Vorbild für energieeffizientes Bauen
Am Freitag, dem 2. August, wurde die neue Firmenzentrale der Prowind GmbH in der Albrecht-Einstein-Straße im Wohn- und Wissenschaftspark am Westerberg feierlich eröffnet. Bei sommerlichen Temperaturen nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit, das erste Holzhybridgebäude in Osnabrück zu besichtigen. Die Veranstaltung bot zudem drei Talkrunden zu Themen rund um nachhaltiges und energieeffizientes Bauen sowie die Energiewende. Ein buntes Straßenfest rundete die Eröffnung ab.
Zur Begrüßung sprach Inhaber und Geschäftsführer Johannes Busmann über das kontinuierliche Wachstum der Firma, ihre bisherigen Projekte und die Visionen für die Zukunft. Die Prowind GmbH, die seit ihrer Gründung vor 24 Jahren bereits siebenmal umgezogen ist, errichtet Windkraftanlagen in Kooperation mit Landeigentümern und BürgerInnen, die in nachhaltige Projekte investieren möchten. Der neue Standort ermöglicht es, die 110 Beschäftigten aus Osnabrück unter einem Dach zu vereinen. Busmann betonte die Bedeutung wissensbasierter Kontakte zur Universität und Hochschule Osnabrück für den Qualifizierungsprozess zum Bau am Wissenschaftspark. „Jetzt sind wir stolz, dass es so ist, wie es ist“, sagte Busmann.
Bei der Führung durch die 3.600 m² Büroflächen konnten die Besuchenden viel über die technische Seite des Holzhybridgebäudes erfahren. Das Gebäude besteht zu 70 % aus Holz, während Fahrstuhlschacht, Treppenhäuser und Keller aus Beton gefertigt sind. Durch die Verwendung von Holz konnten 1.500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, was der Herstellung von 200 Pkw entspricht. Die Innenwände der Büros und Besprechungsräume sind mit Strohbauplatten und biologisch abbaubarer Flachsdämmung ausgestattet.
Eine Luftwärmepumpe im Keller erhitzt das Wasser im Pufferspeicher auf etwa 35 Grad, wodurch die Heizung betrieben wird. Der 15 Meter hohe Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 25.000 Litern kann die Heizenergie für 1 bis 2 Tage speichern und erhöht so den Wirkungsgrad der Wärmepumpe um 15 Prozent. Die Anlage wird von einer PV-Anlage mit 175 Modulen mit Strom versorgt. Jedes Büro ist mit einem CO₂-Messgerät ausgestattet, das eine individuelle Temperaturregulierung ermöglicht. Die Gesamtkosten für das Gebäude stiegen aufgrund von Verzögerungen und Lieferengpässen von ursprünglich geplanten acht auf über zehn Millionen Euro.
Die Talkrunden, organisiert von der Hasewindinitiative und professionell moderiert vom freien Journalisten Sören Hage, boten den Zuhörern die Möglichkeit, ihre Fragen an Experten zu stellen. In der ersten Talkrunde zum Thema energieeffizientes Bauen beantworteten Felix Gruber, Abteilungsleiter Umwelttechnik der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Prowind-Geschäftsführer Johannes Busmann die Fragen des Moderators und des Publikums. Busmann hob den Qualifizierungsprozess hervor, der nötig war, um im Wissenschaftspark bauen zu dürfen, und sprach über Kosten, Bürokratie sowie Vor- und Nachteile verschiedener Baustoffe. Felix Gruber vom DBU betonte, dass zum Erreichen der Klimaziele und der Dekarbonisierung alle Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen. Es brauche mehr zukunftsweisende Beispiele wie diese, von denen man viele mehr brauche.
Michael Kopatz, Wissenschaftler und Stadtbaurat in Marburg, hielt einen Vortrag zum Klimaschutz, in dem er die Themen Flächenverbrauch in Städten, Energieeffizienz bei Altgebäuden und Graue Energie ansprach. In der letzten Talkrunde ging es um das Thema „Bürgerbeteiligung an der Energiewende“. Thomas Ostendorf vom Ingenieurbüro Ostendorf und Partner, das für die Planung der Gebäudetechnik verantwortlich war, sprach über den Planungsprozess und die technischen Komponenten des Gebäudes. In der abschließenden Talkrunde diskutierten unter anderem Christian Meyer, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz, und Carlo Reeker, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbarer Energien, über Bürgerbeteiligungsgesetze und bürokratische Hürden bei der Planung und Umsetzung von Projekten. In einer informativen Talkrunde schloss Christian Meyer mit dem Fazit ab, dass man beispielsweise Energiespeicher mehr fördern und integrieren müsse. Die Vision müsse sein, mit erneuerbaren Energien eine klimaneutrale Wertschöpfung zu schaffen, die einen Überschuss produziert mit dem Ziel, das Günstigste, beste und resilienteste Energiesystem zu haben.
Auf dem benachbarten Multifunktionsplatz fand bei strahlendem Sonnenschein ein Straßenfest statt. Besuchende konnten sich an zahlreichen Ständen mit Getränken und Speisen versorgen. Für die kleinen Gäste gab es Kinderschminken und eine Hüpfburg, während die Drummer von Groove Onkels viermal auftraten. Bei einer Tombola wurden 2.269 Euro gesammelt, die von Johannes Busmann auf 5.000 Euro aufgerundet und verdoppelt wurden. Die Spenden gehen zu gleichen Teilen an die Projekte „Deutsch lernen im Zoo“ und den Verein „Sportler for a Children’s World“.