Offener Brief der Linken-Abgeordneten Heidi Reichinnek an die VW-Belegschaft
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit großer Betroffenheit habe ich von den Plänen erfahren, euer Werk und damit die Arbeitsplätze vieler engagierter Menschen in Osnabrück infrage zu stellen. Ein Werk, das maßgeblich zum Erfolg des VW-Konzerns beiträgt, darf nicht als bloße Kostenstelle betrachtet werden. Jede einzelne Arbeitskraft bei Volkswagen hat in den letzten Jahren unter schwierigen Bedingungen für diesen Konzern gearbeitet, und das soll jetzt einfach aufs Spiel gesetzt werden?
Statt auf Solidarität und Stabilität zu setzen, lässt der Vorstand den Rotstift walten – und das bei einem Unternehmen, das in den vergangenen Jahren hohe Dividenden ausgeschüttet hat. Die letzte Auszahlung ist noch nicht lange her! Die Verantwortung des Konzerns endet nicht bei den Zahlen, sondern umfasst auch den Schutz und die Sicherheit der Arbeitsplätze hier in Deutschland. Dass dies aktuell von oben ignoriert wird, ist ein Affront gegen die Menschen, die VW Tag für Tag stark machen. Eure Arbeit ist nicht nur wichtig für Volkswagen als Konzern, sondern auch prägend für Osnabrück!
Es ist einfach und bequem, Produktionsstätten aus Kosten-gründen zu verlagern, ohne die Zukunftsperspektiven der Beschäftigten mitzudenken. Der Zeitpunkt, um Innovationen und nachhaltige Konzepte in einem Konzern der Automobilindustrie zu entwickeln, die Arbeitsplätze zu erhalten und die Werke zu stärken, wäre um Jahre früher unkomplizierter umzusetzen gewesen. Aber jetzt ist es dringend notwendig. Das darf aber nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. Ein Unternehmen wie Volkswagen sollte sich in erster Linie durch Arbeitsplatz-sicherung und nicht durch Kahlschläge profilieren. Volkswagen hat in den letzten Jahren gute Gewinne erwirtschaftet und während sich der Vorstand hierfür fette Boni auszahlt, werdet ihr mit Werkschließungen bedroht. Das nehmen wir nicht hin.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ihr habt jahrelang hart gearbeitet, um VW stark zu machen. Nun ist es an der Zeit, dass der Vorstand Verantwortung übernimmt und gemeinsam mit der IG Metall sowie dem Betriebsrat Zukunftskonzepte entwickelt, die den Standort Osnabrück sichern – ohne betriebsbedingte Kündigungen. Der Konzern verdankt seinen Erfolg nicht zuletzt den Menschen in den Werken, die täglich ihr Bestes geben. Die Landesregierung hat diesen Prozess zu begleiten und endlich eine aktivere Rolle im Aufsichtsrat einzunehmen. Die Politik muss sich wieder als Anwältin der Beschäftigten bei Volkswagen verstehen, statt nur warme Worte zu sprechen.
Diese Entscheidung des Vorstands ist nicht nur kurzsichtig, sondern stellt einen Bruch mit den Werten dar, für die VW immer gestanden hat. Kämpft weiter für eure Rechte, denn wer kämpft, kann gewinnen. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Als Linke im Bundestag werden wir euch bei diesem Kampf weiter unterstützen und weiter laut sein, für den Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze!
Solidarisch an eurer Seite!
Eure Heidi Reichinnek