Der Herbst in der VHS Osnabrück ist gespickt mit interessanten Vorträgen und anschließenden Diskussionen.
Diese wollen wir Ihnen exemplarisch ans Herz legen (Buchung jeweils über die Internetseite der VHS: www.vhs-os.de/ – Überbegriff „Politik / Gesellschaft / Umwelt“):
23.09.2025, 19.00 Uhr: Krieg, Vertreibung und ein Neubeginn – wie weiter in Nahost?
Kooperation: Colloquium Dritte Welt – Umwelt und Entwicklung
Die Machtverhältnisse im Nahen Osten haben sich seit dem Terrorangriff vom 07. Oktober 2023 auf Israel erheblich verschoben. Israel versucht seitdem sowohl die Hamas als auch Hisbollah im Libanon zu zerstören und schreckt auch vor einem Angriff auf den Iran nicht zurück. In der Zwischenzeit wurde in Syrien der brutale Machtapparat Assads gestürzt und eine neue Regierung mit islamistischen Wurzeln gebildet, deren langfristige Ausrichtung noch unklar zu sein scheint.
Die aktuelle politische Situation und die möglichen Perspektive sowie die Lage der Zivilbevölkerung analysiert die Journalistin und Syrien-Expertin Kristin Helberg in ihrem Vortrag.
23.10.2025, 19.00 Uhr: Unerwünscht – Juden im Nachkriegsdeutschland
Koopereation: Gesellschaftfür Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Vor 80 Jahren endete der II. Weltkrieg in Deutschland und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Europa. Damit endete auch die Schoa, die systematische Vernichtung von Jüdinnen und Juden während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Europa. Der Völkermord war beendet, Überlebende aus den Konzentrationslagern waren befreit, andere Überlebende konnten ihre „illegale“ Lebensweise im Exil oder im Untergrund zwar beenden. Nicht beendet aber war das Leben in Lagern, vor allem für viele Opfer der NS-Herrschaft, die im Laufe des Krieges aus ihrer ost- oder zentraleuropäischen Heimat verschleppt worden waren, nun in den Camps für Displaced Persons der westlichen Besatzungsmächte. Welche Erfahrungen machten diese Jüdinnen und Juden und andere Verfolgte des NS-Staates in den westlichen Besatzungszonen und ab 1949 mit der neuen Republik? Wie wirkte sich die sogenannte „Elitenkontinuität“ – die Weiterbeschäftigung der in staatlichen Verwaltungen und im Gerichtswesen der NS-Herrschaft Tätigen in den Institutionen Nachkriegsdeutschlands – für die Opfer der NS-Herrschaft aus? Inwieweit bestimmte die Idee der „homogenen Volksgemeinschaft“ weiterhin das Verhältnis staatlicher Institutionen und der Mehrheitsbevölkerung zu den Verfolgten der NS-Tyrannei: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, sogenannte Fremdarbeiter, Zeugen Jehovas etc.? Diesen Fragen geht Frau Schüler-Springorum nach und zeigt damit Facetten auf, die sowohl im Rückblick auf das Ende des II. Weltkrieges und auf die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland als auch angesichts heute wahrnehmbarer Kontinuitätslinien von Antisemitismus, Rassismus und Homophobie nicht unbetrachtet bleiben dürfen.
13.11.2025, 19.00 Uhr: Rechtsruck und antimoderne Reflexe
Wie die autoritäre Rebellion breite Schichten der Gesellschaft erfasst
Kooperation: Landesbüro Niedersachsen der Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Affinität des Antimodernismus zum völkischen Nationalismus ist kein neues Phänomen, wird jedoch heute kaum thematisiert. Die Massenproteste der Querdenkenden, Reichsbewegten und Rechtsextremen scheinen vorbei. Doch die sich aus ihnen speisende gesellschaftliche Schicht mit antimodernen Vorstellungen wächst, sie hat sich außerdem verjüngt und verweiblicht – nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Die Radikalität ihrer Einstellungen beginnt nicht erst mit der Planung einer Erstürmung des Bundestags oder der Sabotage des Stromnetzes. Sie beginnt mit der Anzweiflung der Realität hin zu einer Ablehnung des Rechtsstaates und endet bei der Delegitimierung der Demokratie. Andreas Speit beschreibt, wie antimoderne Reflexe breite Schichten der Gesellschaft erfassen und sie immer weiter nach rechts rücken.
Andreas Speit ist Buchautor und Journalist. Er schreibt u.a. für die taz und die Zeit. Darüber hinaus ist er Referent bei den Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung, beim Deutschen Gewerkschaftsbund, bei der Friedrich-Ebert- und der Heinrich-Böll-Stiftung sowie der Medienakademie von ARD und ZDF. Er publiziert regelmäßig über rechte und völkische Tendenzen, identitäre Netzwerke und die Reichsbürgerszene.
18.11.2025, 19.00 Uhr: „Pazifistisches Wolkenkuckucksheim“ ade?
Deutschlands (Irr)Weg in die „Internationale Verntwortung“ von der Wiedervereinigung bis zur „Kriegstüchtigkeit“
Kooperation: Colloquium Dritte Welt – Umwelt und Entwicklung
Die westdeutsche Ost- und Entspannungspolitik seit Ende der 1960er Jahren hat den Menschen in der damaligen DDR humanitäre Erleichterungen gebracht, sie ermöglichte die Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze ,die Aussöhnung mit den Völkern der Sowjetunion sowie den Beitritt beider deutscher Staaten zur UNO. Und diese Politik führte schließlich zum Fall der Berliner Mauer, zum Ende der globalen Blockkonfrontation und zur deutschen Wiedervereinigung. War das auf einmal alles falsch und naiv?
Ist die Entspannungspolitik tatsächlich gescheitert, wie seit dem Überfall Putin-Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 vielfach behauptet wird? Und ist die (Wieder)Herstellung deutscher „Kriegstüchtigkeit“ die einzig mögliche Antwort auf die russische Aggression und die angeblich neue „Unordnung“ in der Welt? Wie ließe sich die internationale Verantwortung Deutschlands stattdessen auf friedensfähige Weise wahrnehmen? Und wie könnte die Friedensbewegung effektiver als bislang dazu beitragen?
25.11.2025, 19.00 Uhr: Meinungsfreiheit unter Druck
Der weltweite Vormarsch des Autoritarismus und der Widerstand der Zivilgesellschaft im globalen Süden und bei uns
Kooperation: Colloquium Dritte Welt – Umwelt und Entwicklung
Der Trend ist eindeutig: Weltweit schrumpfen die Handlungsspielräume für zivilgesellschaftliches Engagement. Wer sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzt, lebt unter Umständen gefährlich. Auch im globalen Süden gibt es Widerstand gegen den Autoritarismus, der unter zunehmend unter Druck gerät. Umso wichtiger sind Solidarität und Unterstützung aus dem Norden. Dabei ist auch die Bundesregierung gefragt. Sie muss sicherstellen, dass ihre eigene Wirtschafts- und Außenpolitik die Spielräume für zivilgesellschaftliches Engagement im globalen Süden nicht einschränkt.