Widerlegen höhere Zahlen einen Bildungsnotstand?
Klagen über ausgefallene Stunden, Lehrer*innenmangel, ungenügende Inklusion. unzureichende Integration bis hin zu versifften Schultoiletten bestimmen die Agenda der deutschen Bildungsdebatte. Nutzt man dagegen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts, erfährt man im Schulbereich sogar von offiziell gestiegenen Summen. Passt das zusammen?
Die öffentlichen Haushalte haben im Jahr 2023 durchschnittlich 9 800 Euro für die Ausbildung einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers an einer öffentlichen Schule ausgegeben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren das nominal (nicht preisbereinigt) rund 300 Euro beziehungsweise 3 % mehr als im Jahr 2022.
Gut drei Viertel der Gesamtausgaben (7 400 Euro beziehungsweise 76 %) entfielen dabei auf die Personalkosten. Die restlichen Mittel wurden für den laufenden Sachaufwand (1 400 Euro beziehungsweise 14 %) und Investitionen (1 000 Euro beziehungsweise 10 %) bereitgestellt. Pro-Kopf-Ausgaben variieren zwischen den Schularten teils deutlich.
An allgemeinbildenden Schulen wurden im Jahr 2023 durchschnittlich 10 500 Euro je Schülerin und Schüler und somit 300 Euro (+3 %) mehr als im Vorjahr aufgewendet. Zwischen den Schularten zeigen sich teils deutliche Unterschiede in der Ausgabenhöhe. So beliefen sich die Pro-Kopf-Ausgaben an Grundschulen auf 8 400 Euro, während es an Integrierten Gesamtschulen rund 11 600 Euro waren. An Gymnasien wurden durchschnittlich 10 900 Euro je Schülerin und Schüler ausgegeben.
Die Ausgaben an beruflichen Schulen lagen im Vergleich deutlich niedriger. Im Jahr 2023 wurden hier insgesamt 7 100 Euro je Schülerin und Schüler aufgewendet. Dies entspricht einer Steigerung um 300 Euro (+5 %) gegenüber dem Vorjahr. Erklärbar sind die niedrigeren Ausgaben an den beruflichen Schulen insbesondere mit überwiegendem Teilzeitunterricht an den Berufsschulen innerhalb des dualen Ausbildungssystems.
Hoher Anstieg der Ausgaben je Schülerin und Schüler in Bayern
Mit Ausnahme des Saarlands, wo aufgrund auslaufender Sonderprogramme ein Rückgang von 140 Euro (-1 %) zu verzeichnen war, stiegen die Ausgaben je Schülerin und Schüler im Jahr 2023 in allen Bundesländern. Am stärksten nahmen die Ausgaben in Bayern (+700 Euro beziehungsweise +6 %) und in Schleswig-Holstein (+500 Euro beziehungsweise +5 %) zu.
Die höchsten Ausgaben verzeichneten Berlin mit 13 400 Euro, Hamburg mit 12 300 Euro und Bayern mit 11 300 Euro. In Nordrhein-Westfalen lagen die Ausgaben mit 8 900 Euro je Schülerin und Schüler am niedrigsten. Bei einem Ausgabenvergleich zwischen den Bundesländern ist zu beachten, dass sich nicht nur die Schulstruktur und das Unterrichtsangebot in den einzelnen Ländern unterscheiden, sondern auch Unterschiede hinsichtlich Schüler-Lehrer-Relationen, Besoldungsstruktur, Gebäudemanagement oder der zeitlichen Verteilung von Investitionsprogrammen vorliegen.
Dennoch zählt eines zur bitteren Wahrheit: Die deutschen Ausgaben für den Schulbereich liegen im internationalen Vergleich allenfalls im Mittelfeld. Deutschland investiert einen signifikanten Teil seines Bruttoinlandsprodukts in Bildung. Jedoch gibt es Länder, die deutlich höhere Ausgaben pro Schüler aufweisen. Während einige Länder, insbesondere in Skandinavien, höhere Budgets für Bildung bereitstellen, gibt es auch andere Nationen, die mit geringeren Ausgaben – messbar unter anderem im Zuge von OECD- und PISA-Untersuchungen – ähnliche oder sogar bessere Bildungsergebnisse erzielen.
Es ist darum wichtig, nicht nur die Höhe der Ausgaben zu betrachten, sondern auch die Effizienz und die Qualität der Bildungssysteme, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Dass Deutschland sich als beinahe einziger Staat im westlichen Europa, dies ist nach Meinung unzähliger Bildungsforscher Teil der Krise, noch das restlos überkommene dreigliedrige Schulsystem leistet, zählt unbeirrt zu den bitteren Wahrheiten.