Sonntag, 6. Oktober 2024

Martin Schmeings „Musik für selbstfahrende Autos“

Durch das Haseland an den Hasestrand – ein Er-Fahrungsbericht

Fast ein Jahr ist es her, dass der Osnabrücker Musiker und Produzent Martin Schmeing unter dem Namen Das Original Haseland Orchester das Album „Musik für selbstfahrende Autos“ herausbrachte. Zeit also für eine Spritztour mit dem E-Auto.

Seit kurzer Zeit gibt es auch bei uns in der Familie so einen fahrenden Computer, ein (fast) selbstfahrendes Auto, wie gemacht dafür, das Album des Osnabrückers einmal live „on the road“ zu testen. Ich steige also ein, starte den Motor, der Stream beamt mir das Haseland Orchester ins Soundsystem und ab geht die Fahrt.

„Discodriving To The Beach“ – Ich bin auf der Autobahn und es ist nur noch der kleine Finger am Lenkrad. Die Schultern fangen an zu zucken, wie gerne würde ich jetzt gerne komplett loslassen. Der Song ist ein perfekter Opener, er grooved relaxed und sorgt mit vielen musikalischen Flashbacks, einem glockigen Fender Rhodes al la Alan Parsons und einer an Kraftwerk gemahnenden Computerstimme für eine wohlige Stimmung. Schmunzelnd lehne ich mich zurück… und genieße entspannt „Seltsame Fahrt durch die Nacht“, fast eine Klavieretüde in einer Schule für Anfänger, die durch ihre Einfachheit besticht und gegen Ende durch eine Farfisa Orgel noch ihre elektronische Komponente bekommt. So möchte ich vielleicht abends vom Selbstfahrauto in den Schlaf gesungen werden. Aber… ich muss ja interaktiv und wach bleiben und es ist ja noch hell …

„I Drive You Home“… säuselt die charmante weibliche Computerstimme jetzt. Nee, will ich noch nicht! Dafür gefällt mir Martin’s Programmmusik zu gut. New Romantic Synthie-Bässe, der Achtziger und entspannt blubbernde Percussion, garniert mit elektronischen Bläsern bringen mich runter von der Bahn in die Haseauen. Bei „Halbschlaf“ fahr ich durchs Grüne ans Wasser und lausche fast folkigen Flötentönen und perlendem Klavier, perfekt passend zu dem dahinfließenden Fluss! Vollkommen entspannt gerät dann die „Landpartie“ zurück auf die Bahn. Ist das eine Stratocaster die dort die Akzente setzt oder wieder ein Exemplar aus Haselands umfangreichen Keyboard-Arsenal? Auf jeden Fall bin ich jetzt drin und gefangen im Universum für selbstfahrende Autos.

Foto (c) Manfred PollertFoto (c) Manfred Pollert

Mit 80 geht’s weiter an der „Wanderbaustelle“ vorbei. Der Song kommt etwas härter und krachiger, garniert von dezent eingesetzten Industrial-Sounds daher. Für Entspannung sorgt eine fast kinderliedähnliche perkussive Synthiemelodie. Danach will das Haseland Orchester mit mir und meinem E-Auto in die „Waschstraße“. Als Fahrer setze ich mich über diesen Vorschlag allerdings hinweg. Erstens ist die Karre noch sauber und zweitens klingt mir diese Nummer zu sehr nach einer Werbung mit oder für Hammond Orgeln aus den Sechzigern.

Danach geht es aber wirklich nach Hause. „Heimfahrt nach dem ersten Date“ ist euphorisch. Getrieben von Polysynth-Sounds aus den Achtzigern und einer tollen Klaviermelodie sorgt dieser Rocker noch einmal für Vollgas bis zum Lotter Kreuz, bevor „The Long Discodriving To The Beach“ den Anfang des Albums noch einmal revuepassieren lässt und mich sicher nach Hause bringt. „Ladestation“ ist dann wirklich fürs Auto, eine abschließende elektronische Collage für das Gefährt, das mich 45 Minuten lang sicher über die Straßen des Haselands gebracht hat.

Mein kleiner Finger löst sich vom Lenkrad, ich steige aus und bin fast automatisch durch die Landschaft kutschiert worden, unterstützt durch einen entspannten Soundtrack für fast alle Verkehrssituationen vom Haseland Orchester.

Gerne wieder!

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