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Sonntag, 18. Mai 2025
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The Crazy World of Arthur Brown auf der Maiwoche

Der Mann mit den vielen Masken
Rocklegende Arthur Brown zündete sein Höllenfeuer auf der Osnabrücker Maiwoche

Am vierten Tag des Osnabrücker Stadtfests Maiwoche dürfte der Altersdurchschnitt auf dem Platz vor dem Rathaus über dem sonstigen Mittelwert gelegen haben. Dafür sorgte schon allein der Künstler des Abends: Arthur Brown wird am 24. Juni 83 Jahre alt. Der Mann personifiziert quasi mehrere Kapitel der Rock-Geschichte. Seinen größten Hit „Fire“ verzeichnete er 1968. Damals und hernach kreuzte er die Wege zahlreicher Größen der Rockmusik. Pete Townshend von The Who war Koproduzent des Debütalbums „The Crazy World of Arthur Brown“. Zur Band gehörten Vincent Crane, später Atomic Rooster, und Carl Palmer, später unter anderem Emerson Lake & Palmer. Einer der Sänger im Hintergrund des Brown-Albums „Dance“ war Robert „Mutt“ Lange, der kurz darauf in die Spitzenliga der Rock- und Pop-Produzenten aufsteigen sollte. Er betreute unter anderem AC/DC, Def Leppard, Foreigner, Shania Twain, Bryan Adams, Muse, Maroon 5.

Arthur Brown selbst wurde neben seinen eigenen Projekten auch von anderen Musikern und Bands als Sänger gebucht. Alan Parson gewann ihn für das Konzeptalbum „Tales of Mystery and Imagination“. Klaus Schulze, der deutsche Elektronikpionier, bat ihn für die Alben „Dune“ und „Time Actor“ ins Studio und ging mit ihm auf Tournee. Seiner Zeit voraus war Brown mit seiner Formation Kingdom Come und dem Album „Journey“, auf dem bereits 1974 elektronische Instrumente wie Drum Machine, Mellotron and Synthesizer Verwendung fanden. Damals kein Erfolg, heute eine weithin anerkannte Pionierleistung. Er gastierte bei Hawkwind, bei der deutschen Band Die Krupps, Bruce Dickinson, den Pretty Things, Carl Palmers ELP Legacy, der Hamburg Blues Band und spielte den Priester in der Verfilmung der Rockoper „Tommy“.

Foto: Harald KellerFoto: Harald Keller
Foto: Harald KellerFoto: Harald Keller
Foto: Harald KellerFoto: Harald Keller
Foto: Harald KellerFoto: Harald Keller

Theatralische Schaueffekte gehörten seit seinen Anfangstagen zu Browns Bühnenpräsenz. Bis heute setzt er sich zum Song „Fire“ ein Gestell mit lodernden Flammen auf den Kopf. Keine ungefährliche Angelegenheit. In der Vergangenheit wurden Brown schon mal einige Haarbüschel weggeschmort. Neben Kollegen wie Screaming Jay Hawkins, dessen „I Put a Spell on You“ zu Browns Bühnenrepertoire gehört, und Screaming Lord Sutch war Brown einer der Pioniere exzentrischer Aufführungen in der Rock-Musik, darin ein Vorläufer von Alice Cooper, Kiss, Marilyn Manson. Auch die frühen Genesis griffen auf Elemente des Bühnenschauspiels zurück. In Osnabrück zeigten sie ihr durchkomponiertes Programm 1973 in den damaligen Städtischen Bühnen, heute Theater Osnabrück. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ schrieb: „(…) nur in der intimeren Atmosphäre eines Theaters kann das, was Peter Gabriel, Tony Banks, Phil Collins, Steve Hackett und Michael Rutherford produzieren, zur vollen Geltung kommen.“

Ähnlich ging Arthur Brown zeitweilig künstlerisch ambitioniert zu Werke und kreierte, wiederum seiner Zeit voraus, Multimediashows, bei denen er seinen dramatischen Gesang durch inszenierte Elemente, Bühneneffekte, wilde Kostümierungen, Projektionen illustrierte. Stilistisch ist er im Kern der Sparte Prog- und Spacerock zuzuordnen, adaptierte aber auch Ska und Reggae und Gospel, interpretierte, vor allem in seiner Zusammenarbeit mit dem Zappa-Schlagzeuger Jimmy Carl Black, intonationssicher traditionellen Blues und spielte reine Akustikkonzerte.

Wechselnde Kostüme, fantasievolle Kopfbedeckungen, schrille Gesichtsbemalung und die berühmte feurige Einlage gehörten auch bei seinem Konzert auf dem Osnabrücker Rathausvorplatz zur Show. Ein triumphaler Abend für den Künstler, der gefeiert und selbstredend nicht ohne Zugabe entlassen wurde.

Zum Abschluss trat er noch einmal an den Bühnenrand und erzählte, dass er in den frühen Sechzigern erstmals nach Deutschland gereist sei. Mangels Geld per Anhalter. Das sei damals noch ungefährlich gewesen. Und es gab Lob für die Osnabrücker Veranstaltung. Brown und seine junge, vielseitige und gut aufgelegte Band hatten den Auftritt sichtlich genossen.

So wie das reichlich erschienene Publikum. Der Raum vor der Bühne war gut gefüllt. Ein Beleg, dass sich im Rahmen der Maiwoche abseits von Coverbands und Stimmungsgeträller ein Publikum auch für ambitioniertere Auftritte gewinnen lässt. Hoffentlich ein Ansporn, bei künftigen Programmkonzeptionen (wieder) etwas mehr Mut walten zu lassen.

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