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Samstag, 2. August 2025
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VfL Osnabrück: Startklar für den Weg zum Erfolg?

Der VfL Osnabrück eröffnet die Saison 2025/26 mit einem Heimspiel gegen Alemannia Aachen

Auf ein Neues! Grotten-Saison abgehakt. Alles soll besser werden! Vor allem geordneter und nachhaltiger, mit klaren Verantwortlichkeiten und Kompetenzbereichen. Dafür wurde u. a. ein neuer „Direktor Fußball“ installiert. An der Bremer Brücke kein Unbekannter: Joe Enochs. Zusammen mit dem von ihm verpflichteten Trainer Timo Schultz soll nicht weniger als eine neue Ära eingeläutet werden.

In der Natur eines solchen Resets liegen oft große Worte. So habe man laut Schultz nicht vor, die 3. Liga nur zu verwalten. Soweit der Plan. Wie der nach einer Vorbereitungs- und Testphase mit, na ja, durchwachsenen Ergebnissen umgesetzt werden soll, ist schwer einzuschätzen im Hinblick auf das Auftaktspiel zur Saison 25/26 gegen Alemannia Aachen (Samstag, 2.8. um 14 Uhr), wenn es wieder richtig um Punkte geht.

Nachdem der neue VfL am letzten Wochenende einen Viertligisten (Werder II) nicht dominieren konnte, kann man die knappe Niederlage im XXL-Test gegen Holstein Kiel durchaus als Steigerung auffassen. Die NOZ hatte eine „ordentliche Generalprobe“ gesehen und die Kommentatoren des Live-Streams auf YouTube konnten nicht oft genug wiederholen wie „grundsolide“ sie den Test-Kick fanden.

Die als mögliche Startelf anzusehende Formation der ersten 60 Minuten – also Jonsson, Karademir, Müller, Wiemann – Kammerbauer, Henning, Wagner, Christensen – Kehl, Kopacz – Riesselmann – war mit den Kielern durchgehend auf Augenhöhe und hätte durch den vergebenen Elfmeter sogar führen können. An dem System 3-4-2-1 wird sicher nicht mehr rumgefummelt. Wie schon in den vorherigen Testpartien zeigt sich die Stabilität und Kompaktheit in der Defensive. Offensiv hapert´s allerdings nach wie vor. Dabei ist die Mannschaft – besonders über die Außenbahnen – durchaus in der Lage, Chancen zu kreieren. Aber um wirklich effektiv und torgefährlich zu sein, fehlen nach wie vor Spieler, die in solchen Situationen den Unterschied auch machen. Deshalb soll so bald als möglich ein erfahrener Stoßstürmer her.

Nach neustem Informationsstand arbeitet Enochs mit Nachdruck an einer Verpflichtung von Sargis Adamyan vom 1. FC Köln, der schon unter Schultz gespielt hat. Zusätzlich stände es dem Osnabrücker Offensivspiel gut, wenn noch ein „spielender“ Stürmer vorne mitmischen würde. Einer, der auch mal alleine loszieht und Überraschendes kreiert. Aus dem aktuellen Kader fällt einem da als erste Wahl Ismail Badjie ein. Falls er seine Verletzung über die Woche auskurieren könnte, würde er sich als Alternative zu Kopacz aufdrängen.


Perspektiven

Hinsichtlich der Frage, was dem VfL mit diesem Aufgebot in der anstehenden Saison zuzutrauen ist, tun sich Experten und Beobachter – wieder mal – schwer. Der Kader erscheint wie eine Wundertüte, könnte der eine oder andere drin sein, über den sich noch alle wundern, könnten sich aber auch welche als „Luschen“ erweisen. Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, haben Enochs und Schultz bei der Auswahl besonders auf das Prädikat drittligaerfahren gesetzt. Sechs der elf neuen Gesichter kommen von der Konkurrenz. Dazu Frederik Christensen aus der schwedischen 1. Liga sowie Fridolin Wagner aus der 2. niederländischen Divisie.

Natürlich wäre ein Stürmer, dem man nicht nur einen Zug zum Tor wünscht, sondern der so etwas auch mitbringt, ein Segen, genauso wie ein spielstarker, ballfertiger Mittelfeldspieler mit strategischen Anlagen. Jedoch, ein Glücksgriff wie ehemals mit Ludovit Reis (Vom FC Barcelona ausgeliehen!) gelingt einem nicht oft im Managerleben. Trotzdem könnte der neue Direktor Fußball Enochs ja mal jemanden mit Wow-Effekt aus dem Hut zaubern. Zu gönnen wär´s ihm allemal.

In der aktuellen Besetzung ist der VfL nicht als Anwärter auf die Aufstiegsplätze einzuschätzen. Hier sind eher FC Saarbrücken, Wehen Wiesbaden, 1860 München, Hansa Rostock, aber auch RW Essen oder Erzgebirge Aue zu nennen. Ob das neue Team aus Osnabrück unter dieser Konkurrenz auf Dauer das Mittelfeld verwalten kann, wird sich frühestens zeigen, wenn die ersten fünf Spieltage bestritten sind. Darüber hinaus erwarten die Anhänger:innen von der kommenden Saison nicht viel. Nur nicht so ein Drama wie in der abgelaufenen, dann sind hier viele schon zufrieden.


Die erste Hürde: Alemannia Aachen

Die Alemannia hatte die Saison als Aufsteiger mit dem 12. Platz abgeschlossen und damit die Erwartungen rund um den Tivoli mehr als erfüllt und für große Begeisterung gesorgt. Doch dann ereilte den Club das, was halbwegs erfolgreichen Aufsteigern droht: Die Leistungsträger erliegen den Verlockungen einer größeren Konkurrenz. Erfolgstrainer Heiner Backhaus wanderte nach Braunschweig ab, Soufiane El-Faouzi, Lenker im zentralen Mittelfeld, zog es (für 200.000 Euro Ablöse) zu Schalke und Abwehr-Ass Patrick Nkoa hat sich beim Vertragspoker dermaßen verzockt, dass die Tür für ihn wohl geschlossen bleibt. Zudem stand Aachen nach der Trennung von Sascha Eller, mit dem es unüberbrückbare Differenzen insbesondere im Umgang mit Sponsoren gab, lange ohne Sportdirektor da. Als Nachfolger wurde erst am Freitag, 25.07., Rached Azzouzi (vorher Greuther Fürth) vorgestellt.

In die Kaderplanung – vier bis fünf Spieler sollen noch kommen (!) – sei er laut Informationen aus dem Umfeld allerdings bereits involviert gewesen. Offiziell war dafür bis vor Kurzem Erdal Celik als Technischer Direktor verantwortlich und der hat auch den neuen Trainer ausgesucht: Benedetto Muzzicato, der die 3. Liga bereits von seiner Zeit bei Viktoria Berlin kennt. Er steht für einen konsequent offensiven und attraktiven Fußball und soll die Alemannia nach dem eher rustikalen Stil unter Backhaus spielerisch auf ein anderes Niveau heben. Ganz schön was los also rund um den Tivoli. Da läuft es beim VfL deutlich geordneter ab.

Ähnlich wie beim VfL sieht man in Aachen vor allem im Sturm die größte Baustelle im Kader. Der aus Osnabrücker Sicht interessanteste Neuzugang ist wohl Kwasi Wriedt (zuletzt Sanliurfaspor), der bei seinem zweiten Engagement an der Brücke eher für Enttäuschung gesorgt hatte und nun in Aachen sein Glück versucht. Mit Valmir Sulejmani von Hannover II (phasenweise auch in Osnabrück im Gespräch) und Fabio Torsiello (Unterhaching/Darmstadt) wurden zwei weitere neue Angreifer verpflichtet und ein weiterer soll folgen.

Die Testspiele verliefen in Aachen noch durchwachsener als beim VfL. In der Vorbereitung konnte die sich neu formierende Alemannia nur gegen unterklassige Gegner gewinnen, gegen die beiden Zweitligisten Roda Kerkrade aus den Niederlanden (0:2) und Patro Eisden aus Belgien (0:4) gab es klare Niederlagen. Zuletzt hat die Alemannia auch die Generalprobe vor eigenem Publikum gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:4 vergeigt …

Prognose: Der Auftaktgegner des VfL hat sozusagen einen erzwungenen Umbruch durchgemacht und noch nicht die notwendige Stabilität entwickelt, die eine Mannschaft in der Liga gerade im zweiten Jahr nach einem Aufstieg braucht. Dass Kapitän Mika Hanraths nach einer schweren Muskelverletzung ausfällt, ist ein weiteres Handicap, das die Aachener mit in die Saison schleppen. Die zentrale Frage ist, ob und wie schnell die Mannschaft Muzzicatos Ideen von einem modernen Fußball umsetzen kann. Bevor sie Lösungen finden, sollte der VfL die Leerstellen in der durch die Testspiel-Klatsche verunsicherten Aachener Mannschaft ausnutzen und zusammen mit den heimischen Fans die ersten drei Punkte der Saison eintüten.


Die Osnabrücker sind immer da: Fans

Das Stadion wird zum Auftakt gleich so gut wie ausverkauft sein, und das mitten in der Ferienzeit. Auf seine Fans kann der VfL sich verlassen. Die Treue und Unterstützungsbereitschaft des Osnabrücker Publikums drückt sich auch im Ticket-Verkauf aus. Noch nie waren die 9000 Dauerkarten so schnell vergeben wie im Sommer 2025. Selbst in der abgelaufenen Zitter-Saison wandte sich die Stimmung kaum einmal gegen das eigene Team. Zum VfL zu gehen ist in gewisser Weise zum Kult gewachsen.

Kaum anzunehmen, dass die Erhöhung der Getränkepreise (Wasser ausgenommen) die Begeisterung dämpfen sollte. 50 Cent mehr für ein Bier macht für eine Viererkette ganze 2 € Inflation. Was ist das schon? Freuen können sich die Freund:innen der Stadionwurst. Die wird nämlich, wie alles andere Essbare, nicht teurer. Und dann noch eine Nachricht für alle Besucher:innen der GiroLive-Nordtribüne: Für sie wird das gastronomische Angebot modernisiert, um „neue Produktkonzepte zu testen: mit Speisen wie Chicken Nuggets, Falafel und größeren Pommesportionen, neuen Foodboxen sowie zusätzlichen Bierinseln und Fritteusenkapazitäten.“ (Quelle VfL)

Zur Begründung werden infrastrukturelle Gegebenheit genannt und nicht etwa, weil der Doc der Ansicht ist, die Belegschaft auf Nord würde sich besonders schlecht ernähren … Die von den Food-Gadgets Ausgeschlossenen wird es vermutlich nicht weiter grämen, denn zur Befriedigung kulinarischer Bedürfnisse treibt es sicherlich kaum jemanden ins Stadion. Tore, ein Sieg, drei Punkte und der Hunger ist eh verflogen!

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