Freitag, 19. April 2024

„Ick bün all hier“ – Trari Trara, die neue Igelpost ist da! Ausgabe 2/22

Liebe Leserin, lieber Leser,
bevor Du hier weiterliest, möchte ich mich erst einmal vorstellen: Ich bin der schreibende Igel in der OR-Redaktion und verantwortlich für das Projekt „Das isso! Muss man wissen!“. Gepackt hat mich die Schreiberei, weil ich mich seit Kurzem einer quälenden Lektüre unterworfen habe. Sie nennt sich mit Zweitnamen ebenfalls „Post“, ist auch online unterwegs und besitzt als Vornamen nicht mich, sondern den eines hastig nagenden Langohrs. Ein Igel ist bekanntlich viel schneller und cleverer als dieser stets gehetzte Vierbeiner, der bei jeder Gelegenheit vor vermeintlich grünen Jägern oder roten Reitern in kopflose Panik gerät. Aber anstatt sich zu verziehen, plustert er sich dummdreist auf, und wenn jemand so aufgeblasen daherkommt, steche ich gern zu.


IGELPOST – 2/22

Wir Igel, das weiß jedes Kind, benötigen auch an heißen Tagen viel Ruhe und Abstand. Wenn da nur der Online-Auftritt meines nagenden Zeitgenossen nicht wäre! Denn ein Hasenbrot, im Volksmund ein vergammeltes Schulbrot, ist einfach schwer verdaulich. Das wusste ich schon als kleiner Igel.

Glaubt mir, Leute! Jede Minute, die ich mit bebenden Stacheln der Hasepost widme, kostet mich dringend benötigte Ruhe. Die braucht ihr aber auch und deshalb opfere ich mich wieder einmal für euch auf. Beginnen wir also mit dem Aktuellsten:


Ein „ätzender“ Grüner

„Osnabrücker Grünen-Chef ätzt gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken“, überschreibt der Herausgeber der Hasepost seinen aktuellsten Kommentar, den er seinem Publikum am letzten Juli-Tag präsentiert hat.

„Ätzender Grüner“ dürfte hier als Überschrift nicht getaugt haben. Dann hätte der HP-Blogger ja auf den von ihm hochverehrten Menschen dieses Nachnamens mit Doktortitel einprügeln müssen. Undenkbar! Bekanntlich löst das von Grüner geführte BOB-Gebilde mit seinen Verlautbarungen zur auspuffgerechten Stadt stets suchtartige Glücksgefühle beim Langohr aus. Familie eben, denn auch das eigene Periodensystem der Elemente dürfte ausschließlich übel duftende Säuren umfassen, deren Ausstoß bei BOBler:innen pawlowsche Reflexe auslöst.

Die systemrelevante Traumtänzerin Kerstin Albrecht, einst für BOB im Stadtrat, scherzt ideologisch völlig wertfrei: Was erwartet ihr denn von Volker Bajus ? Ideologie ist sein zweiter Vorname .“

Die intellektuelle BOB-Speerspitze und der trotz unzähliger Plakate nicht in den Stadtrat gewählte Maik Pohl ergänzt mit ungeahnter Finesse: Am 9. Oktober sind Landtagswahlen in NDS, bei der letzten Wahl ist er auch ‚nur‘ nachgerückt!“
(Anmerkung der Redaktion: Und Che Guevara wurde umgebracht und der umgebrache John Lennon und Kalla Wefel haben Geburtstag. Heiko Schulze wird noch eingeladen, wenn er bis dahin nicht umgebracht worden ist.) 

Der durch das Posten tiefgründiger Zitate – übrigens eine beliebte Methode bei schlichten Gemütern, um sich selbst zu erhöhen – bekannte BOB-Chef verkündete soeben unter seinem FB-Namen Stephen Gruener mit dem ihm eigenen Sachverstand im O-Ton: „….ätzt, weil die Laufzeitverlängerung dem gesunden Menschenverstand entspricht ?“
Was immer das heißen soll. Ach, wisst ihr was? Lest einfach mal die FB-Kommentare in der Hasepost selbst durch, wenn ihr die Nerven dazu habt.

Erinnern wir uns: Nach dem „Kübeln“ der SPD-Fraktionsvorsitzenden Susanne Dos Reis kommt nun das „Ätzen“ eines Grünen. Der nächste Rotgrüne wird wohl „göbeln“ müssen, denn die säuregetränkte Wortwahl der Hasepost stinkt zum Himmel. Doch zurück zum Hasenbrot für Menschen mit dem ganz besonderen Geschmack!

Nahezu investigativ nimmt sich das geniale Langohr nicht nur einen verhassten Grünen vor die Hasenbrust, sondern erklärt auch, warum ein renommierter Zeit-Redakteur keinen Schimmer von den ehernen Regeln der Marktwirtschaft hat.

Wahrscheinlich entlarvt die Hasepost bald auch weltweit anerkannte Nobelpreisträger als Dilettanten. Blöd nur, dass Extraprofite von Energie- bis zu Rüstungskonzernen so schwer ignoriert werden können. Aber auch diejenigen, die so etwas anmerken, dürften nach Analyse des Oberhasen keine Ahnung von Ökonomie haben. Aktuelle Profite der Ölmagnaten und zukünftige Gewinne der Atomindustrie resultieren schließlich allein aus „Angebot und Nachfrage“. Keineswegs haben Lindners Tankrabatt oder die Atomnostalgie Ewiggestriger damit zu tun.

Im Gegensatz zum Hasenbrot-Bäcker, dessen linke Hörmuschel von Geburt an auf „Ohne Empfang“ ausgerichtet zu sein scheint, habe ich meine beiden Igel-Ohren mal gespitzt. Ich habe den scheinbar so schlimm „ätzenden“ Grünen Volker Bajus während seines Camping-Urlaubs in Frankreich einfach mal danach gefragt, wie er seine Haltung begründet. Kann ja nicht schaden!

Ich zitiere hier also die Bajus-Antwort im Originalton und lasse das Igelpost-Publikum ganz demokratisch selbst darüber nachdenken, ob es dem Beschimpften folgen kann, ohne einer Verätzungsgefahr zu unterliegen.

Der „Ätzer“ schreibt aus dem Urlaubszelt:

„Wie Wiedergänger kommen die Freunde des Atoms aus ihren Löchern. Sie spielen mit der Angst vor der Energiekrise. Dabei löst Atomkraft bekanntlich keine Probleme, sondern schafft nur neue. Ungelöste Zwischen- und Endlagerfrage, hohe Kosten, Super-GAU Bedrohung. Zudem liefern AKWs Strom, keine Wärme und sind nur grundlastfähig. Sie helfen daher bei kurzfristigen Strom-Engpässen null. Und das Uran kommt nochmal woher? Aus Russland.

Bei der aktuellen Debatte um Laufzeitverlängerung geht es im besten Fall darum, die Grünen zu ärgern, weil man ihnen die hohe öffentliche Zustimmung nicht gönnt. Schlimmer ist, dass hier von rechts in bester reaktionärer Manier das schmutzige Geschäft der Atomindustrie befördert wird. Es geht um den Wiedereinstieg und Milliardenprofite. Beides jedenfalls hilft nicht gegen Putin oder durch einen kalten Winter und die hohen Energiepreise.“

Soviel zur Argumentation eines nach HP-Ansicht völlig irrenden grünen Landtagsabgeordneten. Trotz meiner zahllosen Stacheln fiel mir kein einziger Punkt ein, den ich wegen Fragwürdigkeit aufspießen würde. Aber ihr könnt euch ja euer eigenes Bild machen …


Mit Karacho gegen die „Verkehrswände“

Eigentlich wollte ich es lassen, noch einmal allen Ernstes auf die verkehrspolitischen Kommentare der Hasepost einzugehen. In seiner am 21. Juli in die Welt gesetzten Standortbestimmung hat er allerdings endgültig dokumentiert, dass er offenbar kurz vor einer Zeitreise steht: Zurück in die 60er-Jahre, zurück zum Ideal einer „autogerechten Stadt“!

Ich darf also wieder mal mit textlichen Kostproben aus der Welt eines Autophilisten aufwarten. Unter der Überschrift „Verkehrswende in Osnabrück gescheitert – vorerst“ folgen messerscharfe Analysen, weshalb die verhassten Grünroten und Feindbild Frank Otte in Osnabrück scheitern. Wörtlich:

„Kann es bei der Sommerhitze etwas Schöneres geben? Gut gekühlt vorbei an Bushaltestellen, wo oft nur noch alle 20 Minuten ein Bus vorbeikommt – wenn denn einer kommen sollte. Vorbei an Fahrradfahrern, die im Winter dick eingemummelt wie Michelin-Männchen oder im Hochsommer nassgeschwitzt oder von Starkregen durchfeuchtet bei der Arbeit ankommen?“

Welch unglaublicher Triumph des lustig emittierenden Auspuffpiloten. Das Lenkrad fest umkrallen und immer schön das Gaspedal drücken. Nichts als Hohn und Spott für die, die ungern die Luft verpesten, umweltgerecht lieber in die Pedale treten oder sich in einen Bus zwängen. Und er deutet die Welt weiter so, wie er sie sieht:

Neben dem im Winterhalbjahr oder eben auch bei Sommerhitze und Starkregen völlig untauglichen Fahrrad sollte der Stadtbus eine echte Alternative zum Automobil bieten. Nur leider fährt der jetzt und fuhr er auch während der Lockdowns nicht so, wie er sollte.“

A watt … Fahrradfahren geht also im „Winterhalbjahr“ generell nicht? Zudem erfahren wir staunend von einer neuen Zeitrechnung, denn das „Halbjahr“ scheint bei HP offenbar von Oktober bis März zu gehen. Respekt vor dieser Jahreszeitverdoppelung, die er im gleichen Satz noch toppt: Auch an heißen Tagen oder bei Regen funktioniert also kein Radfahren. Offenbar bleiben dann nur noch so wenige Tage übrig, die selbst ein scharf analysierender Hase an einer Pfote abzählen kann.

Und zum Schluss noch die sensationelle Erkenntnis, dass die Corona-Epidemie deutliche Folgen für den Busfahrplan und für den Krankenstand des Fahrpersonals hatte. Da muss man erst einmal drauf kommen … Wer nun glaubt, HP hätte in dieser schwierigen Zeit für Probleme von hart malochenden Busfahrern und Busfahrerinnen Verständnis, irrt jedoch gewaltig. Originalton:

„Wobei zu Zeiten des Lockdowns wohl auch so etwas wie eine Arbeitsverweigerung zu vermuten war. Während alle systemrelevanten Berufe – vor allem in der Pflege aber auch im Einzelhandel – ‚auf Posten‘ waren, verabschiedeten sich die Fahrer der Stadtwerke massenhaft in die Krankschreibung …“

„Faule Säcke“ etwa wie ein früherer Ätz-Bundeskanzler einst bei Lehrerinnen und Lehrern vermutete? Der Hasepost-Chef hat haarscharf erkannt, dass die Leute hinter dem Buslenkrad nichts anderes als einen lauen Lenz verbringen wollen. Einen Trost hat er für (fast) alle parat und offenbart seine Zukunftsvision des innerstädtischen Verkehrs:

„Jede und jeder, der jetzt und angesichts der hohen Spritpreise vor der Entscheidung steht, ob er sich ein neues (Elektro-)Auto anschaffen, oder den unbequemen aber ökologisch und oft auch ökonomisch sinnvollen Wechsel zu Fahrrad und Bus wagen könnte, wird sich jetzt wohl für das Auto entscheiden!“

Umgekehrt, aber logisch gedacht, stellt sich mein Igelgehirn nunmehr vor, jenes satte Drittel rad- oder busfahrender Mitmenschen brummt demnächst in Langohrs Welt mit Auto durch die Osnabrücker Straßen. Super Idee! Vielleicht generiert das neue Jobs für am Straßenrand auf Stau-Opfer wartende und mit Defibrillatoren ausgerüstete Getränkeverkäufer?

Im Ernst: Schon mal was vom Klimawandel gehört? Von bedrohlichen Kohendioxid- und Stickstoffwerten? Von internationalen Abkommen, die nicht einmal ausreichen, um die drohende Umweltkatastrophe zu verhindern? Nie etwas vernommen von Waldbränden, Flutkatastrophen, Smog, Verkehrstoten und der Lebensgefahr, heil über die ein oder andere Autostraße zu gelangen? Als Igel weiß ich genau, worüber ich rede.

HP hingegen sind solche Tatsachen offenkundig unbekannt, denn sein Name ist Hase, und er weiß von nichts.

Euer Igel

 

 

 

 

 

 

Hier gibt es alle bislang erschienenen Ausgaben der Igelpost

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