Warum sollte die Produktion „Ödipus Exzellenz“ am Theater verhindert werden?
Mit dem Demo-Motto „Kunstfreiheit statt Kirchenlobbyismus! – Wieviel Missbrauchsaufarbeitung verträgt die Öffentlichkeit?“ wollen die Befürwortenden künstlerischer Freiheit ein offensives Zeichen setzen. Geplant ist, den Protest am heutigen Donnerstag ab 13 Uhr nahe dem Theater zu beginnen und um 17 Uhr die Gesprächsrunde umzusetzen.
Gemeinsam mit der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) lädt das künstlerische Team der vom Theater Osnabrück abgesagten Spielzeiteröffnung mit dem Stück „Ödipus Exzellenz“ am 21. August zu einer Demonstration mit Podiumsgespräch vor dem Theater Osnabrück ein. Die Veranstalter organisieren damit zu der vom Theater für den gleichen Tag angekündigten Sonderveranstaltung zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche eine Alternativ-Bühne. Mit ihr möchte die GBS mit dem künstlerischen Team zur Absetzung des fertig geplanten Theaterstücks Stellung beziehen, eingeladen sind dazu Vertreter der lokalen Politik und dem Bistum Osnabrück.
Die Stiftung reist dafür mit einem gut 12 Quadratmeter großen Bühnen-Anhänger an und hat eine Demonstration unmittelbar vor dem Theater auf dem Platz der Deutschen Einheit angemeldet. In direkter Nähe zum Theater ruft sie zur öffentlichen Diskussion für und mit Bürgerinnen und Bürgern aus Osnabrück auf, welche mit der Absage des Stückes verhindert werden sollte. Scheinbar möchte genau das auch die Versammlungsbehörde, aktuell steht für die Demo nicht nur eine Absage zum Standort direkt vor dem Theater im Raum, sondern für die gesamte Innenstadt.
Die „Ödipus“-Inszenierung sollte das Thema sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche aufgreifen. Dies wurde durch den Eingriff des Intendanten in die Kunstfreiheit und die Entlassung des künstlerischen Teams verhindert. Aktionskünstler David Farago von der GBS fragt: „Müssen die Menschen in Osnabrück in vorauseilendem Gehorsam vor gesellschaftlich relevanten Themen geschützt werden?“ Über die Absage des Stückes berichteten bereits überregionale Medien, darunter die ZEIT und der NDR.
Durch die Vorgänge am Theater Osnabrück wird deutlich, wie sehr die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche notwendig ist und bleibt. Die Ereignisse in Osnabrück zeigen außerdem, dass dies nicht nur im kirchlichen Rahmen passieren muss, sondern dass es dazu eine größere gesellschaftliche und öffentliche Auseinandersetzung braucht. Der von sexualisierter Gewalt Betroffene Karl Haucke, der Regisseur Lorenz Nolting und die Dramaturgin Sofie Boiten, die gemeinsam die künstlerische Leitung der abgesagten Produktion bildeten, sagen: „Aufarbeitung darf nicht bei oberflächlicher ‚Anerkennung des Leids‘ stehen bleiben. Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in allen Institutionen und in den Familien. Der Staat muss endlich Verantwortung übernehmen, indem er Strukturen schafft, welche Aufarbeitung nicht mehr der Willkür des Täterraumes überlässt. – Damit es aufhört!“ Die Aktion „Kunstfreiheit statt Kirchenlobbyismus!“ soll dazu ein Auftakt sein.