Mittwoch, 19. Juni 2024

Osnabrücker Grundschulkinder veranstalten Feste für geflüchtete Familien

Von Kindern für Kinder
Exil e.V. ermöglicht Begegnungen zwischen Kindern mit und ohne Fluchtgeschichte in der Landesaufnahmebehörde

Lautes Kinderlachen, bunt geschminkte Kindergesichter, Trillerpfeifen, Torjubel und ein süßer Popcornduft in der Luft: so ging es bei den Familienfesten von Exil e.V. in der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde am Standort Osnabrück-Sedanstraße sowie am Standort Bramsche-Hesepe zu. Das Besondere an diesen Festen war das Organisationsteam, welches aus Grundschulkindern der Osnabrücker Stüveschule sowie der Grundschule Haste im Alter von acht bis zehn Jahren bestand. Zehn Mädchen und 19 Jungen der dritten und vierten Schulklassen haben sich im Rahmen des Projekts „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück!“ gemeinsam ein buntes Programm für die Sommerfeste in der Sedanstraße und Bramsche-Hesepe überlegt. „Unser Ziel ist es, die Kinder zu ermutigen, selbst Verantwortung zu übernehmen und sich für ein tolerantes Miteinander in unserer Gesellschaft einzusetzen“, erklärt Exil-Projektkoordinatorin Therese Sextro die Idee. Denn niemand sei besser geeignet, als die Zielgruppe selbst, um Begegnungs- und Austauschformate zwischen Gleichaltrigen mit und ohne Fluchtgeschichte zu schaffen. „Die Kinder waren von Beginn an Feuer und Flamme und die Ideen sprudelten“, so Sextro. Gemeinsam wurden Aktivitäten wie Kinderschminken, eine Fotobox mit Sofortausdruck, eine Bastelstation zum Gestalten individueller Bilderrahmen sowie Spielen wie Enten Angeln, Dosen Werfen und ein Fußballturnier vorbereitet. „Alle Kinder haben die Verantwortung für eine der Stationen übernommen und diese während des Festes betreut“, ergänzt Projektkollegin Alejandra Bedoya. So konnten die Feste von Kindern für Kinder realisiert werden.

Mit dem Projekt „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück!“ möchte der Osnabrücker Verein Exil e.V. Kindern mit und ohne Migrationserfahrung den Zugang zu kulturellen Angeboten in der Friedensstadt erleichtern. Dafür bietet das Projektteam einmal wöchentlich eine Nachmittags-AG an den Osnabrücker Grundschulen Haste und Stüveschule an. Mit den Projektgruppen wurden bereits Ausflüge in die Kinder- und Jugendbibliothek oder den botanischen Garten unternommen, eine Schwimmstunde mit dem VfL Osnabrück absolviert oder eigene Interviews zum Leben in den Stadtteilen Haste und Schinkel gedreht. „Viele Kinder verweilen nach der Schule in ihren Stadtteilen und Communities und haben nur wenig Kenntnis darüber, welche vielseitigen Angebote in der gesamten Stadt Osnabrück auf sie warten“, berichtet Sextro. Deshalb richte sich das Projekt „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück“ vor allem an diejenigen Kinder, die noch nicht Mitglied in einem Sportverein seien, ein Instrument lernen oder regelmäßig an offenen Angeboten teilnähmen. „Wir arbeiten deshalb mit Osnabrücker Einrichtungen zusammen, um bestehende Aktivitäten präsenter zu machen und bei Bedarf zu ergänzen“, erzählt Bedoya.

Ein besonderes Highlight seien dabei die Veranstaltungen, die mit den Osnabrücker Grundschulkindern und geflüchteten Kindern, die in den Osnabrücker Erstaufnahmeeinrichtungen Sedanstraße und Bramsche-Hesepe untergebracht sind, gemeinsam stattfinden. In den Osterferien wurden zusammen bereits Ausflüge in den Kletterwald oder ein Indoor-Spieleparadies unternommen. „Wir haben da schon beobachten können, dass die Kinder trotz Sprachbarrieren oder anfänglicher Berührungsängste schnell in einen Austausch auf Augenhöhe gekommen sind“, freut sich Sextro. Mit der Organisation von Familienfesten auf dem Gelände der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen möchte das Projektteam daran anknüpfen. „Leider haben geflüchtete Kinder, die in Erstaufnahmeeinrichtungen leben, kaum Möglichkeiten mit gleichaltrigen Osnabrücker Kindern in Kontakt zu kommen. Außerdem fehlt es oft an Kapazitäten und Möglichkeiten, ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm anbieten zu können“, so Sextro.

Mit den Familienfesten in der Landesaufnahmebehörde am Standort Sedanstraße sowie in Bramsche-Hesepe wolle Exil e.V. den Familien deshalb einfach eine schöne Auszeit aus dem oft tristen Lageralltag bereiten. „Ich denke, die Tatsache, dass alle Kinder am liebsten weitergefeiert hätten und niemand das Fest zum offiziellen Endzeitpunkt und trotz Regenschauer verlassen wollte, spricht für sich“, lacht Bedoya.

Das Projekt „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück!“ wird gefördert durch die Aktion Mensch sowie die Fridel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung. Noch bis Ende 2026 werden Grundschul-AGs und Aktivitäten für Kinder mit und ohne Fluchtgeschichte angeboten. Kultureinrichtungen und Grundschulen, die an einer Kooperation interessiert sind, können sich unter bildungsarbeit@exilverein.de an die Projektkoordination Therese Sextro wenden.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Website des Vereins www.exilverein.de.

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