Präambel:

Erich Maria Remarque warnte eindringlich vor Krieg und mahnte den Willen zum Frieden an mit folgenden Worten:

„Krieg ist zu allen Zeiten ein brutales Werkzeug der Ruhmgier und der Machtlust gewesen. Nicht einmal eine ernsthafte Beleidigung der Gerechtigkeit selbst kann dem Krieg Rechtmäßigkeit verleihen.Töten ist der Sinn des Krieges – nicht Überleben. Konflikte politischer und diplomatischer Art zwischen Nationen sollten auch durch entsprechende Mittel beigelegt werden.“

Und in dem Friedensvertrag des Westfälischen Friedens von 1648 zu Osnabrück , dem Instrumentum pacis Osnabrugense, heißt es:

„Nachdem … ein langwieriger und erbitterter Krieg entstanden ist, ist es endlich durch Gottes Gnade gelungen, dass man beiderseits an einen allgemeinen Frieden zu denken begonnen hat … Es sollen alle mit Worten, Schriften oder Taten zugefügten Beleidigungen, Gewalttaten, feindseligen Handlungen, Schäden und Unkosten gänzlich gegeneinander aufgehoben sein, auf dass alles, was dieserhalb die eine oder andere Partei fordern könnte, immerwährendem Vergessen anheim gegeben sei.“

 

Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister, lieber Boris Pistorius,

die Friedensstadt Osnabrück begeht in diesem Jahr den 375. Jahrestag des „Westfälischen Friedens“ 1648, Vorbild und Wegbereiter für eine nachhaltige dauerhafte europäische Friedensordnung. Als engagierte und mit der Friedensstadt Osnabrück eng verbundene Bürgerinnen und Bürger möchten wir Sie in Ihren Bemühungen für eine Beendigung des grausamen Krieges in der Ukraine unterstützen und wenden uns heute mit der eindringlichen Bitte an Sie, sich als ehemaliger Oberbürgermeister dieser Stadt und jetziger Verteidigungsminister dafür einzusetzen, alle diplomatischen Wege und Kanäle für Friedensverhandlungen und eine baldige Beendigung des Krieges zu nutzen.

Sicherheitspolitik  muss vor allem darauf ausgerichtet sein, Eskalationsspiralen zu vermeiden und zur Deeskalation beizutragen. Sie muss immer an den Versuch gekoppelt werden, politische und diplomatische Lösungen zu finden. Eine eindimensionale Fokussierung auf Waffen aber führt nur zur Verlängerung des Krieges.  Waffen allein haben noch keinen Krieg beendet. Davon zeugt der von den Pacificatores klug ausgehandelte Westfälische Friede von 1648, der einen grausamen Dreißigjährigen Krieg, dem unzählige Menschen zum Opfer fielen und der ganze Landstriche verwüstete, mit Verhandlungen beendete.

Der Westfälische Friede zeigt, dass Friedensverhandlungen und diplomatische Lösungen nur gelingen können, wenn auf militärische Eskalation, auf immer mehr Waffen und Kriegsrhetorik verzichtet und der Friedenswille deutlich erkennbar wird.

Es ist richtig, dass Wladimir Putin deutlich signalisiert wird, dass sein völkerrechtswidriger Angriffskrieg nicht  hingenommen wird. Es ist aber zu befürchten, dass eine alleinige Fokussierung auf Waffen eine Eskalationsspirale in Gang setzt, die weiteres Sterben, Millionen Flüchtlinge und totale Zerstörung zur Folge hat und diesen Krieg zum gefährlichsten Umwelt– und Klimazerstörer und zum  Armuts– und Hungertreiber weltweit werden lässt. Über 200000 Gefallene auf beiden Seiten, über 50000 zivile Opfer, Millionen von Flüchtlingen, Städte in Schutt und Asche – es ist höchste Zeit, das Töten, Sterben und Zerstören zu beenden!

Die Forderung des Grundgesetzes an Politik und Bürgerinnen und Bürger, „dem Frieden in der Welt zu dienen,“ bedeutet – gerade nach den dunklen Erfahrungen der deutschen Geschichte – die  Verpflichtung, mit einer verantwortungsvollen Politik, die Verhandlungen und  Diplomatie an Stelle von immer mehr Waffen setzt, dazu beizutragen, einen neuen Kalten Krieg zu verhindern, der zahllose Kriege zur Folge haben könnte, auch in Europa. Erste Aufgabe von Politik und allen internationalen Institutionen muss sein, mit Diplomatie, Besonnenheit und Vernunft Strategien  mit dem Ziel der Verständigung, Versöhnung und Konfliktlösung zu entwickeln.

Als ehemaliger Oberbürgermeister von Osnabrück sind Sie dem Friedensauftrag der Stadt eng verbunden, der durch den Westfälischen Frieden und durch die Anti-Kriegsromane von Erich Maria Remarque geprägt wird.

Im Sinne Remarques und in Erinnerung an das von Osnabrück ausgehende epochale Ereignis des Westfälischen Friedens bitten wir Sie, alles Ihnen Mögliche zu tun, um Wege und Perspektiven für Verhandlungen und für einen Frieden zu eröffnen. Nur so lässt sich heute, im Jahr 2023, unserer Überzeugung nach Sicherheit im Sinne des Westfälischen Friedens und im  Rahmen einer neuen europäischen Sicherheitsordnung erreichen.

Willy Brandt sagte in seiner Nobelpreisrede von 1971: „Alle, die Macht haben, Krieg zu führen, möchten der Vernunft mächtig sein und Frieden halten!“ und an anderer Stelle: „Frieden ist nicht alles; aber ohne den Frieden ist alles nichts.“

Mit freundlichen Grüßen

Heiko Kauffmann, ehem. Inlandreferent von terre des hommes, Mitbegründer und ehem. Sprecher von PRO ASYL.
Lioba Meyer, ehem. Bürgermeisterin und Trägerin der Bürgermedaille Osnabrück.


Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:
 

Hans – Jürgen Fip, Ehrenbürger und ehem. Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück

Träger der Justus Möser – Medaille Osnabrück:
Prof. Dr. Klaus J. Bade
Bischof Dr. Franz – Josef Bode
Franz–Josef Hillebrandt
Prof. Dr. Erhard Mielenhausen
Prof. Dr. Hans – Wolf Sievert

für terre des hommes: Joshua Hofert, Vorstandssprecher

Trägerinnen und Träger der Bürgermedaille Osnabrück:
Anke Fedrowitz
Lioba Meyer
Todor Todorovic
Christian Heinecke

Michael Grünberg, Vorstandsvorsitzender der jüdischen Gemeinde Osnabrück
Regionalbischof Friedrich Selter
Dr. Joachim Jeska, Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück
Theo Paul, Domkapitular und ehemals Generalvikar der Diözese Osnabrück
Prof. Dr. Martina Blasberg – Kuhnke, Vorsitzende der Osnabrücker Friedensgespräche
Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer, Autorin und Künstler der Graphic Novel „Im Westen nichts Neues.“
Karin Jabs – Kiesler, ehem.. Bürgermeisterin der Stadt Osnabrück
Heiko Kauffmann, ehem. Inlandreferent von terre des hommes, Mitgründer und ehem. Sprecher von PRO ASYL
Dr. Susanne Meyer, ehem. Leiterin desTuchmachermuseums  Bramsche
Dr. Jürgen Micksch, Mitgründer und ehem. Vorsitzender von PRO ASYL, Erich Maria Remarque – Sonder – Friedenspreis 2011
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch, Sprecher des Runden Tischs der Religionen Osnabrück
Ulrich Mokrusch, Intendant der Städtischen Bühnen Osnabrück
Dr. Sigrid Pees – Ulsmann, Sprecherin der Osnabrücker Ärzte der Malteser – Medizin für Menschen ohne Versicherung

Erich Maria Remarque – Gesellschaft
Felix Nussbaum – Gesellschaft
Pax Christi, Regionalverband Osnabrück – Hamburg
Osnabrücker Friedensinitiative OFRI
International Physicians for the Prevention of Nuclear War IPPNW, Regionalgruppe Osnabrück
Fridays for Future Osnabrück
Deutsch – Palästinensische Gesellschaft, Regionalgruppe Osnabrück

ViSdP: Heiko Kauffmann, 18465  Tribsees;  Lioba Meyer, An der Illoshöhe 9a, 49078 Osnabrück

 

 

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