Eine kritische Bestandsaufnahme
Ich weiß es noch wie gestern: als ich ein kleiner Dötz war lag manchmal ein Aroma über der Stadt, als käms direkt von der Kadaververwertungsanstalt in Icker. Am Wandertag in der Volksschule mussten wir entweder in den Zoo oder auf den Piesberg und den dämlichen Steinbrecher bewundern. Da konnte natürlich keiner mehr sein Pausenbrot für sich behalten und mir war jedes Mal noch drei Tage richtig kodderich danach.
Zum Glück ist viel passiert seitdem. Und als wir das letzte Mal mit den Neffen aus Bremen im Osnabrücker Land unterwegs waren, um uns gegenseitig vom Abstiegskummer zu trösten, riefen sie: „Sapperlot, werter Oheim! Riecht es doch so frisch alsbalde wie am Weser Strande!“
Wir wollten dann noch zu Tante Anna an die Hollager Schleuse auf ein Gläschen Schleusenschnaps und Schnitzelparade, aber das gibt’s auch nicht mehr. Also sind wir zu Pastor Wickkühler nach Hasbergen gegangen und für jeden gab es ein Gebetbuch mit Henkel. So wurde es dann doch noch ein schöner Tag.
Später haben die Neffen einen Brief geschickt und jeder hat auch noch ein Bild gemalt. Das freut den alten Onkel sehr, schätzt er doch das geschriebene und gemalte Wort im höchsten Maße und hält es mit Meister Busch, der da sagte:
„Wer zu Lande oder Stadt
einen Onkel wohnen hat,
der sei höflich und bescheiden,
denn das kann der Onkel leiden.“