung. Wer Bücher verbrennt, wird das auch mit Menschen tun.

Der Rundgang endete wieder an der großen Bühne am Gemeinschaftszentrum. Hier gab es alte und neuere Exil-Literatur. Beginnend mit der Forderung nach einem festen Ort des Gedenkens an Flucht, Verfolgung und das Leben im Exil. Auch wenn der Autor Hasan Alhasan erkrankt ausfiel, trug Andreas Niehoff von Verein Exil dessen Sichtweisen in Übersetzung eindringlich vor. Die so bewegende Literatur aus dem Exil findet auch heute noch statt. Denn weiterhin ist die Angst autokratischer Regime groß, wenn Literaten widersprechen.

Anschließend spielten „King and the Skayards“ aus dem antifaschistischen Musiknetzwerk „Cable Street Beat“ auf und schmackhafte Stärkung gab es am Foodtruck von „African Dishes“. Mit viel Gesprächsbedarf und der Gelegenheit, Meinung zu sagen, miteinander zu diskutieren und eine beeindruckende Veranstaltung miterlebt zu haben, löste sich die Versammlung nur langsam auf.

Der Dank gilt allen Mitwirkenden, Unterstützenden, den vielen Anteil nehmenden aus dem Stadtteil und natürlich auch dem kommunalen Quartiermanagement.

ByPM