6,3 % der Bevölkerung konnten im Vorjahr aus Geldmangel ihre Wohnung nicht warm halten
Geht es nach Kanzler Merz oder dem CDU-Programmchef Carsten Linnemann, sollen all die, die sie für „Arbeitsverweigerer“ halten, am Ende keinen Cent Miethilfe mehr bekommen. Das dürfte die Wohnsituation in Deutschland immens verschärfen. Denn für viele Menschen in Deutschland ist ein warmes Zuhause schon heute nicht selbstverständlich. Im Jahr 2024 lebten 5,3 Millionen Menschen hierzulande in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warm halten konnten.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt, betraf dies rund 6,3 % der Bevölkerung. Der Anteil ist gegenüber dem Jahr 2023 zurückgegangen. Damals hatte er bei 8,2 % gelegen.
In EU-Europa ist ein Mensch von zehn betroffen
Deutschland geht es im europäischen Vergleich sogar besser: Mit einem Bevölkerungsanteil von 6,3 % liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt: In der Europäischen Union (EU) waren im vergangenen Jahr 9,2 % der Bevölkerung nach eigener Einschätzung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warm zu halten.
Der Anteil ging damit auch EU-weit gegenüber 2023 zurück, als er bei 10,6 % gelegen hatte. Am häufigsten gaben 2024 Menschen in Bulgarien und Griechenland an, ihren Wohnraum nicht angemessen heizen zu können: Dort war knapp jede oder jeder Fünfte (19,0 %) betroffen. Es folgte Litauen mit 18,0 %. Am niedrigsten war der Anteil in Finnland (2,7 %) sowie in Slowenien und Polen (je 3,3 %).
Malaise bleibt trotz formal sinkender Heizkosten
Im Zuge der Energiekrise waren die Preise für Haushaltsenergie stark angestiegen. Von 2020 bis 2024 legten sie um 50,3 % zu und damit deutlich stärker als die Verbraucherpreise insgesamt (+19,3 %).Die Preise für Haushaltsenergie sind zu Beginn der aktuellen Heizsaison niedriger als ein Jahr zuvor. Im September 2025 mussten Verbraucherinnen und Verbraucher dafür 1,9 % weniger zahlen als im Vorjahresmonat. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise insgesamt nahmen im selben Zeitraum um 2,4 % zu. Die von der schwarzroten Bundesregierung verordnete Nullrunde bei der Grundsicherung dürfte die Wohnsituation anders herum nicht einfacher machen.
Erdgas und leichtes Heizöl mit Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahresmonat
Je nach Art der Heizung sind die privaten Haushalte unterschiedlich stark von den Preisentwicklungen betroffen. Erdgas als am weitesten verbreiteter Heizenergieträger verteuerte sich im September 2025 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 %. Auch leichtes Heizöl verzeichnete erstmals seit Juli 2024 einen leichten Preisanstieg (+0,1 %). Profitieren konnten Verbraucherinnen und Verbraucher von günstigeren Preisen für Fernwärme (-2,2 %). Auch Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (-1,8 %) und Strom (-1,6 %) verbilligten sich gegenüber September 2024.
Preise für leichtes Heizöl von 2020 bis 2024 fast verdoppelt
Im langfristigen Vergleich sind die Preise für leichtes Heizöl besonders stark gestiegen: Von 2020 bis 2024 haben sich diese beinahe verdoppelt (+99,3 %). Auch für Erdgas mussten Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen (+89,9 %). Fernwärme verteuerte sich im selben Zeitraum um 76,0 %, Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe um knapp die Hälfte (49,1 %). Die Preise für Strom wiesen mit einem Plus von gut einem Viertel (27,4 %) die geringste Preissteigerung unter den Heizenergieträgern auf.