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Montag, 8. September 2025
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Der angelnde Stadt-Hase

Eine vergleichende Betrachtung

von Michael Kröger

Was hat der „(Angelnde) Stadt-Hase“, der an der Ecke Georgstrasse / Öwer de Hase steht, eigentlich dort verloren? Hat sich das Osnabrücker Stadtmarketing dort einen Gag erlaubt? Könnte man vielleicht meinen. Wie auch immer. Diese Skulptur im öffentlichen Raum, 1999 von Heinrich Brummack dort unübersehbar in Beziehung zur Hase platziert, ist als Hingucker ziemlich gut gelungen.

Der leicht goldfarbene „Stadt-Hase“ ist unter den zahlreichen anderen Kunstwerken im öffentlichen Stadtraum jedenfalls erfolgreich, weil er eines wirklich gut kann: Aufmerksamkeit zu erzeugen. Heinrich Brummacks Arbeit – auf einem knallroten Doppel T-Träger positioniert – gehört wohl zu den Werken, die auch Jahre nach ihrer Realisierung immer noch zu den Arbeiten zählen, die wohl nicht nur unter Osnabrück-Touristen gut ankommen.

Im Unterschied zu den drei international bekannten Osnabrücker Künstlern – Felix Nussbaum, Friedrich Vordemberge und Erich Maria Remarque – ist der Urheber des angelnden Stadt-Hasen eher ein Name für Kunstinsider geblieben. Wer also war Heinrich Brummack, dem die Stadt Osnabrück 1999 eine eigene Ausstellung in der damaligen Stadtgalerie widmete („Modelle, Skulpturen, Utensilien, Beziehungskisten“) und der 1987 sogar auf der Documenta 8 eingeladen worden war?

In der Kunstwelt um die Jahrtausendwende galt der 1936 geborene Brummack buchstäblich als bunter Hund – irgendwo zwischen Pop-Art und subtiler Gesellschaftskritik angesiedelt, würdigte ihn die damalige Kunstkritik als spitzfindigen Bildhauerpoeten und anarchistischen Konzeptkünstler, der sich nicht auf ein bestimmtes Markenzeichen festlegen wollte.

Schon Mitte der siebziger Jahre hatte der Künstler mit einer wegweisenden Ausstellung in der Kölner Kunsthalle („Möbelskulpturen und Aggressionsobjekte“) auf sich aufmerksam gemacht. Seine überdimensionierten, deutlich von der Pop-Art beeinflussten Objekte waren ebenso eigensinnig wie deren widersprüchlichen Titel.

Arbeiten wie „Prinzessinnenbett“, „Astronautenstuhl“ und „Hühnersarg“ zeigten wie viele seiner Skulpturen funktionierten: als Kombinationen von extrem gegensätzlichen Bildsymbolen unserer modernen Lebenswelt. Seine Werkserie übermannshoher „Aggressionsfäuste“ kommentierte Brummack damals eindeutig: „Meine Aggressionsfaust soll aufrufen, mit der Faust humaner umzugehen. “

Bis zum Lebensende 2018 kultivierte der Künstler, der einige Jahre in Westerkappeln lebte und arbeitete, seine Lust am Eigensinn und ästhetischen Widerspruch. Sein Grabmal auf einem Künstlerfriedhof in einem Waldgebiet bei Kassel gestaltete er selbstverständlich selbst. Auf zwei mächtigen Felssteinen thront eine riesige Wasserschale, die Vögel zum Trinken und Besuchende zur stillen Meditation einladen.

Ähnlich ergeht es den heute durch Osnabrück Flanierenden. Sein paradoxer angelnder Stadt-Hase tut seelenruhig so als hätten er nie etwas Besseres zu tun gehabt: den Osnabrückern und der Welt zu zeigen, in welcher kunstsinnigen Stadt sie leben, die mit ihren diversen öffentlichen Kunstwerken im Grunde sehr gut zusammen harmonieren …

Hinweis: Eine ABBILDUNG des KünstlerGRABMALS findet sich unter: www. kassel.de Stichwort : Künstler-Nekropole

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