Im ausverkauften Saal der Lagerhalle feierte Helmut Thiele sein 40jähriges „Dienstjubiläum“ als Orchester-Kontrabassist.
Und diese vielen Aufführungen – 350 bis 400 müssen es mittlerweile laut Thiele gewesen sein – haben ihre Spuren hinterlassen. Nicht im Sinne von Überdruss oder nachlassender Spielfreude, im Gegenteil: Helmut Thiele spielt nicht nur den Protagonisten aus Patrick Süskinds Einakter, er ist der verbeamtete Kontrabassist eines Staatstheaters!
Zwischen Probe am Vormittag und Abendaufführung erlaubt sich der Musiker ein Nickerchen, aus dem er verschlafen aufwacht, erstaunt ins Publikum schaut, seinen Bademantel überzieht und sich erst einmal ein Bier genehmigt.
An die Zuschauerinnen und Zuschauer gerichtet, beginnt er eine One-Man-Show zwischen Dozieren über Klassik- (moderne Musik und vor allem Jazz ist nichts für ihn), Orchester- (genüssliches Ausbreiten der Hierarchekämpfe) und Kontrabasswissen (hat er ja schließlich an der Musikhochschule studiert), seinen eigenen Befindlichkeiten (insbesondere die Sehnsucht nach der Sopranistin Sarah) und dem Frust „nur“ einer von vier, sechs oder zwölf Kontrabassisten im Orchester zu sein (er braucht gar nicht zu üben, es wird eh nicht besser, und es sind ja genug andere da).
Rund 90 Minuten zwischen Belächeln und Bedauern des Kontrabassisten vergehen ohne eine Sekunde Langeweile bis es endlich so weit ist und sich der biertrinkende Bademantelträger in den steifen und korrekten Frackträger verwandelt und sich vom Publikum Richtung Wohnungstür verabschiedet.
Helmut Thiele muss allerdings dank tosendem Applaus noch mehrmals zurückkehren und sich dem Publikum stellen. Und bestimmt wird das nicht seine letzte Vorstellung von „Der Kontrabass“ gewesen sein.
Wer noch weitere Vorstellungen von Helmut Thiele sehen möchte, kann das im Februar tun – zusammen mit Regina Neumann (Thiele-Neumann-Theater: www.thiele-neumann-theater.de/ ) gibt’s am Freitag, 07.02.2025 „Kleine Eheverbrechen“ und am Samstag, 15.02.2025 „Gut gegen Nordwind“ jeweils um 20.00 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück zu sehen. Tickets: www.lagerhalle-osnabrueck.de/