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Freitag, 9. Mai 2025
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Von Hasen und Eiern

Die Ursprünge unserer Osterbräuche

Jedes Jahr freuen sich Kinder auf den Osterhasen, der Schokolade, bunte Eier und kleine Geschenke bringt, mit denen sie am Ostersonntag nach einer aufregenden Suche ihre eigenen Osterkörbchen füllen können. Für viele Menschen in Deutschland, Europa und Nordamerika ein liebgewonnener Brauch, auch für diejenigen, die mit dem Christentum ansonsten wenig am Hut haben. Doch wer von uns kennt eigentlich den Ursprung dieser Tradition? Begeben wir uns zusammen auf eine Spurensuche in unsere Geschichte.


Die erste Erwähnung des Osterhasen

Im Jahr 1682 erwähnte ein Frankfurter Arzt names Johannes Richter erstmals nachweislich den Osterhasen.

In seiner 16-seitigen Doktorarbeit „De Ovis Paschalibus – Von Oster Eyern“ beschrieb er einen in der Pfalz, im Elsass, Westfalen sowie Oberdeutschland (wie Schwaben, Franken und Bayern) verbreiteten Volksglauben an einen Hasen, der Eier lege und sie in den Gärten verstecke, wo die Kinder sie suchen konnten:

„Im Elsass und in den angrenzenden Regionen werden diese Eier als Haseneier bezeichnet, weil man den einfachen Leuten und Kindern weismachen will, dass der Osterhase umgeht, Eier legt und sie in den Kräutergärten versteckt. So suchen die Kinder mit noch größerem Eifer nach ihnen, zur Freude der lächelnden Erwachsenen.“

Diese Beschreibung Richters sollte uns sehr bekannt vorkommen. Jedoch konnte auch er sich über die Quelle dieses Brauchs keinen Reim machen.


Urprung? Unklar.

Laut Manfred Gräfe, Mitarbeiter der Stiftung Stadtmuseum Berlin, sind die genauen Ursprünge der Osterhasen-Folklore unbekannt und es existieren eine Reihe verschiedener Theorien.


Die falsche heidnische Verbindung

Die weit verbreitete und oft wiederholte Geschichte, dass das Symbol des Hasen auf pagane Traditionen zurückgeht, insbesondere auf das Fest der Fruchbarkeitsgötting Eostre oder Ostera – deren Symbol ein Hase gewesen sein soll – konnte entkräftet werden.

Gräfe stellt klar, dass es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass es eine solche Göttin überhaupt jemals gegeben hat.


Christliche Verbindungen

Er erklärt, dass der Brauch des Osterhasen höchstwahrscheinlich einen christlichen Ursprung besitzt, da das Tier eine besondere Verbindung zu den christlichen Themen der Auferstehung und des ewigen Lebens hat. Bereits im Mittelalter war der Hase ein verbreitetes Symbol in vielen christlichen Darstellungen und Kunstwerken.

Das lag daran, dass Hasen zu den ersten Tieren zählen, die nach dem harten Winter im Frühling ihre Jungen bekommen. Früher dachten die Menschen zudem, dass sie mit offenen Augen schliefen und von Geburt an immer wach seien. Deshalb wurden sie zum Symbol des ewigen Lebens und zum Zeichen des Auferstandenen, der nie mehr einschlafen wird.


Das bunte Osterei

Der gleiche Gedanke könnte die Entstehung des Ostereierbrauchs inspiriert haben: Obwohl sie äußerlich leblos wirken, entsteht im Inneren des Eis neues Leben.

Die Tradition, Eier zu Ostern zu bemalen und zu verstecken, reicht jedoch viel weiter zurück als der Glaube an den Osterhasen: Das älteste erhaltene verzierte Ei stammt aus dem vierten Jahrhundert nach Christus und wurde in einem römisch-germanischen Sarkophag bei Worms im heutigen Rheinland-Pfalz gefunden. Im 12. Jahrhundert war die Eiersuche zu Ostern nachweislich in verschiedenen europäischen Ländern verbreitet.


Die Vorgänger des Osterhasen

Das Alter dieser Traditionen legt nah, dass vor dem Hasen andere Wesen die Eier gebracht haben.

Früher waren es vor allem Vögel, die die Eier brachten. Eine Legende besagt, dass Storch, Kranich und Co. am Gründonnerstag nach Rom geflogen sind, um dort die Ostereier abzuholen, um sie bei ihrer Rückkehr für die Kinder zu verstecken.

Aber auch Fuchs, Henne und Hahn galten lange als Überbringer der Ostereier. Wann kam nun der Hase ins Spiel und aus welchem Grund setzte er sich am Ende gegen seine Konkurrenten durch?


Wieso bringt der Hase jetzt die Eier? 

Wahrscheinlich sei, so die Museumsstiftung Berlin, dass die Verbindung zwischen Hase und Ei in der Landwirtschaft zu suchen ist.

Im Mittelalter war der Gründonnerstag vor Ostern typischerweise der letzte Tage des Wirtschaftsjahres. Zu diesem Anlass mussten die Bauern ihre Abgaben an die Grundherren zahlen. Und da sie durch die Fastenzeit vor Ostern einen Überschuss an Eiern hatten, bezahlten viele diese Abgaben mit gekochten Eiern und Hasen, die sie auf ihren Feldern gefangen hatten.

Vor diesem religiösen und ökonomischen Hintergrund sei die Verbindung von Hasen und Eiern in den Köpfen der Menschen verankert worden.


Der Osterhase reist in die Welt 

Der Glaube an den Eier bringenden Hasen verbreitete sich im Laufe der Frühen Neuzeit in ganz Deutschland, bevor er im 18. Jahrhundert mit protestantischen Auswanderern nach Pennsylvania gebracht wurde, von wo aus er sich in viele andere Regionen Nordamerikas verbreitete.


Schokohasen & Co.

Im Laufe der Zeit wurde der Brauch in Amerika und Europa um einige neue Tradition und Trends erweitert, der bekannteste und beliebteste darunter ist wohl der Schokoladen-Osterhase.

In Deutschland und Frankreich begann man in den 1850er-Jahren mit der Herstellung von Schokohasen, als man traditionelles österliches Gebäck mit dem Osterhasenbrauch verband. 1890 erlangten diese Schokhasen internationale Popularität, nachdem der amerikanische Kaufmann Robert Strohecker einen 1,50m großen Schokohasen als Osterwerbung für seinen Drugstore kreieren ließ. Der Verkauf von Schokohasen ging danach durch die Decke. Heute werden jedes Jahr allein in Deuschland etwa 230 Millionen Schokohasen produziert und übertreffen damit sogar die Schokoweihnachtsmänner.


Fest der Freude

So hat sich aus einem rätselhaften Brauch, verwurzelt in alten Traditionen, christlicher Symbolik und landwirtschaftlicher Praxis, ein liebenswertes Fest des Frühlings und des Neuanfangs entwickelt. Ob nun mit christlicher Praxis verbunden oder nicht – der Osterhase und seine bunten Eier bringen heute wie vor Hunderten von Jahren Freude in die Herzen von Kindern und Erwachsenen.

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