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Vor zwei Jahren: „20.30 Der Bachelor – Nach der letzten Rose / Zeitverschiebung“ O-Ton RTL

Liebe Leser*innen,
einige unserer ersten Artikel, die bundesweit durch die Decke gingen, wurden vor genau zwei Jahren veröffentlicht und wir erinnern noch einmal voller Genuss an einen der schlimmsten Osnabrücker Fremdschämhöhepunkte der vergangenen Jahre.

 

„20.30 Der Bachelor – Nach der letzten Rose / Zeitverschiebung“
(Diese O-Meldung erhielt ich heute von RTL)

RTL hat recht, denn Langweile hat einen Namen: Niko Griesert alias der Bachelor ist die personifizierte Zeitverschiebung, als er heute nach der letzten Bachelor-Sendung in einem Studio mit ein paar Frauen („Ladys“) sitzt und insgesamt zehnmal pro Minute „krass“ sagt – da ich nur eine Minute am Stück gesehen habe, ist das eine reine Hochrechnung.

Zu Beginn marschiert Niko, unaufhörlich vor sich hin brabbelnd, auf die Kamera zu. Im Hintergrund ein Lichterdom, als hätte die Nachgeburt von Leni Riefenstahl die Regie übernommen, dazu die hinläglich bekannte, undefinierbar dröhnende Lärmkulisse. Dann die mit den Tränen ringenden Gesichter von Mimi, Michèle und Stephie.

Exkurs: Auf einen Anruf hin schaue ich mir kurz den Instagram-Account von Niko an und erstarre. Der Typ findet sich tatsächlich unwiderstehlich, wenn nicht sogar einmalig – kein Wunder also, dass er jahrlang als Single durchs Alando geirrt ist. So viel Selbstverliebtheit in geballter Form ist selbst als Unbeteiligter nicht zu ertragen. Da war meine geliebte Selfie-Tochter mit 13 Jahren und rund 1.000 Selfies am Tag ja geradezu schüchtern und zurückhaltend.
(Memo an mich selbst: Jule anrufen und mich bei ihr nach all den Jahren für die ungerechten Vorwürfe von damals entschuldigen.)

Aber auch die in der Sendung angetretenen RTL-Resteladys erfüllen in puncto Narzissmus sämtliche Kotzbrocken-Klischees von Reality-Stars, wie ich nach kurzer, aber anstrengender Recherche feststellen kann.
(Memo2 an mich selbst: Instagram umgehend deinstallieren.)

Niko und Michèle – Foto: TVNOW.de

Zurück zur heutigen Sendung: Irgendwann heulen alle, Michèle mit Abstand am schönsten, bis endlich die unsägliche Klatschmoderatorin Frauke Ludowig mit scheinheiligem Interesse und gouvernantenhaftem Tonfall die Sendung eröffnet: „Es war eine Staffel mit unglaublichen Gefühlen.“ Womit eigentlich alles gesagt ist: Unglaublich, denn glaubhaft ist an dieser Sendung tatsächlich rein gar nichts.

Und ich bitte nun alle um Entschuldigung, aber ich breche an dieser Stelle zumindest vorläufig ab und renne dreimal über den Hasefriedhof, um auf positivere Gedanken zu kommen, selbst die Vorstellung an die eigene Beerdigung scheint mir in diesem Moment erstrebenswerter zu sein als ein Weiterglotzen des Bachelors.

Dieses ganze Format ist nämlich so erbärmlich, so schäbig, so grottenschlecht, so gekünstelt und gefälscht, dass mir dagegen der Wendler, Attila Hildmann oder gar Friedrich Merz angenehm ungekünstelt, zurückhaltend und sympathisch erscheinen. Kann einem etwas Schlimmeres passieren?
Um Niko vorweg zu zitieren: „Nein!“

Bei 30-fachem Schnellvorlauf fiel mir noch auf, dass ständig irgendwelche Rückblenden gezeigt werden – kost ja nix – und nach 45.05 Minuten drücke ich instinktiv und zu meinem eigenen Entsetzen die Stopptaste:

Ludowig quält gerade die TV-Gemeinde mit einem penetranten Bandwurmsatz „Es war zum Ende hin wahnsinnig romantisch und schön und wir haben mitgelitten und mitgefiebert und jetzt muss ich erstmal die alles entscheidende Frage stellen: Mimi und Niko, ihr habt euch gefunden, seid ihr noch ein Paar?“

Uff, ich kenne zwar die Antwort, aber Niko bringt es mit philosophischem Ansatz und ungeahnter intellektueller Schärfe überraschend gut auf den Punkt: „Nein!“

Daraufhin hakt die zähe Ludowig, unnachgiebig auf Michèle zeigend, nach: „Oder sitzt da vielleicht die Frau, die …“

Niko: „Ich glaub auch nicht, dass das jetzt die richtig Runde ist, um solche Sachen anzusprechen …“

Mimi grinst wissend, Michèle weint wieder mal.

Ich mache beides gleichzeitig und drücke die Stopptaste. Es geht wohl noch ein paar Minuten weiter, ich aber verspüre ein warmes Gefühl der Erleichterung, wenn nicht sogar der Befreiung, denn für mich ist es nun aus und vorbei! Wochenlang habe ich mich für die Leser*innen der Rundschau mit meinen Bachelor-Berichten aufgeopfert, damit sie am Arbeitsplatz und im Freundeskreis endlich mal mitreden können, und was ist der Dank dafür? Allenfalls ein Wutsmiley von Karl Käfer, der schon als Wutsmiley auf die Welt gekommen zu sein scheint.

(Memo 3 an mich selbst: Unbedingt Leonore informieren und mich bei ihr für den Hinweis bedanken: „Guck dir diesen scheiß Bachelor mal ruhig an, dann bist du für immer kuriert.“ Letztendlich hat sie mich damit tatsächlich von meiner Faszination vor dem Wahnsinn, vor dem Bösen und dem unfassbar Ekligem tatsächlich geheilt – zumindest bis zum „Sommerhaus der Stars“).

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