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Dienstag, 22. April 2025
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OR-Serie: „Brückenschläge“ vom Heute zur Befreiung Osnabrücks 1945. Teil 2: Der Ostbunker

Vom Schutzort zur Freizeitstätte

Von Hauke Haubrock

Vorbemerkung der OR-Redaktion: Der Ostbunker ist heutzutage eine Osnabrücker Begegnungsstätte, die bereits seit 1977 als Jugendzentrum und Veranstaltungsort eine eigene Tradition hat. Im April letzten Jahres musste das Gebäude aus Gründen des Brandschutzes ganz plötzlich geschlossen werden. Auf seine Wiedereröffnung mit nagelneuem Konzept wird deshalb schon sehnsüchtig gewartet.

Der Komplex zählt zugleich aber auch zu den bekanntesten früheren Luftschutzbunkern Osnabrücks. Damit zählt der Ostbunker in der Stadt zu jenen Orten, die einen besonderen Brückenschlag zwischen Kriegsende und der heutigen Zeit dokumentieren. Hauke Haubrock zählt in Osnabrück zu den besonders renommierten Kennern sogenannter „Bunkerwelten“, über die man durch lesenswerte Buchveröffentlichungen, ebenso über eine vorzüglich gemachte Homepage sehr viel erfahren kann. Hauke konnte die OR als Autoren des folgenden Beitrags zur Geschichte des Ostbunkers gewinnen.

So sah der Ostbunker zu Kriegszeiten aus. Oben befand sich eine FLAK-Stellung.
So sah der Ostbunker zu Kriegszeiten aus. Oben befand sich eine FLAK-Stellung. Foto: Osnabrücker Bunkerwelten

Der sogenannte „Ostbunker“ zählt heute zu den bekanntesten Luftschutzbunkern Osnabrücks – nicht zuletzt wegen seiner langjährigen Nutzung als Jugendzentrum und Veranstaltungsort im Herzen des Schinkels.

Seine Geschichte beginnt Anfang der 1940er-Jahre mit dem sogenannten LS-Sofortprogramm des Deutschen Reichs, das den Bau bombensicherer Schutzbauten in luftgefährdeten Städten vorsah. Nachdem 1940 mit dem Bau des benachbarten Hochbunkers am Stahlwerksplatz begonnen worden war, folgte kurze Zeit später der Spatenstich für den Ostbunker auf einer freien Fläche zwischen Schinkel- und Oststraße. Ab Januar 1941 entstand dort in zweijähriger Bauzeit ein sechsstöckiger Betonturm mit einer Grundfläche von 15 × 13,65 Metern. Er überragte die umliegende Wohnbebauung deutlich und ist bis heute das höchste Gebäude in der näheren Umgebung.

Nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 1943 bot der Bunker offiziell Platz für 775 Personen. In der Praxis wurde diese Zahl allerdings weit überschritten – bei schweren Luftangriffen suchten bis zu 2.000 Menschen Schutz. Aufgrund seiner Höhe von etwa 20 Metern wurde auf dem Dach eine leichte Flakstellung zur Abwehr von Tieffliegern installiert, zugänglich über eine außenliegende Betontreppe.

Der Aufbau des Bunkers war schlicht und zweckmäßig. Zwei Eingänge auf der Nordseite führten in das Erdgeschoss, wo ein Flur mit dem zentralen Treppenhaus verbunden war. Dort befanden sich auch die Räume des Bunkerwarts. Die Schutzräume für die Bevölkerung lagen in den oberen Etagen und im Keller, wo zudem eigenständige Frischluftanlagen installiert waren. Die Schutzräume bestanden aus kleinen Kammern von 2 bis 2,5 m2 Fläche – eine Maßnahme, die einzelne Räume im Falle eines Treffers besser isolieren sollte. Im weiteren Kriegsverlauf verzichtete man aus Platzgründen zunehmend auf solche Abtrennungen.

Trotz seiner massiven Bauweise galt der Ostbunker wegen der Wandstärken von lediglich 80 bis 120 cm nicht als völlig bombensicher. Am 26. September 1944 wurde er von einer fehlgeleiteten amerikanischen Bombe getroffen, die am Fuß der westlichen Bunkerwand explodierte. Die Detonation ließ die Außenwand einstürzen, wodurch zwölf Menschen im Keller ums Leben kamen. Elf von ihnen wurden später auf dem Gräberfeld für Bombentote des Heger Friedhofs beigesetzt.

Schon am nächsten Tag begannen die Reparaturarbeiten. Die zerstörte Wand wurde an der Ostseite um einen halben Meter verstärkt – diese Nachrüstung ist noch heute sichtbar. Auch die beiden Eingänge erhielten zusätzliche Splitterschutzvorrichtungen in Form vorgelagerter Betonbauwerke. Diese konnten zwar keinen Volltreffer abwehren, erhöhten jedoch die Sicherheit im Inneren erheblich.

Nach dem Krieg geriet der Bunker zunächst in einen desolaten Zustand. 1948 wurde das Innere als verwüstet beschrieben – Türen und Mobiliar waren durch Vandalismus zerstört oder gestohlen. Im selben Jahr soll das Erdgeschoss kurzzeitig als öffentliches Saunabad genutzt worden sein. Laut NDR gab es dort Bade- und Massageeinrichtungen, die den Osnabrückern einen Hauch von Erholung bieten sollten – wie lange diese Nutzung anhielt, ist allerdings unklar.

1977 ging der Bunker in den Besitz der Stadt Osnabrück über. Nach umfangreichen Umbauten wurde er zum Jugendzentrum umfunktioniert, das bis heute besteht. Die auffällige Tarnbemalung stammt übrigens nicht aus Kriegszeiten, sondern wurde erst in den 1970er-Jahren aufgebracht.

Weitere Foto-Impressionen aus jüngster Zeit

Zwei Bilder aus vitalen Zeiten - die bald wiederkehren werden.
Zwei Bilder aus vitalen Zeiten – die bald wiederkehren werden.

Redaktionaller Hinweis:
Zur Thematik dieses Artikels wird es in nächster Zeit noch ein Interview geben.

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