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Montag, 31. März 2025
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Eva Berger: Plädoyer für ein Mobilitätszentrum Neumarkt Osnabrück

Gedanken zur Diskussion um die geplante Buslinienführung auf der Johannisfreiheit

Angestoßen durch einen Artikel in der Neuen OZ vom 23.1. (NOZ, S. 9) von Sebastian Stricker über Vorschläge einer neuen Buslinienführung, betitelt „Johannisfreiheit droht die Bus-Lawine“, nachfolgende Überlegungen.

In den Quellen zur Neustadt finden sich Akten über Konflikte zwischen Alt- und Neustadt, wie auch zwischen Kapitelherrn von St. Johann und dem Neustädter Rat. Dabei geht es stets um die Zuständigkeiten rund um St. Johann. Ich erinnere mich an einen Konflikt zwischen Kapitelherren von St. Johann und Neustädter Rat, entstanden aufgrund der üblen Belästigung durch eine auf der Johannisfreiheit angelegte Mistgrube. Die Verantwortlichen wurden aufgefordert, das stinkende Ärgernis zu beseitigen.

Letztendlich wurde die Sache, die Bürgerschaft wie Kirchgängerinnen und Kirchgängern so übel in die Nase gestiegen war, ca. 100 Jahre später mit der Kanalisierung aus der Welt geschafft.

Heute steht auf dem Kirchplatz dort eine künstlerisch gestaltete Entlüftungssäule und erinnert an öffentliche Maßnahmen der Stadthygiene des beginnenden 20. Jh., als die Pissoirs von den unterirdischen Toilettenanlagen abgelöst wurden und großstädtischen Flair signalisierten. Die Einrichtung auf der Johannisfreiheit von 1929/30 ist schon längst außer Betrieb. Vermutlich werden heutzutage die Anlagen des Marienhospitals mitbenutzt.

Die Toilettenanlage mit Entlüftungssäule.
Die Toilettenanlage mit Entlüftungssäule. Foto: Eva Berger.

Einen Konflikt mit gleichem Potential sehe ich in der Diskussion um die geplante Buslinienführung auf der Johannisfreiheit. Erneut sind es öffentliche Maßnahmen, die die Stadthygiene betreffen, dieses Mal der motorisierte Verkehr. Die einen wollen ein ‚Zukunftsnetz 2026“ gestalten, das die Buseinsätze von 1700 auf 480 reduziert, jedenfalls auf dem Neumarkt. Die anderen wollen neben dem historischen Erhalt der jetzigen Johannisfreiheit den ruhigen Charakter erhalten, der nicht nur den dort in Hospiz, Krankenhäusern oder Schulgebäuden untergebrachten Personen zugute kommt, sondern auch den Passant:innen und Radler:innen in diesem Bereich. Weitere Gruppierungen, wie Busfahrende selbst, Touristen oder Neustädter:innen werden (noch) nicht gefragt. Der Beschluss des Rates am 1. Oktober 2024, eine Einbahnstraßenregelung auf dem Neumarkt für den Busverkehr ab 2026 einzurichten, hatte ja auch nicht den Fokus auf die Veränderung der beruhigten Zone um St. Johann im Blick.

Als Bürgerin, Stadthistorikerin und als Radlerin wünsche ich mir, dass die beruhigte Zone rund um St. Johann bleibt und der Charakter eines Platzes keinesfalls durch eine neue Buslinienführung zerstört wird. Denn selbst wenn die Busse mit geräuschlosen Elektromotoren im Schritttempo durchschleichen, entstünde mit den angedachten Haltestellen und den dazugehörigen Wartenden ein neuer ÖPNV-Hotspot.

Konsequente Eingriffe in die Linienführung der Öffentlichen Verkehrsmittel schaffen auch klare und eindeutige Verbesserungen. Anstatt sich gedanklich auf die Verbannung der Busse und der wartenden Passanten vor dem Gebäude des Landgerichtes zu fokussieren, sollte der Neumarkt endlich als Mobilitätszentrum (Zentralstelle für Stadtbusse) ins Auge gefasst werden. Denn der ‚Neue Graben/Neumarkt‘ bleibt bildlich gesprochen stets ein Graben, eine Abgrenzung zwischen Alt- und Neustadt. Das sind die historischen Fakten. Es mag Mut benötigen, diese Tatsache als gestaltendes Mittel zur Lösung der anstehenden Aufgaben einzusetzen, sicher auch Phantasie.

Mit diversen Halte- und Wartestellen, die auf dem Mittelstreifen des Straßenverlaufs eingerichtet werden (Mittellage), könnte das Zu- und Umsteigen erleichtert und der Vorplatz des Landesgerichtes deutlich von seiner jetzigen Funktion als Warte- und Haltestelle entlastet werden.

Mittelstreifen für Aus- und Einstieg von öffentlichen Verkehrsmitteln finden sich in jeder größeren Stadt, meist bei Straßenbahnen, sie lassen sich aber auch für Busse einrichten! Der Durchgangsverkehr für den motorisierten Individualverkehr, so wurde ja bereits vom Rat entschieden, ist gesperrt. Lasst also die Busse über den Neumarkt ihrer Wege ziehen!

Alle Fotos: Eva Berger, Osnabrück

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