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Sonntag, 28. September 2025

Parkhaus Rink: „Wake me up when September ends“

Ein Abgesang ganz ohne Wehmut

Pünktlich zum Ende des Sommers kündigte sich die Herbstzeit durch den Greenday-Klassiker im Radio an, doch zeigte sich die Wüste im Übergangsjackenmonat September weniger friedlich als gewohnt.

Über die Geschehnisse rund um den rechtsradikalen Auflauf in der Kneipe Parkhaus Rink am 6. September berichtete die Rundschau bereits in Kalla Wefels Artikel „Die ultrarechte Szene formierte sich im Parkhaus Rink“.

Ursprünglich als AfD-Bürgerdialog durch die Wirtin Melanie Kahr abgesagt, traf sich an diesem Tag eine ultrarechte Front nicht nur bestehend aus AfD-Lokalhelden, sondern auch aus angereister „gesichert rechtsextremer“ Parteijugend aus der Region Hannover/Hildesheim sowie dem Hasepost-Kolumnisten „Justus Möser“, der sich schon zuvor mit dem Chef der niedersächsischen Werteunion Steffen Grüner in der Kneipe ablichten ließ.

Dass ein Grüner die Werteunion Niedersachen anführt ist übrigens genauso eine Ironie des Schicksals wie die Tatsache, dass sich diese parteipolitische Resterampe seit August dieses Jahres über den gefeuerten Verfassungsschutzpräsidenten und Vorsitzenden der Partei Hans-Georg Maaßen und seine Kontakte in die braune Szene zerfleischt. Grüners politische Zukunft in der Kleinstpartei scheint zumindest angezählt: Er positioniert sich klar für Maaßen, dessen Rücktritt erst vorgestern wiederholt von keinem Geringeren als Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen gefordert wurde: Etwas Humor braucht jeder Mensch.

Aber wieder zurück in die Wüste

Dort ist endlich wieder Ruhe eingekehrt. Nach der Demonstration gegen das muntere Treffen allerhand Rechtsradikaler in der Kneipe Parkhaus Rink am 6. September sind seit über einer Woche nicht nur die Lichter aus und die Türen dicht: Anfang letzter Woche türmte die Wirtin in einer „Nacht- und Nebelaktion“, packte das übrige Flaschenbier, den angebrochenen Schnaps und einige Habseligkeiten zusammen und verschwand. Den Auszug erledigte sie augenscheinlich alleine, war doch niemand der so teuren politischen Kurzweggefährten anwesend, um ihr zur Hand zu gehen.

Dass Florian Meyer, der sich während des von ihm angezettelten Zirkus um die angereisten Schlachtenbummler und Jungfaschos aus Hannover und Hildesheim im Biergarten versteckte, oder ein anderer seiner AfD-Gefolgsleute nicht beim Auszug halfen, ist nur eine Randnotiz. Weder Wolfgang, Heiko, Thorsten oder wie sie in der Parkhaus-Rink-FB-Gruppe alle heißen noch die ihr so wohlgesonnen Nachbarn, die immer wieder als vermeintliche Unterstützer ins Feld gebracht werden, waren vor Ort.

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Einzig Wolfgang Niemeyers Automat verweilt, vom Strom getrennt, als Mahnmal eines unrühmlichen gastronomischen Kurzexperiments, das nach einigen Monaten wider jeder Vernunft in der Sackgasse enden musste.

Der von der NOZ zweimal interviewte Eigentümer des traditionsreichen Hauses in der Parkstraße 8 verurteilte das Treiben seiner Pächterin mit einem Rückgrat, das zusammen mit dem ungebrochenen Engagement aus unserer Osnabrücker Zivilgesellschaft in diesen Zeiten Mut macht. Die Mischung aus unpolitischem „Bei-mir-darf-jeder-kommen“ und exorbitant meinungsstarkem politischen Aktivismus der Wirtin am rechten Rand brachte nicht nur realen Ärger und Unruhe ins Viertel, der gleichnamige Verpächter Rink betonte auch die Situation insbesondere der normalen Mietparteien im Haus.

Die Wirtin hat sich nun gänzlich in die Stammtischechokammern des Internets abgesetzt. In einer eigenhändig erstellten Facebookgruppe (dort verlinkt sie alles, was in der rechten Szene Rang und Namen hat) oder in den FB-Kommentarspalten der Hasepost brilliert sie schon immer als heroisch kämpfende Social-Media-Autorin und verteidigt ihre Meinungsfreiheit als selbsternannte „Sofamotzerin“ bis aufs Messer. Besonders hervorzuheben sind dabei ihre exquisite Wortwahl sowie ihre ungeahnte Kreativität bei der Interpunktion. Vor allem aber lassen einen ihre bizarren Wortneuschöpfungen ratlos zurück: So wird „Arschifa“ sicherlich Jugendwort des Jahres 2026. Dieses Jahr ist das Ranking leider schon durch, aber die Chance, mit derartig wohlfeiler Wortakrobatik im verhassten öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu landen, sei ihr ohne jede Häme gegönnt. Unsere Stimmme hat sie.

Der geistige Katzensprung zwischen ungebremster internationaler Hundeliebe und öffentlich geäußertem Fremdenhass treibt dabei seltsame Blüten, kurz: Zwischen dem Importieren allerhand kranker Dackel und dem Hetzen gegen Flüchtlingsunterkünfte passt kein Blatt. Bei all dem Irrsinn hält sich die Idee, ihren Kommentaren in einem Podcastformat literarisch ein Denkmal zu setzen, wacker. Doch wer sie zitieren will, braucht ein schnelles Pferd: Sie löscht unliebsame Kommentare ähnlich fix und geräuschlos, wie sie das Viertel verließ.


Was bleibt?

Der von der Neuen Osnabrücker Zeitung und Heiko Pohlmann herbeifantasierte Bürgerkrieg blieb aus und die Situation ruhig, und das trotz der provokanten Aktionen aus der Kneipe seitens Wirtin, Niemeyer und der angereisten jungen Schlachtenbummlern. Die Kampagne „Den Rechten die Räume nehmen“ hat von ihrem Demonstrationsrecht zusammen mit vielen Menschen der Wüste Gebrauch gemacht.

Die späteren Irrungen, Wirrungen und Verklärungen aus dem Umfeld der Rechtsradikalen, das Treffen zwischen AfD-, BOB- und Werteunion-Mitgliedern sei Zufall gewesen, verliefen ähnlich im Sande, wie der klägliche AfD-Versuch den Stadtrat durch eine Finte in die Verlockung eines trumpschen „very bad people on both sides“-Antrags zu bekommen. Die Ratsfraktionen von CDU, FDP/UWG-Gruppe, Grüne/Volt, SPD und Linke/Kalla Wefel strichen in ihrem Änderungsantrag das schäbige Spiel der AfD und positionierten sich gemeinsam unter dem Titel „Demokratinnen und Demokraten für Respekt und Meinungsfreiheit“ klar. So steht dort: „Der Rat lässt sich nicht als Spielball für Kampagnen missbrauchen, die unsere bunte Demokratie in düstere Farben tauchen wollen.“


Fazit:

Die politisch nicht ganz stubenreine dackelaffine Wirtin hinterlässt Niemeyers einsamen Snackautomaten außer Betrieb und die Kneipe hoffentlich besenrein.

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