Freitag, 19. April 2024

Brücken bauen für ein friedliches Europa

Der Verein „Brücken bauen“ aus der Samtgemeinde Bersenbrück besteht seit fünf Jahren, ist anerkannter Träger der Jugendhilfe des Landkreises Osnabrück und baut seitdem wortwörtlich Brücken. Nicht nur im Landkreis und der Stadt Osnabrück, sondern auch zwischen Niedersachsen und Serbien.

Für den Verein steht die Förderung des Jugendaustausches ganz oben auf der Agenda. Er will alle Menschen ins Boot holen und Inklusion zu betreiben. So waren in diesem Jahr 19 Jugendliche aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück eine Woche zu Gast in Serbien, darunter drei gehandicapte junge Menschen aus Niedersachsen. Alle sollen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – das ist für den Verein kein Lippenbekenntnis. Die Jugendlichen waren die meiste Zeit bei Gastfamilien untergebracht. Dadurch hatten sie die Möglichkeit, die serbische Kultur und Gastfreundschaft in der ländlich geprägten Stadt Ruma kennenzulernen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war diese Stadt mehrheitlich von Donauschwaben besiedelt und noch heute gibt es an vielen Orten Denkmäler aus dieser Zeit.

Ende August fand dann der Gegenbesuch von 25 serbischen Jugendlichen in Landkreis und der Stadt Osnabrück statt. Der Verein hatte für sie ein buntes Programm organisiert, damit sie mehr von der Region erfahren konnten. Gerade beim Besuch in der Friedensstadt Osnabrück war es dem Verein wichtig, dass nicht nur hochrangige Politiker die Stadt besuchen und sich austauschen, sondern eben die Jugendlichen verschiedener Kulturen und Länder.

Der Besuch der serbischen Gäste in der Osnabrücker Synagoge ist ein Beispiel dafür, dass trotz der schlimmsten Vergangenheit, der Shoa, wieder ein Miteinander möglich ist. Nach der Befreiung der Stadt Osnabrück nach 1945 gab es dort nur noch fünf Menschen jüdischen Glaubens, aber im damaligen Kriegsgefangenenlager in Eversburg hatten fast 450 jugoslawisch-serbische Offiziere jüdischen Glaubens überlebt. Einer von ihnen war Rabbiner Hermann Helfgott.

Foto 1) Empfang der serbischen Jugendlichen vom Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg Foto 1) Empfang der serbischen Jugendlichen vom Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Michael Grünberg, freute sich sehr über den Besuch der jungen Gäste in der Synagoge, berichtete ihnen von der Geschichte des Judentums in Osnabrück und erzählte stolz, dass es heute wieder über 900 Mitglieder in der jüdischen Gemeinde gibt. Die osteuropäischen Länder sind für ihre Chöre und Volkstanzgruppen bekannt. Einige Jugendliche aus der Gästegruppe sangen spontan das hebräische Volkslied Hava Nagila. Greta, die fünfjährige Tochter des Vereinsvorsitzenden Dr. Zeljko Dragic, sang ebenfalls mit. Michael Grünberg stellte ergriffen fest, dass das Lied noch nie so schön und gut in der Synagoge gesungen worden sei.

Auf dem Tagesprogramm stand auch ein Treffen mit „Europa direkt“, währenddessen Michael Steinkamp mit den Jugendlichen über die Zukunft Europas diskutierte. Einige junge serbische Gäste stellten kritische Fragen, beispielsweise warum Serbien noch nicht Mitglied der europäischen Union sein könne. Serben sprechen durchschnittlich mehr Fremdsprachen als Deutsche oder Franzosen, und in vielen serbischen Städten wie Novi Sad ist nicht nur Serbisch die Amtssprache, sondern auch Ungarisch oder Slowakisch. Der Konsens des Austausches war, dass sich die Jugendlichen als Europäer fühlen, aber noch kein Teil der Europäischen Union sind und mit diesem Zustand sehr unzufrieden sind.

Die Erholung kam mit Schwimmen gehen oder einem Zoobesuch beim Austausch nicht zu kurz. Ein Empfang beim Samtgemeine-Bürgermeister Michael Wernke gehörte ebenfalls zum Programm. Wernke und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg erhielten dabei von den serbischen Jugendlichen und vom Verein „Brücken bauen“ Melonen und Sonnenblumenöl aus Ruma. Ruma ist eine der serbischen Städte, die für diese Produkte bekannt sind.

Der Verein wird 2023 in den Sommerferien wieder einen Jugendaustausch nach Serbien organisieren. Jeder im Alter von 12 bis 26 Jahren kann sich anmelden. Der Verein freut sich über Inklusionsjugendliche! Mehr Informationen gibt es beim Vereinsvorsitzenden Dr. Zeljko Dragic unter der Rufnummer (0173) 6065438 und der Mailadresse Zeljkoshalom@aol.com.

Serbische Jugendliche überreichen gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Dr. Zeljko Dragic Melonen und Sonnenblumenöl an den SG-Bürgermeister von Bersenbrück, Michael Wernke.Serbische Jugendliche überreichen gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Dr. Zeljko Dragic Melonen und Sonnenblumenöl an den SG-Bürgermeister von Bersenbrück, Michael Wernke.
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
Follow by Email
Facebook
Youtube
Youtube
Instagram
Spotify