Freitag, 29. März 2024

Judith Kessler erinnert an die großartige Schauspielerin und Sängerin Dora Gerson *23.3.1899 – 14.2.1943 Auschwitz

Dora Gerson *23.3.1899 Berlin – 14.2.1943 Auschwitz

Max und Johanna Gerson wurden noch in einer pommerschen bzw. schlesischen Kleinstadt geboren, ihre Töchter Erna und Dorothea schon in Berlin. Erna starb jung, Dorothea wurde „Dora“ und Schauspielerin.

Sie besuchte Max Reinhardts Schauspielschule am deutschen Theater, mimte dann in Karl-May-Stummfilmen (u. a. „Die Todeskarawane) mit, heiratete ihren Theaterkollegen Veit Harlan (die Ehe hielt nur zwei Jahre) und spielte bis 1933 zehn Jahre lang erfolgreich u. a. am Thalia Theater, an der Piscator-Bühne und an der Volksbühne (hier neben Helene Weigel und Heinrich George); daneben trat sie u. a. in der „Wilden Bühne“ und im Politkabarett „Katakombe“ mit Chansons von Tucholsky, Brecht und Kästner auf.

Nachdem Dora Gerson schon im Sommer 1932 von der deutschen Presse als Jüdin angepöbelt worden war, fuhr sie kurz nach der Machtübernahme 1933 nach Holland und schloss sich dem deutschen Emigranten-Kabarett „Ping-Pong“ an, sang zum Geldverdienen aber auch in Kinos in den Filmpausen.

1935 kam sie noch einmal für kurze Zeit nach Berlin, um für das Label „Lukraphon“ des jüdischen Kulturbundes fünf Schallplattentitel aufzunehmen (siehe youtube-links unten).

1937 heiratete sie ihren Freund, den Amsterdamer Textilfabrikanten Max Sluizer. Im gleichen Jahr wurde Tochter Miriam geboren und 1940 der Sohn Abel Juda.

Mit dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande wurde die Lage für Juden auch dort brandgefährlich. Dora schrieb an ihren Ex-Mann Veit Harlan und bat ihn um Hilfe. Harlan antwortete nicht. Er hatte Besseres zu tun, u. a. für Joseph Goebbels den Hetzfilm „Jud Süß“ zu drehen.

Im Herbst 1942 versuchte Dora mit ihrem Mann und den Kindern in die Schweiz zu fliehen. Sie wurden entdeckt, erst in das Durchgangslager Drancy verschleppt, anschließend nach Westerbork, wo Dora für Mithäftlinge und Wachmannschaften auftrat, und am 14. Februar 1943 wurden alle in Auschwitz vergast.

Dora war 43, Max 36, Miriam 5 und Abel 2 Jahre alt.

„Wirst du die Macht, die du dir schufst, zum Guten wenden? Wird sie dich blenden mit ihrer Pracht? Die Welt ist klein geworden, sehr Widerschein geworden, von dem, was Menschenkraft aus ihr gemacht.“

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Judith Kessler
Judith Kessler
Judith Kessler ist Sozialwissenschaftlerin, Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten jüdische Migration, Gegenwartskultur und Biografieforschung.
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