Bald ist es wieder so weit und die Igel halten Winterschlaf. Im Normalfall brauchen Igel dabei keine Hilfe. Ideal ist es, wenn sich im Garten Laubhaufen, Äste oder dichtes Buschwerk befinden. Gerade im Herbst kann man dort Vorsorge treffen.
Sollte allerdings mal ein Igel in Not geraten, gibt es sinnvolle Informationen hier: https://igelzentrum.ch/beurteilungdesigels/winter
Igel halten Winterschlaf von November bis März. Es kommt vor, dass sie ihren Winterschlaf unterbrechen und einige Tage umhergehen. Falls Sie im Winter einem Igel begegnen, beobachten Sie ihn daher zuerst ganz genau, bevor Sie etwas unternehmen. Hat der Igel eine rundliche Gestalt, ist aktiv und macht bei Berührung eine Stachelkugel, ist er vermutlich nicht krank. Einen gesunden Igel dürfen Sie nicht ins Haus nehmen.
Bei sichtbaren Verletzungen, massivem Husten, Karcheln, torkelndem Gang oder Rumliegen lesen Sie bitte das Kapitel „Kranker oder verletzter Igel“.
Erste Hilfe vor Ort
Sie können einem gesunden Igel im Winter an Ort und Stelle helfen, indem Sie ihm ein Schlafnest aufstellen. Dazu eignet sich ein Winterschlafhaus, das Sie dicht mit Stroh füllen. Stellen Sie dieses Nest an einen ruhigen, schattigen Ort.
Wiegt der Igel weniger als 600g (diese Gewichtsangabe gilt für Jungigel, ein ausgewachsener Igel wiegt je nach Grösse 800g-1500g), können Sie ihm zusätzlich etwas Katzenfutter hinstellen. Damit das Futter vor Regen und Katzen geschützt ist, sollten Sie das Futterschälchen ebenfalls unter eine Holzkiste mit Törchen stellen. Lesen Sie dazu bitte den Text „Zufütterung in Ausnahmesituationen“.
Nur wenn das Tier krank oder stark geschwächt ist, darf es zur Überwinterung in menschliche Obhut genommen werden. Lesen Sie dazu das Kapitel „Überwinterung“.
Igel im Winter begegnet?
Es gibt folgende Erklärungsmöglichkeiten:
- Das Gewicht des Jungigels liegt bei frühem Wintereinbruch noch unter dem für den Winterschlaf notwendigen Minimalgewicht von 500 – 600g (siehe Vorgehen bei Igelfund im Spätherbst).
- Der Igel hat den Winterschlaf noch nicht angetreten, weil er sich immer am Futternapf von Nachbars Katze bedienen kann. Igel, die im Winter gefüttert werden, gehen teilweise nicht in den Winterschlaf (siehe auch „Häufige Fragen„).
- Der Igel wechselt seinen Winterschlafplatz freiwillig.
- Das ursprüngliche Winterschlafnest wurde zerstört (siehe auch „Häufige Fragen„), der Igel muss einen neuen Überwinterungsort suchen. Dies ist für Jungigel sehr schwierig; erwachsene Igel haben bessere Chancen, da sie ihren Lebensraum sehr gut kennen und somit auch wissen, wo ein Ersatz-Winterschlafplatz zu finden ist .
- In einer Wachphase verlässt der Igel sein Nest, um Harn abzusetzen.
- Warme Temperaturen (z.B. direkte Sonneneinstrahlung auf das Winterschlafnest) lassen den Igel frühzeitig aus dem Winterschlaf erwachen. Später Schnee überrascht ihn darauf bei der Futtersuche.
- Das Tier ist krank oder verletzt (siehe Kranker oder verletzter Igel).
Warum Winterschlaf?
Igel halten Winterschlaf, weil sie bei kalter Witterung keine Käfer und Würmer zum Fressen finden. Sie überbrücken die futterlose Zeit instinktiv mit dem Winterschlaf. Während dieser Zeit läuft ihr Körper auf „Sparflamme“. Im Durchschnitt verbringen sie aber nur 80% der Winterschlafzeit wirklich schlafend.
Weitere Infos finden Sie unter Winterschlaf,
Winterschlaf bei warmem Wetter?
Bei mildem Winterwetter sind natürliche Unterbrechungen des Winterschlafs nicht ungewöhnlich. Igel bleiben während dieser Wachphasen oft im Nest und schlafen nach einigen Stunden wieder weiter. Selten sind sie aber auch etliche Tage aktiv oder wechseln sogar das Winterschlafnest. Meistens finden sie in dieser Zeit kein oder nur wenig Futter und zehren deshalb von ihrer Fettreserve („Winterspeck“).
Bei einer länger anhaltenden Warmwetterperiode kann einem wachen Igel Katzenfutter angeboten werden. Fällt die Durchschnittstemperatur unter 4 Grad und der Igel erscheint weiterhin am Futternapf, stoppen Sie bitte die Zufütterung, damit der Igel wieder in den Winterschlaf fällt.
In einem warmen Winter mit häufigen Wachphasen kann es sein, dass Igel aufgrund der vorzeitig aufgebrauchten Fettreserve den Winter nicht überleben.
Weitere Infos finden Sie in Igel&Umwelt 2007/2 (PDF 0.8 MB) auf den Seiten 1 – 2.
Winterschlaf bei sehr tiefen Temperaturen?
Mit Temperaturen, die sich tage- oder wochenlang im deutlichen Minusbereich befinden, kommt ein normalgenährter gesunder Igel zurecht. Oft vergessen wir nämlich, dass ein kalter Winter in unseren Breitengraden eigentlich die Norm, die extrem milden Temperaturen der letzten Jahre hingegen die Abweichung darstellen. Unsere heimische Igelart, der Braunbrustigel, kann sich deshalb mit tiefen Wintertemperaturen gut arrangieren. Das kann man unter anderem auch daran erkennen, dass der Braunbrustigel z.B. auch in Nord-Russland vorkommt, einem Gebiet, wo die Winter sehr viel härter und kälter sind als bei uns.
Der Igel braucht bei sehr kalten Temperaturen etwas mehr Energie, um seine Winterschlaf-Körpertemperatur von 1-5° C aufrecht zu erhalten. Wenn er aber im Herbst mit genügend Fettreserven (Jungigel mindestens 500g, erwachsene Tiere deutlich über 1 kg Körpergewicht) den Winterschlaf beginnen konnte, reicht es normalerweise gut bis in den Frühling.
Kritisch werden könnten sehr tiefe Temperaturen für Igel, die in etwas geschwächtem Zustand in den Winterschlaf gingen oder die sich ein nur schlecht isoliertes Nest gebaut haben. Der Winterschlaf fungiert aber ohnehin als Selektionsmechanismus, um die Igelpopulation vital und kräftig zu halten, in kalten Wintern noch ein bisschen mehr als sonst.