Ich Komm’kum Gluck a us Os labruek!
In Chengdu (China) weiß man Osnabrück wenigstens noch zu schätzen und der alte Slogan „Ich komm zum Glück aus Osnabrück“ von 2003 wurde nicht nur dort zum Entsetzen aller Dauernörgler*innen tatsächlich wieder eingeführt. Das ist doch …
Der ewige Textbaustein 7c aus ‚Bei-Uns‘, wo immer das ist …
„Ich fahre schon seit Jahren nicht mehr nach Osnabrück und kaufe sowieso nur noch bei uns ein“, kommentierte (mittels Textbaustein 7c) bei Facebook zum wiederholten Male eine Frau aus … na, woher denn nun?
Na, aus „Bei-Uns“ eben. Aber wo genau liegt dieses „Bei-Uns“ eigentlich? Nun, manchmal in Ibbenbüren oder Melle, mal in Bramsche oder Georgsmarienhütte oder eben sonst wo, hin und wieder sogar in Belm oder Lotte.
Mit „Bei-Uns“ war in dem Fall allerdings Hasbergen gemeint, da also, wo zumindest bei ihr, der Shopping-Queen hinter den sieben Hassbergen, die Wut auf Osnabrück besonders ausgeprägt zu sein scheint.
Jenes Hasbergen also, dieses über sämtliche Grenzen hinaus bekannte Oberzentrum des Rock ‘n‘ Roll und aller Mega-Shoppingmalls. Dort also, wo die aktuelle Wahrscheinlichkeit, gewaltsam zu Tode zu kommen, seit einigen Jahren ungefähr 212-mal höher ist als in Osnabrück.
Dagegen mutet Frankfurt mit einer 13,7-fachen Mordrate gegenüber unserer Heimatstadt doch fast friedlich und idyllisch wie ein Nachtspaziergang durch das schon immer unbeleuchtete Zentrum von Kattenvenne an.
Aber was ist überhaupt mit all den anderen Städten, in denen es so viel toller ist als hier, obwohl alle Menschen dort weniger glücklich sind als in Osnabrück?
Lassen wir mal Bramsche, Melle, Wallenhorst, Ibbenbüren und Georgsmarienhütte fairerweise beiseite, denn gegen diese Global Player der gehobenen Einkaufskultur hat Osnabrück laut Textbaustein 7c („Ich fahre schon seit Jahren nicht mehr nach Osnabrück und kaufe sowieso nur noch bei uns ein“) einfach keine Chance, zumal es dort viel bessere Parkmöglichkeiten und schönere Geschäfte gibt und vor allem keinen Neumarkt.
Befestigte Ortschaften also, in denen – zwischen all den Tulpen und Grachten und tanzenden Elfen – Prinzessinnen und Feen auf Einhörnern den wie Milch und Honig fließenden Verkehr regeln.
Wo befinden sich nun die wahren Glücksmetropolen Deutschlands?
In Hamburg geht verkehrstechnisch seit Jahrzehnten rein gar nichts mehr, dagegen ist das, was wir hier in Osnabrück erleben, das reinste Antistauparadies. Woher ich das weiß? Ich habe drei Jahrzehnte mit dem Kennzeichen HH leben und dabei gefühlte 8,7 Jahre in innerstädtischen Staus verbringen müssen, davon fünf geschlagene Jahre als Taxifahrer. Hier in Osnabrück macht man aus ein paar Minuten gleich ein: „Stundenlang hat das gedauert, in echt!“
Und München? Nun, dort sind die Wohnungen zwar nicht einmal halb so groß wie in Osnabrück, dafür ist die Miete in der bayerischen Landeshauptstadt, wie in Hamburg oder Düsseldorf auch, viermal höher als bei uns. Zumindest als Immobilienhai ist man dort sogar sehr glücklich, aber nur dann, wenn man selbst woanders wohnt, in Osnabrück zum Beispiel.
Und wie ist es um das Glück in Köln, Frankfurt, Bremen oder sonst wo bestellt? Ganz einfach und niemals vergessen: „Wir in Osnabrück sind gegen Chancengleichheit!“
Jawohl! Denn in Frankfurt, Berlin, Bremen oder Köln ist die Chance, auf offener Straße ausgeraubt zu werden, immerhin zwischen 12,1- und 16,8-mal höher als in Osnabrück, und die betörende Gelegenheit, in einer dieser Städte in Hundescheiße zu treten, sogar durchschnittlich 32,7-mal höher. Als Mitglied eines Clans oder als SchuhputzerIn findet man dort also unbestritten sein Glück, sonst aber kaum ein Mensch.
Wie konnte Osnabrück überhaupt zur Glückshauptstadt werden?
Weder Hamburg noch Berlin, weder München noch Frankfurt und schon gar nicht Münster oder Bielefeld, sondern Osnabrück ist eben nach der 2003 bundesweit durchgeführten Großstudie die glücklichste Stadt Deutschlands.
Das lag übrigens nicht daran, dass es noch den uringetränkten Neumarkttunnel gab und Menschen in den Untergrund geschickt werden mussten, um sich ein Softeis kaufen oder die Straße überqueren zu können, sondern …
… vielmehr daran, dass kurz zuvor Christian Wulff unser schönes Osnabrück verlassen hatte, um näher am versumpften Maschsee zu sein und dort den Kontakt zu Rentner*innenbetrüger Maschmeyer, Veronica Ferres und dem Fachmann für lupenreine Korruption und Russlandfragen, Gerhard Schröder, zu pflegen, für dieses extrem unehrenhafte Verhalten wurde er später zum Ehrenbürger – Sachen gibt’s …
Ausgerechnet Hannover also, das bis auf den Stadtteil Linden aus rein ästhetischer Sicht praktisch als unbewohnbar gilt. Okay, ein Schlösschen, das Willhelm-Busch-Museum und das Theater am Küchengarten sind wirklich ganz passabel, aber der Rest? Nichts als pures Unglück!
Das glückliche Osnabrück hingegen hat diese einmalige Altstadt mit ihrem unwiderstehlichen Marktplatz, ein zwar über alle Maßen subventioniertes, aber auch leistungsfähiges Stadttheater, zig Museen – über das Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum bis hin zum vom Architekten Daniel Libeskind einmalig gestalteten Felix-Nussbaum-Haus. Meine persönlichen Osnabrücker Glücksfavoriten sind die Lagerhalle, die ganze Altstadt mit ihrem Marktplatz, das Museum Industriekultur, das Planetarium und der Zoo Osnabrück, der laut meiner damals siebenjährigen Tochter „viel, viel schöner ist als Hagenbeck“. Recht hat sie!
Zwar verfügt Osnabrück über etliche Kulturzentren, Vereine, Kinos und zig weitere Möglichkeiten, wo sich die Menschen je nach Neigung und persönlichen Vorlieben einbringen und glücklich fühlen können, doch steht außer Frage, dass sich das kulturelle Oberzentrum ungeahnter Glückseligkeit und der emotionale Schmelztiegel einer ganzen Region im Nahen Osten der Stadt befindet: nämlich die Kampfbahn Bremer Brücke, die längst zum Osnabrücker Weltkulturerbe gehört.
In Osnabrück gibt es alles, sogar Mister Minit und Pommes …
Und wir haben hier als Osnabrücker Glückskekse ja nicht nur die innerstädtische Grundausstattung – angefangen bei Mister Minit über C&A, Nordsee, McDonald‘s, Fielmann, Ernsting‘s Family bis hin zu Hennes & Mauritz – nein, in Osnabrück gibt es auch noch alteingesessene Familienunternehmen wie den Prelle-Shop, das Stammhaus von Leysieffers Himmlischen, das eine Wiedereröffnung nach der anderen feiert, das Modehaus Lengermann & Trieschmann oder das wunderbare Kaufhaus Schäffer.
Ich verbringe meine Freizeit auch gern bei IKEA oder in der Uni-Mensa, in der seit Jahren das beste StudentInnenfutter Deutschlands auf den Tisch kommt. Dass es in und um die Innenstadt herum zig Parkhäuser gibt, will zwar niemand von den so schrecklich unglücklichen Inhaber*innen der Textbausteine 1a bis 12f hören, ist aber so! Pech gehabt, ihr bräsigen Schwarzmaler*innen.
Bleibt doch bitte in „Bei-Uns“ und nicht bei uns!
Und noch etwas: Bleibt doch bitte einfach da, wo ihr so unendlich glücklich seid, also ganz bei euch in „Bei-Uns“, okay?
Hämmert weiterhin unentwegt eure stumpfen Hasstiraden über Osnabrück in die Kommentarspalten der Hasepost, glotzt Mario Barth und feiert den genderfreien Männerbund unglücklicher Osnabrücker Bürger für dessen „Neumarkbefreiung“ (Ach, das hat ja sogar geklappt, aber ganz anders als es sich diese Bobbyisten vorgestellt haben …), wenn das eure Vorstellung von Kultur und Glück ist. Und umfahrt unsere schöne Stadt bitte weiträumig, das lässt den Geräuschpegel sinken und den Glückspegel in Osnabrück ins schier Unermessliche steigen, dessen bin ich mir sicher.
Und nun noch ein absolutes Totschlagargument, weshalb es ein unendliches Glück ist, in Osnabrück zu leben: Osnabrück ist nicht Bielefeld.
Klitzekleiner Spoiler
Eins möchte ich zum Abschluss an dieser Stelle allerdings nicht verschweigen: Als meine Tochter Jule Valerie vor sechzehn Jahren, sie war damals sechs, von einem Reporter der Neuen OZ gefragt wurde, was ihr am besten an Osnabrück gefalle, antwortete sie mit frechem Grinsen und fester Stimme: „Das Schönste an Osnabrück ist ganz klar der Potts Park, aber der ist leider in Minden! Stimmt doch, Papa, oder …?“
*hier der aktuelle Anlass: