Freitag, 21. Juni 2024

Sicherheit trotz Toter Winkel

 

Was Assistenzsysteme können

Nachdem wir von der Tote-Winkel-Schulung des Kompetenznetz Individuallogistik e. V. an der IGS Eversburg berichtet hatten, erhielten wir ein Angebot von der Firma Hellmann Worldwide Logistics, an einer Stadtrundfahrt zum Thema Toter-Winkel teilzunehmen. Dabei erfahren wir einiges über die Tote-Winkel-Problematik sowie den elektrobetriebenen Lkw, der seit knapp einem Jahr für die Spedition unterwegs ist.

Osnabrück an einem verregneten Montagnachmittag. Wir sind bei der Firma Hellmann Worldwide Logistics an der Hafenstraße mit Fuhrparkleiter Jens Serowy zu einer Stadtrundfahrt verabredet. Direkt nach der Begrüßung geht es mit einem elektrobetriebenen Volvo FL auf der Hansastraße Richtung Wall-Ring. Herr Serowy, der selbst lange Zeit als Fahrer unterwegs war, erklärt uns die Unterschiede eines elektrobetriebenen zu einem herkömmlichen dieselbetriebenen Lkw und was den Fahrer*innen in der Schulung vermittelt wird. Zunächst fällt auf, wie leise der Lkw im Fahrbetrieb ist. Dies freue auch die derzeit fünf Fahrer*innen, die aktuell bei Hellmann mit dem E-Lkw unterwegs sind.

Besonderes Augenmerk bei unserer Fahrt lag auf den Toter-Winkel-Assistenzsystemen, die im Volvo FL installiert sind. So ist das Fahrzeug neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Außenspiegel auch mit einem Kamerasystem ausgestattet, das beim Rechtsabbiegen unterhalb einer Geschwindigkeit von 20 km/h automatisch eingeschaltet wird, um uneinsehbare Stellen sichtbar zu machen. Diese Systeme spielen eine entscheidende Rolle, um Unfälle zu vermeiden, insbesondere in städtischen Gebieten mit dichtem Verkehr. Laut Jens Serowy sei das Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Mobilitätsträgern nicht höher als bei anderen Verkehrsteilnehmer*innen. Vielmehr hängen solche Konflikte stark von den äußeren Bedingungen wie dem Wetter ab und davon, wie geduldig die Verkehrsteilnehme*in ist.


Sechs Ziele für eine sichere City-Logistik

Hellmann ist seit 2018 in der Allianz für Sicherheit, dem Kompetenznetz Individuallogistik e. V. (KNI) engagiert. Gemeinsam mit 13 anderen Firmen aus Transport und Logistik verfolgt man das Ziel, den Güterverkehr in der Stadt sicherer zu gestalten. Um die City-Logistik sicherer und verlässlicher aufzubauen, hat man sich auf sechs Ziele geeinigt.

1. Zeitnahe Nachrüstung von Abbiege-Assistenzsystemen (Kamerasystemen) bei allen Fahrzeugen über 7,5 t, die regelmäßig Zustellungen oder Abholungen im Verkehr des Osnabrücker City-Bereichs (dem sogenannten Wall-Ring) durchführen.

2. Verpflichtung zur Anschaffung ausschließlich solcher Neufahrzeuge über 7,5 t, die mit Abbiege-Assistenzsystemen ausgestattet sind.

3. Abgleich der Informations- und Wissensstände zur Anwendung und dem Stand der Technik von Abbiege Assistenzsystemen mit Herstellern, Lieferanten und weiteren Experten in regional organisierten, technischen Meetings.

4. Anweisung der eingesetzten Fahrer*in, Bremsassistenten bei Fahrzeugen generell nicht zu deaktivieren. Zu diesem Zweck wird auch ein Muster-Anweis erarbeitet, der frei verfügbar sein wird.

5. Durchführung gemeinsamer, regelmäßiger Schulungen der Fahrer*in sowie anderer Verkehrsteilnehme*innen, z. B. durch öffentliche Maßnahmen an Schulen. Stichwort: Tote-Winkel-Schulungen für Schulen und Unternehmen

6. Weiterführung und Erweiterung der bereits in Osnabrück und Umgebung gestarteten Aktion, gefährdete Kreuzungen mit Spiegeln auszustatten – durch Anschaffung weiterer Spiegel, Plakat-Aktionen etc.

Die Firma Hellmann investiert in die eigene Ladeinfrastruktur für ihre E-Lkw-Flotte. Im Sommer dieses Jahres wird auf dem Firmengelände eine mobile 300kW Ladeinfrastruktur mit Batteriespeicher zur Ladung der Elektro-Lkw fertiggestellt sein. Seit April sind zwei elektrisch betriebene 40 Tonner Wechselbrückenzüge zwischen den Standorten Osnabrück und Bremen unterwegs. Des Weiteren plant Hellmann eine Erweiterung seiner E-Lkw-Flotte und setzt für die Langstrecke auf Bio-LNG als Alternative zum Diesel. Die Ladezeit für den Volvo FL beträgt je nach Akkustand zwischen zwei und acht Stunden. Allerdings reduziert sich im Winter die Reichweite des Fahrzeugs deutlich, was eine Herausforderung für die Einsatzplanung darstellt.

Die Stadtrundfahrt bot nicht nur einen Einblick in die fortschrittliche Technik und die Herausforderungen des modernen Güterverkehrs. Die Tour unterstrich auch die Bedeutung von Sicherheitssystemen wie dem Toter-Winkel-Assistenten, um die Sicherheit von Radfahrenden und Fußgängern zu erhöhen. Mit solchen Technologien und einer klaren Vision für die Zukunft der Elektromobilität ist Hellmann auf einem vielversprechenden Weg, eine sicherere und nachhaltigere Transportlösung zu bieten.

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