Der VfL fing sehr gut an, erzielte durch Gnaase einen Lattentreffer und schaffte es danach aber nicht, gegen zehn Paderborner ein Tor zu schießen. Das Unentschieden nützt im Abstiegskampf fast gar nichts und schafft eher Planungssicherheit für die neue Saison in der dritten Liga.
Wie geht es weiter? Am kommenden Samstag geht es nach Nürnberg, danach kommt am 11.02., einem Sonntag, Hansa Rockstock an die Brücke.
Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.
Vor dem Spiel
Einige Leute halten nun Reden zum Holocaust-Gedenktag und auch unter dem Eindruck der gewaltigen und großartigen Kundgebung mit 25.000 Menschen im Schlosspark.
DFB-Präsident Neuendorf „Wir stehen für das verbindende Element und nicht für Ausgrenzung, ich freue mich, dass sich auch in Osnabrück so viele Menschen dafür einsetzen.“
VfL-Präsident Holger Elixmann erinnert daran, dass das VfL-Bündnis 2019 mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet wurde und sagte: „Nie wieder ist heute. Wir müssen unsere jüdischen Freunde in den Arm nehmen und Solidarität zeigen.“
„Hier spielen heute Spieler aus 15 verschiedenen Nationen – allein das zeigt, was verlorengehen würde, wenn sie wegdeportiert würden. Wir sind die Osnabrücker, wir sind immer da“, verkündet Katharine Pötter, was mit großem Applaus quittiert wird.
„Ich bin verdammt stolz auf diese Stadt – 25.000 Leute im Schlossgarten, das war überwältigend. Wir zählen weiter auf euch, als zwölften Mann im Kampf gegen Intoleranz und Rassismus“, ruft VfL-Fan Boris Pistorius unter großem Applaus und im Stadion ertönen „Nazis raus“-Rufe.
Zwischendurch überreicht die Violet Crew einen Scheck über 23.839,77 € aus ihrer Weihnachtsspendenaktion an die Caritas, was allerdings fast unterging und viel zu wenig gewürdigt wurde. Man kann schon verdammt stolz sein auf diese Stadt mit ihren tollen Bewohner*innen, VfL-Fans und der Violet Crew.
Nun zum Sport
Zur Abrundung unserer oben verlinkten Podcasts zum aktuellen wie zu vergangenen Spielen hier wie immer die Statements der Trainer vor der heutigen Partie, übernommen von bundesliga.com.
Uwe Koschinat:
„Wir müssen erahnen, welche Art des Spiels auf uns zukommt und welches Personal uns begegnet. Das wird die Herausforderung sein. Der SC Paderborn ist ein brutal stabiler Zweitligist, der dafür steht, Spieler besser zu machen. Man hat in den letzten Jahren sehr viele Spieler entwickelt.“
Lukas Kwasniok:
„Es wird eine heikle Aufgabe werden. Wir wissen um die Besonderheit, an der Bremer Brücke zu spielen. Aber wir sind gewappnet für diese Aufgabe, haben eine gute Trainingswoche hingelegt. Die Jungs sind energiegeladen und haben eine hohe Intensität, das werden wir auf den Platz bringen müssen. Unser Anspruch ist in erster Linie, eine gute Leistung zu zeigen.“
Man darf gespannt sein, wer in der Startelf steht. Und da kommt sie auch schon: Gegenüber dem Spiel in Karlsruhe gibt es nur eine Änderung: Für den kränkelnden Tesche steht Kunze auf dem Platz.
Kühn – Kleinhansl, Diakhite, Gyamfi, Androutsos – Kunze, Gnaase, Cuisance – Niemann, Engelhardt, Conteh
Beginn
Schiedsrichter Michael Bacher aus Amerang pfeift bei klarem Himmel und Temperaturen um die fünf Grad an. Anstoß hat der VfL, der zunächst in Richtung Ostkurve spielt, was erfahrungsgemäß beim Publikum keine besonderen Sympathien für die gegnerische Mannschaft weckt.
Wie in fast allen deutschen Stadien wird es 12 Minuten keinen Support von der Fanszene geben, aber der VfL spielt zu munter und zu gut, sodass sich der Rest im Stadion nur zögernd daran hält.
Der VfL kommt richtig gut in Fahrt, steht recht hoch und ist das überlegene Team. Paderborn steht sehr tief, teilweise mit der ganzen Mannschaft im Strafraum. Vielleicht gelingt es ja jetzt in der 11. Minute mit einem Freistoß aus gut 25 Metern: Kleinhansl legt auf Gnaase ab, der gnadenlois abzieht und der Ball kracht gegen die Unterkante der Latte ins Feld zurück. Was für ein Hammer. Boevink hätte keine Chance gehabt.
Nur eine Minute später die nächste Chance für den VfL: Conteh passt auf und schnappt sich nach einem Abwehrfehler der Paderborner den Ball, zieht aus spitzem Winkel ab, verfehlt aber knapp das Tor.
Nach einer Viertelstunde …
… ist der VfL die klar spielbestimmende Mannschaft und als Klefisch, der erst kurz zuvor die erste gelbe Karte bekommen hatte, Cuisance foult, muss er in der 17. Minute vom Platz. Gelb-Rot.
Die Karten sind nun im wahrsten Sinne des Wortes gut gemischt für den VfL, aber er muss vorne endlich im letzten Drittel zielsicherer werden. Niemann, Cuisance und vor allem Conteh machen wie alle anderen Spieler einen guten Job. Paderborn steht hinten aber sattelfest und hat auf 4-4-1 umgestellt und ein Durchkommen ist gegen eine solch erfahrene Mannschaft nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen.
Der VfL hat in der 37. Minute 64 % Spielanteile, 37 zu 10 Angriffe und 6 zu 1 Torschüsse. Außerdem erhält Conteh in derselben Minute die gelbe Karte und sein Bruder wird bei Paderborn ausgetauscht.
Es ist das alte Problem: Bis zum Strafraum rollt der Ball mit teilweise gefälligen Angriffen bis zum Sechzehner und dann ist eine mögliche Chance verpufft.
Halbzeitfazit
Der VfL ist das bessere und überlegene Team. Es fehlt das Tor zum 1:0, aber Paderborn steht nach einigen Umstellungen mit zunehmender Spieldauer hinten felsenfest.
Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.
Halbzeitgedanken:
Der SC Paderborn 07 wurde tatsächlich 1907 gegründet, zumindest einer seiner Vorgängervereine, und hat heute etwa 8.000 Mitglieder.
Seit 2008 spielt die – mittlerweile ausgegliederte – Profimannschaft in der „Ich-habe-ständig-einen-neuen-Namen“-Arena, die als reines Fußballstadion konzipiert ist und mit seiner merkwürdigen Optik äußerst gewöhnungsbedürftig anmutet.
Die 15.000 Plätze verteilen sich auf 9.200 Steh- und 5.800 Sitzplätze. Um den bekloppten DFL-Auflagen genüge zu tun, wird das Stadon umgebaut und die Anzahl der Sitzplätze auf 8.000 Sitzplätze erhöht, weil man wohl dann erst richtig Fußball spielen kann.
Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken:
Paderborn hat etwa 155.000 Einwohner.
Bei der letzten Kommunalwahl erhielten die CDU 40,33 %, die Grünen 24,14 %, SPD 12,78 %, FDP 5,67 %, AfD 5,06, Die Linke 4,6 %, DIE PARTEI 2,67 % und die restlichen Prozente verteilen sich auf drei Wählergruppen. Fast genau 95 % wählten also demokratisch.
Oberbürgermeister ist Michael Dreier von der CDU.
Dass Paderborn zum schwarzen Erdteil Deutschlands gehört (fast 60% sind katholisch) ist zwar nicht Neues, erklärt aber so manches Wahlergebnis schon im Vorhinein.
Abwegige Halbzeitgedanken:
Zu Paderborn fällt mir partout nichts ein oder zumindest nur sehr wenig, zumal kaum jemand weiß, warum es Paderborn überhaupt gibt. Moment!
Doch … der Kabarettist und sympathische Geschichtenerzähler Erwin Grosche kommt aus Paderborn und mit ihm zusammen hatte ich mal einen Auftritt beim WDR, woraufhin er mir nach der Sendung zuraunte, er wäre gerne auch mal so giftig und böse wie ich, er traue sich nur nicht. Tja, was ein erzkonservatives Umwelt so alles mit einem anrichten kann.
Beide Mannschaften wechseln zur zweiten Hälfte …
… beim VfL kommt Wulff für Niemann und beim SCP Grimaldi für Platte und Ansah für Kostons.
Paderborns Angriffe sind durchaus gefährlich und der VfL muss gewaltig aufpassen, hier nicht gegen zehn Mann in Rückstand zu geraten. Erst verfehlt Ansah nur knapp das Tor, kurz darauf spielt Obermair von der Grundlinie aus in die Mitte zurücks, dort steht Kinsombi frei, aber der Ball kommt ein Stück zu hoch für ihn. Glück für den VfL.
Nach 60 Minuten …
… ist Paderborn im Angriff sogar gefährlicher als der VfL. In der 67. Minute dann fast das 1:0. Wulff flankt von rechts perfekt auf Engelhardt, dessen Kopfball von Boevink mit der rechten Pranke im letzten Augenblick abgewehrt werden kann.
Das Spiel ist nicht besonders ansehnlich, aber extrem spannend, da beide Mannschaften auf Sieg setzen. In diese Phase gibt es – naturbedingt – etliche Wechsel und einige gelbe Karten – siehe unten unter „Zahlen, Daten, Fakten“.
Dem VfL nützt ein Unentschieden fast gar nichts, er muss hier heute gewinnen.
Gyamfi nimmt sich den Ball am Strafraumrand fast selbst ab und muss am Ende foulen. Der Freistoß von Obermair landet gefährlich im Fünfer, wo zwei Paderborner den Abschluss verpassen und Diakhite letztlich klären kann.
Der VfL findet einfach keinen Schlüssel zum Tor, das Spiel ist nun ruppig und ohne Spielfluss. Paderborn hat sogar zum Ende hin Oberwasser, kommt seinerseits zu einigen Chancen, aber es bleibt bei einem tristen 0:0, das keine Hoffnung auf die Zukunft weckt.
Fazit
Der VfL fing sehr gut an, erzielte durch Gnaase einen Lattentreffer und schaffte es danach aber nicht, gegen zehn Paderborner ein Tor zu erzielen. Das Unentschieden nützt im Abstiegskampf fast gar nichts und schafft eher Planungssicherheit für die neue Saison in der dritten Liga.
Wie geht es weiter? Am kommenden Samstag geht es nach Nürnberg, danach kommt am 11.02., einem Sonntag, Hansa Rockstock an die Brücke.
Zahlen, Daten & Fakten
Zuschauer*innen: 15.741 davon etwa 1.400 aus Paderborn
Tore: 0:0
Gelbe Karten:
(10.) Klefisch
(36.) Conteh
(39.) Kostons
(68.) Androutsos
(73.) Klaas
(84.) Gyamfi
Gelb-Rote Karten:
(17.) Klefisch
Rote Karten: (.)
VfL Osnabrück:
Kühn – Kleinhansl, Diakhite, Gyamfi, Androutsos – Kunze (69. Makridis), Gnaase, Cuisance – Niemann (46. Wulff), Engelhardt (69. Lobinger), C. Conteh (85. Wriedt)
Trainer: Uwe Koschinat
SC Paderborn:
Boevink – Curda, Kinsombi, Musliu – Obermair, Klaas (75. Leipertz), Klefisch, Zehnter (36. Brackelmann) – S. Conteh (36. Schuster), Kostons (46. Ansah), Platte (46. Grimaldi)
Trainer: Lukas Kwasniok
Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang)
Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 11. Dezember 1982 in 21 Pflichtspielen aufeinander – (damals noch „TuS Schloß-Neuhaus“). Die Bilanz lautet 5-7-9. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.
Tabellarisches:
In der Kicker-Formtabelle steht der VfL mit einem Notendurchschnitt von 3,73 auf dem drittletzten Platz und der SC Paderborn (3,52) auf dem zehnten Platz. Tatsächlich spielt der VfL als Tabellenletzter der 2. Liga gegen den Sechsten des 18. Spieltags.