Eine „Denk-mal“-Kolummne
Denkmäler gibt es nicht nur in Deutschland – besonders auch in Osnabrück – wahrlich mehr als genug. Bezeichnenderweise vor allem zahllose Kriegerdenkmäler, die an die endlos vielen Toten oder die Denkorte, die an die Millionen unbekannter Opfer des Faschismus erinnern. Aber eben auch Denkmäler, die Menschen in Erinnerung rufen, denen wir wertvolle Dinge wie Erfindungen oder besondere historidche Leistungen verdanken.
Der bekannte Osnabrücker „Haarmannsbrunnen“ von Adolf Graef (1862–1941), einer der ältesten Arbeiterdenkmäler Deutschlands, widmet sich beispielsweise einem ganzen damals noch lebenswichtigen, seit Jahren jedoch aussterbenden Gewerbe: dem Bergmannsberuf.
Heute leben wir in spürbar veränderten, künstlich intelligent gewordenen Zeiten. Wie können wir unter diesen Bedingungen erwas grundsätzlicher über Denkmäler, also Orte im öffentlichen zukünftigen Raum sprechen ? Ist dieses kulturelle Format überhaupt noch zeitgemäss? Wie stellen wir uns beispielsweise ein mögliches Denk-Mal für das zukünftige Osnabrücker Lokviertel am früheren Güterbahnhof vor? Funktioniert im 21. Jahrhundert überhaupt noch die bis-herige Denkmalskultur?
Früher erinnerten Denkmäler an bestimmte, damals zeitgemässe Vergangenheiten; heute wirken „Gestaltungen als Ideen im und für den öffentlichen Raum“ indem diese uns einladen, die kommenden Zeiten zu kommentieren. Das heutige Denk-Mal produziert im gelungenen Fall einen politisch-ästhetischen Streitwert, keine Dekoration eines sauber geordneten Stadtbilds.😉. Ein denkmalgestütztes „Zurück in alte Vergangenheiten“ ist zum Glück schon lange nicht mehr kultur-politisch durchsetzbar…
Denkmäler wirken wie Zeitkapseln mit einem hohen Zukunftspotential. Ein kleiner Ausblick in die nächste Gegenwart wird jetzt überraschend anders absehbar: Gibt es vielleicht zukünftig so etwas wie Denk-Mäler, die zum offenen Gespräch ermun-tern? Vielleicht existiert ja bereits ein noch nicht vorhandenes „Denkmal einer nächsten Zukunft.“? Und wenn ja: Wie könnte so ein sozialer Ort für uns, die nächsten Zukünf-tigen, aussehen? Welche Features sollte so ein mentales Artefakt in jedem Fall sichtbar machen? Lesende, denkt ruhig mal etwas eigenständiger ….😉
Denkmäler hatten früher die Funktion an Bekanntes oder Erlittenes zu erinnern. Heute ist es ungekehrt: gerade w e i l ZUKUNFT so merkwürdig porös, risikoreich und gesichtslos daher kommt, ist es umso reizvoller Denkorte abweichend von gewohnten Traditionen zu konziperen. Das Unheimliche der heutigen Zeit ist wohl, dass wir mit Hilfe neuer digitaler Möglichkeiten längst unterschiedliche Szenarien von Zukünften blitzschnell simulieren können. (Am Rande bemerkt: Dieser Text entstand übrigens ohne KI …)
Daraus ergibt sich zukünftig höchstwahr-scheinlich eine neuartige Konstellation: die alte heroische Denkmalsidee trifft gegenwärtig auf beliebig viele unrealisierte Denkmals-Optionen. Doch dazu braucht es hellwache Auge und Ohren – und die Chuzpe den Möglichkeiten, die sich heute durch neues Assoziieren und Kreieren abzeichnen auch entsprechende Formen zu geben.
Denkmäler funktionieren, schrieb Robert Musil im letzten Jahrhundert, weil wir sie normalerweise nicht mehr bewusst wahrnehmen. An Denkmäler kann man sich gewöhnen – und sei es indem wir sie bewusst anders, aktiver ubd aufmerksamer gestalten .














