VfL-Jahreshauptversammlung in der Disco Alando gut besucht …

… aber viel Tanz um den heißen Brei

Von vorne: VfL Präsident Holger Elixmann begrüßte 493  Gäste, darunter 487 stimmberechtige Mitglieder, womit der Entschluss, die JHV von der Lagerhalle ins Alando zu verlegen, mehr als gerechtfertigt war, wobei insbesondere die offene Aussprache die Scharen ins Alando gelockt haben dürfte. Das zuckersüße Weihnachtsambiente im Alando sorgt von vornherein für eine relativ entspannte Stimmung im ehemaligen Hallenbad. Anmerkung vom Beckenrand: Offenbar sind weder Amir Shapourzadeh noch die Interimstainer oder Spieler anwesend.

Nach dem Vorlesen einer vereinsüblichen Tagesordnung, auf die ich nicht im Einzelnen eingehen möchte, wird wie einst zu Wehlends Zeiten Holger Elixmann zum Versammlungsleiter gewählt. Zunächst wurde der verstorbenen Mitglieder gedacht, wobei mir der kürzliche Tod des Ur-VfLers Helmut Spielmeyer besonders nahe geht. Danach werden unter anderen Dieter Schröder für 60 Jahre und Norbert Lange für 65 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Hut ab!

Nach Genehmigung des Protokolls der JHV vom vergangenen Jahr erzählt Holger Elixmann aus dem Nähkästchen und staunt darüber, dass die Entlassung Schweinsteigers für solch heftige Reaktionen gesorgt habe (was wiederum mich in Erstaunen versetzt). Dann holt er weit aus und erzählt plötzlich von der Magie vermeintlicher Helden vergangener Zeiten wie Boris Becker (!) und landet über die WM-Heroen der Jahre 2006 und 2014 in der Neuzeit und beim Graffiti  an der Häuserwand von Tobias Schweinsteigers Lieblingsrestaurant Casa Cavallo. Nach diesen ohnehin schon etwas entrückten Vergleichen erzählt der VfL-Präsident lang und breit über die gesamte Ausfstiegssaison, als bräuchten die Anwesenden Nachhilfeunterricht in Sachen 90+6, bis er endlich bei der aktuellen Lage ankommt, bekannte Tatsachen der vergangenen Spieltage aufführt – SV Wehen, Fürth, Braunschweig -, die letztendlich dazu geführt hätten, die unpopulärste Entscheidung zu treffen, die man nur treffen könne. Das sei das Gegenteil von Populismus, um populistisch mit dem Satz „Es lebe der Verein!“ seine Rede zu beenden.

Alle Fotos: OR / WallensteinAlle Fotos: OR / Wallenstein

Schließlich geht Michael Welling ans Mikrofon und bestätigt Elixmanns Aussage, dass die Entscheidung, Tobias Schweinsteiger zu entlassen, einstimmig gefallen sei. Keine Entscheidung zu fällen, wäre leichter gewesen, aber sie seien nicht gewählt, um es sich leicht zu machen, sondern um Verantwortung zu übernehmen. Dann habe man sich drei Fragen gestellt: „Glaubt der Trainer noch selbst daran, den Turnaround zu schaffen und hat er die entsprechenden Mittel und den entsprechenden Werkzeugkasten noch?“ Zweitens: „Glaubt die Mannschaft noch an den Trainer und folgt sie ihm in dieser Situation noch?“ Drittens: „Bewirkt eine Veränderung des Status Quo eine Änderung der Erfolgswahrscheinlichkeit?“ Alle drei Fragen (die in Wirklichkeit fünf Fragen sind), so schwer das auch allen gefallen sei, hätten negativ beantwortet werden müssen und es stellte sich nunmehr die Frage, ob ein Trainerwechsel die Wahrscheinlichkeit erhöht, erfolgreicher zu sein. Dann folgt ein Loblied auf Martin Heck und Tim Danneberg, da man beim Training schon jetzt merke, dass sich die Stimmung in der Mannschaft gebessert habe.

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Schließlich wird die von Hoger Elixmann vorgetragene Liste begangener Fehler der Vergangenheit von Welling nahtlos fortgesetzt: Themen wie Kaderzusammenstellung, Aufstellung oder Training werden immer nur angedeutet, weil man verständlicherweise nur ungern darüber sprechen wolle und natürlich werden nun Heck und Danneberg am Samstag auf der Bank sitzen.

Dann kamen erste Fragen aus dem Publikum: Gab es Stress zwischen der Mannschaft und Trainer? War das Verhältnis gestört? Welche Fehler wurden von wem gemacht? Wie haben Sie mit Tobias Schweinsteiger kommuniziert? Welche Fehler hat Amir Shapourzadeh gemacht?“

Es gibt es keine direkten Antworten, da ja alle Fehler gemacht hätten. Die ausgemusterten Spieler hätten sich sehr vernünftig verhalten, es gebe keine „Stinkstiefel“, an denen läge es also nicht. Natürlich sei es normal, dass es unzufriedene Spieler gebe, wenn sie nicht spielen können, und weiter: „Wir hätten ihn (T. S.) viel früher unterstützen müssen, Wir hatten einen regen Austausch, aber das war zu spät. Wir haben als Verantwortungsträger Tobias Schweinsteiger nicht die Unterstützung geboten, die es gebraucht hätte.“

Nach einer knappen halben Stunde war die vorgeschobene Fragerunde aus der leicht verstaubten Vereinstrickkiste „Wir reden viel, sagen aber nichts“ zur Besänftigung der Gemüter vorerst beendet. Es mangelte übrigens nicht an Fragen, auch wenn das nun von nibelungentreuen ewigen Jasagern gern behauptet wird, es mangelte schlichtweg an zufriedenstellenden Antworten, die es aber – Achtung Spoiler! – aufgrund arbeitsrechtlicher Umstände womöglich auch gar nicht geben kann. Liebe Vereins- und Geschäftsführung, dann fasst euch doch demnächst einfach kürzer, wenn das  Vertrags- oder Arbeits- oder Sonstwasrecht tatsächlich konkrete Aussagen verbieten sollte.

Das änderte sich auch nicht bis zum Ende der Veranstaltung, die tatsächlich in einer angenehm ruhigen Atmosphäre ablief, sieht man von einem (!) Lümmel von der ersten Bank ab, der eher durch befremdliche Geräusche als durch Wortmeldungen auffiel.

Am Ende gingen die meisten mit denselben Frage- oder auch Ausrufezeichen nach Hause, mit denen sie gekommen waren.

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