Freitag, 29. März 2024

Dead or Alive – Poetry Slam

Tote Dichter gegen lebende, Team Lagerhalle gegen Team Theater, passionierte Poetry-Slammer*innen gegen professionelle Schauspieler*innen. And the winner is …

Was war das für ein phantastischer Wettstreit der Worte am vergangenen Freitagabend im Stadttheater Osnabrück! Acht Spitzenpoeten, bzw. deren Stellvertreter brachten Komisches und Besinnliches, Unheimliches und Albernes, (Nicht-)Romantisches und Nachdenkenswertes auf die Bühne und begeisterten zweieinhalb Stunden lang das Publikum im gut besuchten Stadttheater.

Moderiert wurde der Contest launig von Andreas Weber und Christian Schlüter, die auch die allerwichtigste Aufgabe des Abends, das Zusammenrechnen der Zuschauerwertungen, übernahmen – und die Wertungen lagen zum Teil sehr nahe beieinander.

Von den lebenden Poeten traten an:
Rainer Holl mit einer beneidenswerten Offenheit dazu, dass er Kinder hasst und einer ausführlichen Erklärung und wirklich nachvollziehbar, warum
Miedya Mahmoud mit einer sehr intensiven Auseinandersetzung über Stolpersteine und Erinnerungskultur, die unter die Haut ging
Flemming Witt überrollte das eine, während das andere geschah und schon das Nächste im Anmarsch war, so dass man fast den Faden verlor, aber immer wieder aufnehmen konnte
Und Victoria Helene Bergemann konnte vieles überhaupt gar nicht romantisch finden, wie zum Beispiel durch Kerzen verursachte Schlafzimmerbrände

Leider schon tot, aber durch Stellvertreter*innen auf die Bühne geschubst wurden:
Friedrich Hölderlin durfte einen Auszug aus seinem „Hyperion an Bellarmin“ vortragen lassen von Pujan Sadri mit richtig unheimlicher Bühnenpräsenz
Karl Valentin hätte die Vorstellung, die Otiti Engelhard mit wunderbar bayerischem Dialekt auf die Bühne brachte, bestimmt ein köstliches Vergnügen bereitet
Erich Kästner konnte endlich mal wieder zeigen, dass er nicht nur Kinderbuchautor ist. Lua Mariell Barros Heckmanns brachte als Todesengel mit schwarzen Flügeln und Springerstiefeln seine „Ballade vom Nachahmungstrieb“ eindrucksvoll auf die Bühne
Und Theodor Storm fand in Stefan Haschke einen tollen „kleinen Häwelmann“, der quengelt und quengelt und quengelt.

Nach einer kleinen Rotwein- und Espressopause hatten die Zuhörer dann die Qual der Wahl, denn nun mussten die beiden Siegerinnen aus dem Vorrundenentscheid noch einmal mit neuen Texten gegeneinander antreten, es hieß nun: Miedya Mahmoud versus Selma Meerbaum-Eisinger (eine rumänische deutschsprachige Dichterin, die als verfolgte Jüdin am 16. Dezember 1942 im Zwangsarbeitslager Michailowka entkräftet am Fleckfieber starb), dargestellt von Lua Mariell Barros Heckmanns.

Aber es kann nur eine geben – Siegerin des Poetry Slams „Dead or Alive“ am 28. Januar 2022 in Osnabrück ist: Lua Mariell Barros Heckmanns! Herzlichen Glückwunsch!

Und vielen, vielen Dank an die Teams von Lagerhalle und Theater, die allen, die dabei waren, einen absolut tollen Abend bereitet haben!

www.lagerhalle-osnabrueck.de/content/

www.theater-osnabrueck.de/

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