Montag, 8. Januar 2024

Tierisch und gigantisch – Teil 1: Programmstart zum Friedensjubiläum

Auftaktveranstaltung mit weltweit größtem „Kasper“

Sonntagmittag vor dem Rathaus: Osnabrücks Friedensmonate sind tierisch und gigantisch vom Stapel gelaufen. Prächtiges Wetter und guter Besuch sorgten für den idealen Rahmen zur Auftaktveranstaltung eines Kulturformats, das in Osnabrück seit Jahren, akribisch wie liebevoll, von etlichen vorbereitet worden ist. Ganz im Zeichen des globalen Friedens werden in den kommenden sieben Monaten über 200 facettenreiche Zusammenkünfte stehen. Alle widmen sich in ganz unterschiedlicher Weise dem Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Über 120 Einrichtungen, Vereine und Initiativen werden bis zum Oktober mit eigenen kulturellen Duftnoten vertreten sein.


Motto des April

Das globale Friedensthema „Natur und Umwelt“ steht im laufenden Monat besonders im Fokus: Welche Auswirkungen hat der Umgang mit Natur und Ressourcen auf das friedliche Zusammenleben? Was fordern wir für die Zukunft? Die OR hat sich dazu bereits mit zwei vielbeachteten Beiträgen zum Stellenwert des Botanischen Gartens – https://os-rundschau.de/os-und-umzu/westfaelischer-friede/botanischer-garten-ein-stueck-weltflora-in-der-friedensstadt-mit-podcast/ – sowie des Zoos – https://os-rundschau.de/os-und-umzu/westfaelischer-friede/geo-zoo-in-osnabrueck-welt-landschaften-und-tierpflege-trotzen-klimawandel-und-artensterben-mit-podcast/ – eingebracht.


Vorgeschmack auf dem Markt: Punch Agathe  

Am Sonntagmittag zeigte sich auf dem Marktplatz das weltbekannte Figurentheater „Punch Agathe“, das seine Premiere in enger Kooperation mit dem renommierten Osnabrücker Figurentheater erlebte. Als „Größter Kasper der Welt“ versteht sich die sechzehn Meter hohe „Mutter aller Störenfriede“. Sie kam mit einem internationalen Gefolge zum Rathaus von Osnabrück. Erzählt wird dabei die folgende Geschichte: Auf ihrem Weg in die Friedensstadt stiehlt jener größte Kasper des Weltgeschehens das 10 Meter lange Schwert des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald, um es – als Zeichen des Friedens – mit Bürgerinnen und Bürgern aus Osnabrück genüsslich vor das Rathaus zu legen. Dort soll es ruhen und niemandem mehr Schaden zufügen.

Zusammen mit der gigantisch hohen Punch Agathe versammelte das Figurentheater eine Vielzahl von internationalen Künstler*innen in Osnabrück, um gemeinsam ein Zeichen OKim Vorfeld des Festaktes zum 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens zu setzen. Ziel des großformatigen Schauspiels war es, Menschen unterschiedlichster Herkunft, mit unterschiedlichsten Sprachen, unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Profession zu präsentieren und gemeinsam für den Friedensgedanken zu werben. Vor allem Kinder nutzten am Ende die Entwaffnung des Teutoburger Hermannsdenkmals, um sein Riesenschwert bunt und symbolreich zu bemalen. Im Publikum bewegten sich illustre Großkäfer, Tauben und Fantasiegestalten, hoch oben flatterte irgendwann eine Riesentaube als klassisches Symbol des Weltfriedens vom Dach der Stadtbibliothek zum Rathaus.

„Unser Zeichen soll groß und laut und divers sein. Es soll diese Stadt und ihr Selbstverständnis als Friedensstadt widerspiegeln. Grenzenlos“, betonten die Verantwortlichen auf der Internetseite des Figurentheaters. Dass alles wie geplant klappte, lag vor allem an einer einzigartig guten Zusammenarbeit der Macher*innen: Neben Punch Agathe aus der Demokratischen Republik Kongo sorgte das „Fuck-Border-Hippo“ aus Kinshasa ebenso für Abwechslung und Nachdenken wie die „Hysterischen Friedenstauben“ aus Krakau, die „Money Mouse“, die „Molerats“ sowie die „Maden“, welche allesamt als unterschiedliche Spezies inmitten des Publikums agierten. Alles wurde umrahmt von der Musik des Rabbatz Orchestra unter der Leitung von Jakob Jentgens, deren Virtuosen aus dem Ruhrgebiet angereist waren. Ebenfalls klangvolle Eindrücke hinterließ Shabnam Parvaresh aus Osnabrück und Orakle Ngoy aus Kongo. Kurzum: Besucher*innen des Spektakels gingen zufrieden mit Lust auf Mehr nach Hause.

alle Fotos: Osnabrücker Rundschaualle Fotos: Osnabrücker Rundschau
Sturzvogel-2
Rathaustauben
Malschwert

Gelebte Friedensstadt

Das Jubiläum des Friedensschlusses von 1648, der damals maßgeblich im Osnabrücker Rathaus ausgehandelt wurde, markiert bis heute das am meisten herausragende Ereignis der Stadtgeschichte. Welcher andere Geburtstag wäre idealer geeignet, Osnabrücks Selbstverständnis  deutlicher zu markieren? „Das Jubiläum 2023 bietet für die Stadt Osnabrück eine besondere Chance, die eigene Bürgerschaft zu aktivieren, neue Impulse zu setzen und die Friedensstadt auch überregional noch stärker zu positionieren“, brachte Wolfgang Beckermann, Erster Stadtrat und Vorstand für Bildung, Kultur und Familie, das anspruchsvolle Programm der nächsten Monate auf den Punkt.

Althergebracht wäre es gewesen, in langweiligen Feierstunden, vollbedruckten Infowänden und elitären Festvorträgen isoliert auf das Jahr 1648 und den damals ausgehandelten Friedensschluss zu blicken. Heute weiß man, dass Geschichte keinen Stoff für Antiquarisches bieten soll, sondern vor allem dazu dienen muss, um aus ihr zu lernen. Für Friedensschlüsse gilt dies allemal.

Das aktuelle Programm macht klar, dass vor allem die aktive Zivilgesellschaft gefragt ist, nachhaltige Werte aus dem historischen Datum zu entwickeln, die eine friedliche Zukunft im Blick haben. In wenigen substantivierten Verben macht ein stadtoffizielles Video –  zu sehen unter https://www.os-kalender.de/osfrieden2023  – klar, welche bürgerschaftlichen Prozesse bis zum Oktober obenan stehen: Fordern, Reflektieren, Innehalten, Einlassen, Debattieren, Engagieren und Neudenken. Das Jubiläumsprogramm 2023 bringt unter diesen Vorzeichen Handlungsfelder aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Kunst zusammen.


Was steht weiter an?

„Das Programm lässt Treffpunkte für junge Menschen entstehen und stärkt die Stadt als Tagungsstandort. Nicht zuletzt“, so Patricia Mersinger, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur und Projektleiterin Jubiläum 2023, „bietet das Jubiläum den Rahmen für ein Kulturprogramm, das in diesem Jahr besonders vielschichtig die zentralen Zukunftsfragen aufgreift und einige international renommierte Künstlerinnen und Künstler nach Osnabrück einlädt.“

In der Themenwoche vom 21. bis 29. April werden sich mit diesen Fragen unter anderem das Literaturfestival „Umwelten – wie wollen wir leben?“ und die Tagung der Bundesumweltstiftung mit dem Thema „Klimaschutz als Friedensgrundlage“ befassen. Ein echtes Highlight ist die Wiedereröffnung der Dauerausstellung des Museums am Schölerberg, die Vorfreude verdient. Im Internet präsentiert die Stadt Osnabrück alle Jubiläumsveranstaltungen in Kooperation mit der Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land (TOL) im OSkalender unter www.os-kalender.de/osfrieden2023  sowie auf dem Friedensstadt-Portal unter www.friedensstadt.osnabrueck.de.

Von April bis Oktober erscheint zudem jeweils ein Faltblatt mit dem Monatsprogramm. Neugierde darf sein.

 

 

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