Schutz für Kinder auf der Flucht bleibt weltweite Aufgabe
Während in Deutschland allen Ernstes Regierungsbeschlüsse gefasst werden, um die Zahl aufgenommener Geflüchteter zu minimieren, zeigt die weltweite Entwicklung eine ganz andere Notwendigkeit auf: Mehr als 122 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. 40 Prozent davon – mehr als 48 Millionen – sind schutzbedürftige Kinder. Terre des Hommes (TDH) spricht dazu einmal mehr Klartext, der gehört und gelesen werden sollte.
Niedergelegt sind die dramatischen Zahlen im Weltflüchtlingsbericht 2024, den das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) soeben öffentlich gemacht hat – und die anscheinend kaum eine bundesweite Debatte auslösen.
Die von der Bundesregierung auf Druck der CDU-CSU für mindestens zwei Jahre ausgesetzte Familienzusammenführung dürfte die internationale Situation weiter verschärfen. Im Vergleich steigt die Zahl von Kindern, die weltweit fliehen müssen oder vertrieben werden, bereits jetzt um mehr als eine Million gegenüber 2023 an. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, stieg die Zahl geflüchteter Kinder sogar um mindestens 13 Millionen. Der Anstieg fällt dabei in eine Zeit, in der Kahlschläge in den Etats staatlicher Entwicklungszusammenarbeit die Hilfen für Geflüchtete stark unter Druck setzen. Hinzu kommen, in Deutschland wie anderswo, Regierungsbeschlüsse zur weiteren Abschottung.
»Es ist eine zynische Katastrophe, dass die USA und mehrere europäische Länder, gerade auch Deutschland, die Mittel der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe in dem Moment radikal kürzen, in dem eine Rekordzahl von Menschen auf der Flucht ist und dabei unter Hunger, Durst und dem Mangel an medizinischer Versorgung leidet«, so Joshua Hofert, Vorstandssprecher der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes.
»Dass man Kinder, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nicht einfach ihrem Schicksal überlässt, darf schon aus humanitärer Sicht nicht in Frage stehen. Gleichzeitig ist die Hilfe für Geflüchtete und Vertriebene unverzichtbar, um Teufelskreise der Armut und immer neue Konfliktherde zu verhindern.«
Fluchtgründe sind vor allem Kriege und Konflikte: Die größten Gruppen Vertriebener bilden Menschen aus dem Sudan, aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Der Sudan verzeichnete einen besonders drastischen Anstieg: Mehr als 3,5 Millionen Menschen wurden dort allein 2024 vertrieben oder zur Flucht gezwungen, insgesamt sind mehr als 14 Millionen auf der Flucht.
Was TDH tun kann
Von ihrem Sitz in der Friedensstadt Osnabrück aus fördert Terre des Hommes derzeit Projekte für Geflüchtete aus allen genannten Ländern: etwa im Südsudan, wo die Partnerorganisation »Jesuit Refugee Service« geflüchtete Familien aus dem Sudan sowie Binnenvertriebene mit Lebensmitteln unterstützt und ihnen hilft, sich eine eigene Lebensgrundlage aufzubauen. Die Mittelkürzungen der Vereinigten Staaten, per Dekret angeordnet aus der menschenverachtenden Sicht eines Donald Trump, hatten vor Ort spürbare Folgen: Kostenlose Schulspeisungen, für geflüchtete Kinder die oft wichtigste Mahlzeit des Tages, mussten in mehreren Regionen eingestellt werden. Die Partnerorganisation selbst musste einen Großteil der Mitarbeitenden entlassen.
Hofert weiter: »Im Südsudan zeigt sich die Notlage geflüchteter Menschen besonders drastisch: Die Lebensmittelhilfen reichten dort schon vor den Kürzungen nicht aus. Die Aufnahmegemeinden sind überlaufen und die Erwachsenen haben ohne Hilfe kaum Chancen, eine geregelte Arbeit zu finden. Die Folge ist, dass viele Kinder unterernährt sind, nicht zur Schule gehen können oder sogar selbst arbeiten müssen.
Das zeigt, dass Leben und Zukunft von Millionen von Kindern auf dem Spiel stehen. Terre des Hommes fordert deshalb die Bundesregierung und die Mitglieder des Bundestages auf, weiter lebensrettende Ressourcen bereitzustellen statt humanitäres Engagement wie angekündigt zu reduzieren. Wo andere Partner ausfallen, ist es umso entscheidender, dass wir wo immer möglich einspringen und fest an der Seite der Kinder bleiben.«
Vielleicht sei weniger Informierten auf diesem Wege einmal mitgeteilt, was TDH auszeichnet. Der Name »Terre des Hommes« steht für eine »Erde der Menschlichkeit«. Klimawandel, Kinderarbeit, Krieg und Vertreibung. Kinder und Jugendliche sollen stark gemacht und geschützt werden, vor allem mit TDH-Projekten gegen Gewalt und Ausbeutung.
Im TDH-Selbstverständnis heißt es weiter: „Wir leisten humanitäre Hilfe und verbessern die Lebensbedingungen von Kindern weltweit. Was uns dabei besonders wichtig ist: Wir arbeiten mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen und setzen gemeinsam mit Kindern ihre Rechte durch. Als Kinderrechtsorganisation sind wir unabhängig von Regierungen, Wirtschaft, Religionsgemeinschaften und Parteien. Wir fördern derzeit rund 370 Projekte für Kinder und Jugendliche in mehr als 40 Ländern.“