Jetzt am Start: Website zur NS-Zwangsarbeit auf Sportplätzen für Fußballfans
Neben dem Berliner Olympiastadion, einem historischen Ort, der besonders für die Verbindung von NS-Unrecht und Sport steht, wurde eine ungewöhnliche Website vorgestellt, die jungen Menschen über das Thema Fußball eine Auseinandersetzung mit Zwangsarbeit im Nationalsozialismus ermöglicht. Die Website www.jubel-unrecht.de bietet vielfältige Funktionen: Interviews von Zeitzeug:innen, Übersichtskarten und ein Online-Game sind nur einige der Features, die verfügbar sind.
170 Standorte in Deutschland und Österreich konnten identifiziert werden, an denen während des Nationalsozialismus Zwangsarbeitslager auf Sportplätzen eingerichtet wurden. Einige davon wurden in Berlin vorgestellt. In Dessau findet man auf der Website ein Interview mit dem Zwangsarbeitenden Teodoro di Leo, das Julian Krings vorstellte. Teodoro di Leo arbeitete in Dessau für Kalorimeta und ging in seinem Interview auch auf den Sportplatz auf dem Firmengelände ein. Trotzdem, so Krings, handelt es sich hierbei um einen Verdachtsfall, da bislang nicht zu rekonstruieren sei, wo genau sich der Platz befand. Sowohl bei den Verdachtsfällen als auch bei der vermuteten hohen Dunkelziffer bittet das Projektteam weiterhin um Mithilfe. Dr. Michael Gander dankte als Projektleiter allen, die sich bis hierhin bereits mit Hinweisen, Recherchen oder Fotos der verschiedenen Sportplätze an der Website beteiligt haben.
Bastian Satthoff stellte mit dem Hamburger Sportverein und dessen Stadion einen Ort vor, an dem italienische Zwangsarbeitende in einer Tribüne untergebracht waren. Auf der Website ist auch eine von HSV-Fans produzierte Podcastfolge abrufbar, die sich dieser Geschichte des Stadions und seines Umfeldes widmet und in der auch Tina Schröter vom Projektteam zu hören ist. Tina Schröter stellte anhand eines ehemaligen Fußballplatzes in Düsseldorf die Bildungsformate auf der Website vor. Über die Verbindung des Platzes des eigenen Vereins, des als Fan favorisierten Vereins oder über eine geographische Nähe sollen vor allem junge Fußballfans mit dem Thema NS-Zwangsarbeit in Kontakt gebracht werden und daher sind auf der Website einige interaktive Features verfügbar, die bei der Wissensvermittlung unterstützen sollen.
Jakob Meyer, Vorstand der Stiftung EVZ, die das Projekt förderte, betont: „Fußball verbindet – und erinnert. Bestes Beispiel ist das Projekt der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht: Sport- und Fußballfans gestalteten hier Erinnerungskultur aktiv mit – ganz im Sinne des Förderprogramms Bildungsagenda NS-Unrecht. Das Projektergebnis, eine interaktive Karte, macht Zwangsarbeit in der NS-Zeit sichtbar, gibt den Opfern eine Stimme, reflektiert die Vergangenheit kritisch und setzt ein Zeichen gegen das Vergessen.“