Es war einmal … ein Corona-Osterfest

Es begab sich zu einer Zeit, als die ganze Welt von einer verbrecherischen Virenbande in Geiselhaft genommen worden war; die Hintergründe dafür sind bis heute unklar. Trotzdem ließen es sich die Menschen nicht nehmen, ihre Feste zu feiern,  wie zum Beispiel Ostern.

Es klingelt an der Wohnungstür.

„Svenja, das ist bestimmt der Osterhase – ich mach‘ schnell auf!“

Ruckzuck ist Katie an der Tür und will sie schon öffnen, als ihre Tochter Svenja dazwischenspringt.

„Halt, Mama! Papa und du habt mir doch gesagt, dass wir im Moment gaaaanz vorsichtig sein müssen.  Warte – bin gleich zurück!“

Svenja verschwindet im hinteren Teil der Wohnung und ist nach ein paar wenigen Minuten zurück – voll ausgestattet mit Mund-Naseschutz, Kopftuch, Taucherbrille, Gummihandschuhen und Maleroverall, in der einen Hand eine Grillzange, in der anderen eine Dose Desinfektionsspray im Anschlag. „Jetzt kannst du nachsehen, Mama! Ich pass auf uns auf!“

Vorsichtig öffnen die beiden die Tür einen Spalt weit. Nichts zu sehen, aber zu hören: Weit unten hüpft irgendwer oder irgendetwas die letzten Stufen der Treppe hinunter, wenig später quietschen die Angeln vom großen Eingangstor draußen und jetzt – Stille!

Gerade wollen die beiden schon wieder zurück in die Küche gehen, als Svenja nach unten schaut. Auf der Fußmatte liegt ein kleines Körbchen, gefüllt mit Gras und bunten Schokoeiern; daneben sitzen ein Plüschhase und ein Keramikküken mit Blümchen.

„Siehste, war doch der Osterhase! Wir nehmen das jetzt mit rein!“

„Nein, wer weiß, wer das wirklich angefasst hat? Vielleicht hat derjenige noch draufgehustet oder so.“ Svenja zückt die Spraydose und nebelt die in Folie eingepackten Eier, den Hasen und das Küken ordentlich ein.

„So, jetzt können wir es reinholen!“ Svenja packt den Hasen und streicht ihm über den Kopf: „Nutzt nix, muss sein; gleich bist du wieder trocken!“

Katie nimmt den Rest. Als beide endlich am Küchentisch sitzen, kommt Karsten dazu und lässt sich die ganze Geschichte von Svenja erzählen, wohlwissend, dass er der Osterhase war.

„Aber jetzt kannst du deine Schutzausrüstung doch wieder ausziehen, oder? Kommt, wir machen hier in der Wohnung noch eine Ostereier-Suchparty mit den Schokoeiern, was meinst Du? Du bringst die Klamotten schnell in dein Zimmer und wir verstecken die Eier. Wenn Du alle gefunden hast, gucken wir noch ein Buch zusammen an.  Und heute Nachmittag machen wir eine kleine Fahrradtour zum Ententeich bei Oma und Opa und winken ihnen am Fenster zu. “

„Jaaaaaa!“ Und so wurde dieses Osterfest zu einem Corona-Abstandsregeln-einhalten-Osterfest.

Als Svenja in ihrem Zimmer verschwunden ist, schauen sich Katie und Karsten etwas besorgt an. Katie: „Wenn alles vorbei ist, müssen wir ihr das aber wieder abgewöhnen!“ „Ja, bis auf das Händewaschen, das ‚Nichts-von-Fremden-annehmen‘ und das ‚Schokolade-mit-der-Grillzange-in-den- Mund-befördern‘ vielleicht. Nie wieder Schokofingerabdrücke auf dem Sofa – das wär doch was!“

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