Sonntag, 30. Juni 2024

Jede Menge los in der Kinderstadt Osnabrück

Oberbürgermeisterin empfängt kleine Amtskollegen im Friedenssaal

Im Alltag von Kindern sind oft Erwachsene die Bestimmer. Die Kinderstadt im Rahmen des Ferienpass-Programms 2024 der Stadt Osnabrück bot Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren wieder eine Woche lang die Möglichkeit einmal selbst das Zepter in die Hand zu nehmen.

Schon Herbert Grönemeyer hat in seinem Hit „Kinder an die Macht“ vor fast 40 Jahren das Mitbestimmungsrecht der kommenden Generationen besungen. In der ersten Ferienwoche Ende Juni kamen im Haus der Jugend 120 Mädchen und Jungen täglich von 10 bis 17 Uhr zusammen, um in der Kinderstadt zu leben und ihre Stimme für demokratische Prozesse einzusetzen.

2008 war das Beteiligungsplanspiel als Projekt des Kinder- und Jugendparlaments der Stadt Osnabrück gestartet. Die aktuelle 15. Ausgabe wurde von circa 40 erwachsenen Prozesshelfern begleitet, die sich jedoch die meiste Zeit bewusst im Hintergrund hielten.

Im großen Saal konnten sich die Mädchen und Jungen in Bürgerversammlungen einbringen, sich an die Spitze der Kinderstadt-Verwaltung oder in den Stadtrat wählen lassen und aktiv bei wichtigen Entscheidungen mitwirken.

Das Startkapital von zehn Osna-Talern investierten viele Kandidatinnen und Kandidaten um das Bürgermeisteramt direkt in den Wahlkampf. Im Medienzentrum mit Fernseh- und Rundfunkstudio produzierten sie Werbe-Clips und Podcasts, gestalteten Plakate, ihr eigenes Kinderstadt-T-Shirt oder wirkten in der Redaktion der Kinderstadt-Zeitung mit.

Nach der Wahl gründeten die Ratsmitglieder neue Betriebe, in denen die Kinderstadt-Bewohner ihr eigenes Geld verdienen konnten. Bürgeramt, Post, Polizei, Jobcenter und eine Müllabfuhr gab es bereits zu Beginn – ebenso eine Bank und eine Bäckerei.

Wieder ausgegeben werden konnten die Einnahmen in der Freizeit – zum Beispiel im Kino oder für einen Imbiss zwischendurch. Getränke gab es hingegen umsonst. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wurde aufgrund der großen Hitze mit Plakaten und Lautsprecherdurchsagen ins Bewusstsein gerufen.

Weil politische Entscheidungen die Köpfe rauchen lassen, gab es jeden Tag auch ein gesundes, stärkendes Mittagessen. Doch was stand da auf einem Plakat? „Große Demo!!!“ Wann? 11 Uhr am Donnerstag. Wo? Vor der Gärtnerei. Warum? Zu viel Gemüse und kein Fleisch!. Nichts wie hin, meinten die einen, während die anderen in der Nähwerkstatt im kühlen Keller Kissen, bunte Armbänder oder praktische Getränkehalter fertigten.

Wieder andere pflegten ihre Haare, Haut und Nägel im Beautysalon, bastelten Modeschmuck in der Kreativwerkstatt, spielten Ball, sprühten großflächige Graffiti-Kunstwerke im Innenhof oder steckten ihre Füße zur Abkühlung in Planschbecken.

Am Donnerstagmorgen stand für eine Delegation der Kinderstadt ein besonderer Außentermin an: Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, empfing Oberbürgermeister Anton Romberg (14), Bürgermeisterin Charlotte Heukamp (9), Bürgermeister Jonas Becher (14) und einige Ratsmitglieder im Friedenssaal des Rathauses.

Nach einem herzlichen Willkommen und kurzen Erklärungen zur funkelnden Amtskette um ihren Hals, zum goldenen Buch der Stadt sowie zu liebgewonnenen Traditionen wie Handgiftentag und Steckenpferdreiten, stellte sich die Verwaltungschefin den Fragen der Kinder:

Darunter: „Was sagen Sie zum Ergebnis der Europawahl?“, „Warum wollten Sie Oberbürgermeisterin werden?“, „Was war der Erfolg Ihres Wahlkampfs?“ oder „Wurden Sie schon mal ernsthaft angefeindet?“. Die Frage „Wären Sie gerne Bundeskanzlerin?“ beantwortete das Stadtoberhaupt entschieden: „Auf keinen Fall! Ich habe doch den schönsten Job der Stadt.“

Nach erfrischenden Getränken und einem Kettentausch der großen und kleinen Amtsinhaber durften die Mädchen und Jungen einen kurzen Blick in das Büro der Oberbürgermeisterin werfen. Pötters Tipp: „Verbiegt euch nicht, bleibt wie ihr seid. Denn nur wenn ihr authentisch seid, seid ihr auch glaubwürdig“ noch im Ohr, ging es zurück zur Zentrale im Haus der Jugend.

In der Kinderstadt angekommen fanden die Vorbereitungen für den Markttag und die große Abschlussdisco am Freitag statt. Ab 14 Uhr konnten Freunde und Familie das von den Kindern Erlebte und Erarbeitete bestaunen. Einlass erhielten natürlich nur diejenigen Erwachsenen, die sich zuvor ordnungsgemäß am Empfang im Foyer mit einer Besucherkarte ausstatten ließen.

„Schade, dass der ganze Spaß nach einer Woche schon wieder vorbei ist. Es wäre cool, wenn die Kinderstadt die ganzen Sommerferien über ginge“, sagte Ahmad (13), der die Autorin dieser Zeilen nach einer höchst professionellen Führung zurück zum Ausgang begleitete. Ob da was zu machen ist? Kinder an die Macht!

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