Vergangenen Samstag wurde im Theater am Domhof die Schauspiel-Premiere von „Wie es euch gefällt“ nach William Shakespeare gefeiert und die war …
… genial! Ein riesengroßer Spaß! Wenn William Shakespeare heute leben würde, hätte es ihm mit Sicherheit gefallen (wie auch dem Publikum im fast ausverkauften Haus, das die Vorstellung mit minutenlangen stehenden Ovationen belohnte).
Worum geht es? Der jüngere Herzog stürzt seinen Bruder und älteren Herzog vom Thron und verbannt ihn. Dieser zieht mit einem Teil seines Gefolges in den Ardenner Wald, in dem wie durch einen Zauber alles möglich zu sein scheint. Rosalind, Tochter des älteren Herzogs bleibt jedoch bei ihrer Cousine, Freundin und Tochter des jüngeren Herzogs am Hof.
Bei Hofe werden Ringerkämpfe zwischen dem Hofringer Charles und anderen Jünglingen abgehalten. Als Orlando, ein Edelmann, den Kampf gewinnt, bei dem die beiden jungen Frauen zuschauen, blicken sich Rosalind (Amaru Albancando) und Orlando (William Hauf) für einen kurzen Moment in die Augen und verlieben sich auf der Stelle ineinander.
Weil Orlando aber der Sohn eines Feindes von Herzog Friedrich ist, wird er ebenfalls vom Hof verbannt und begibt sich in den Ardenner Wald. Rosalind, voller Liebeskummer, folgt ihm und ihr wiederum Celia (Solveig Eger), Ihre Freundin und Touchstone (Thomas Kienast), der Hofnarr.
Im Wald beschließt Rosalind, verkleidet als Schäfer Ganymed zusammen mit Celia als dessen Schwester Aliena, Orlando zu prüfen.
Natürlich geht das ganze Stück nach vielen Irrungen und Wirrungen gut aus und am Ende wird nicht nur eine Hochzeit gefeiert.
Nun könnte man dieses sehr alte Stück (es soll 1599 uraufgeführt worden sein) in ganz klassischer Manier inszenieren. Zum Glück hat Regisseur Christian Schlüter das zusammen mit seinem Team nicht getan, sondern eine furiose Neuauflage daraus gemacht.
Der Wahnwitz der Inszenierung fängt schon damit an, dass das Ensemble nicht aus dem Bühnenhintergrund erscheint und abgeht, sondern in der ersten Zuschauerreihe sitzt und zu Beginn der Aufführung auf die Bühne stürmt, um sich aus den dort stehenden Kisten die Kostüme herauszusuchen, auszutauschen, wieder abzugeben, neu anzuprobieren, bis es gefällt. Und schon dabei wird klar: Kleidung für Frauen, Kleidung für Männer – egal; alles nur ein Spiel!
Neben den ruhigen, dem alten Theaterstück entsprechenden Szenen, passiert aber immer wieder so etwas wie:
- Die Bühne, der Burghof verwandelt sich in der Ringkampfszene in eine Wrestlingarena mit lautem, hämmerndem Beat, martialischen Schlachtrufen des Hofringers (der trotzdem letztlich verliert).
- Rosalind / Ganymed sitzt traurig im Wald und singt den Song „I will always love you“ von „The Cure“
- Orlando, im Liebestaumel, verteilt im ganzen Wald Liebesbriefe und verfällt, da er Rosalind nicht wiederfindet, zunehmend einem Liebeswahn und rastet beim Singen des Liedes „Take my Breathe away“ (Berlin) richtiggehend aus.
- Hofnarr Touchstone (das albernste Kostüm des Abends, passt aber zu seinem Charakter) kommt plötzlich auf die Idee, auch heiraten zu müssen und durchsucht den Wald nach Audrey, die er am Schluss auch findet.
Am Ende geht alles gut aus, es wird geheiratet und eine Riesenparty gefeiert, aber nicht ohne dass Rosalind ein paar ermunternde Worte ans Publikum richtet (sinngemäß): „Lebt, wie es euch gefällt, lasst andere leben, wie es ihnen gefällt, dann wird’s eine bessere Welt! Ein bisschen mehr Spiel, dafür braucht’s nicht viel!“
Neben den bereits genannten Ensemblemitgliedern sind außerdem spielfreudig und stimmbegabt dabei: Sascha Maria Icks, Ronald Funke, Annika Martens, Stefan Haschke und Verena Maria Bauer
Tickets und weitere Infos gibt’s hier: www.theater-osnabrueck.de/
Viel Spaß!