Dienstag, 21. Mai 2024

„Schau mir in die Augen, Kleiner …“

Mit Kumpeltyp und 6.000 VfL-Fans heute Abend auf Schalke

Wie beim Montagseinwurf vorhergesagt, gibt es also einen neuen Trainer beim VfL und der heißt Uwe Koschinat. VfL-Fans ist er schon seit Jahren ein Begriff, da er nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er die Bremer Brücke mit ihrer hitzigen Atmosphäre stets zu schätzen gewusst hat. Kurz: er war schon immer ein gar nicht mal allzu klammheimlicher VfL-Fan. Das betonte er auch auf der eilig einberufenen Pressekonferenz am Montag um 16.30 und man konnte es ihm abnehmen.

„Dieses Stadion verbinden viele mit Fußballromantik und Tradition, für mich ist es pure Energie. Wir müssen als Truppe jeden Grashalm kennen, das Publikum muss spüren und sehen, dass wir uns zerreißen. Diese Bereitschaft bringe ich mit und erwarte sie bei jedem aus dem Trainer- und Funktionsteam, aber genauso von der Mannschaft“, sagte Koschinat auf der PK.

Warum es am Ende zu einer Verpflichtung kam, erklärt Amir Shapourzadeh in der offiziellen Presserklärung des Vereins übrigens mit casablanc’scher Fußballpoesie: „Die Gespräche mit Uwe waren wirklich gut. Mit dabei waren Julius Ohnesorge, Michael Welling und Holger Elixmann. Wir haben uns anschließend in die Augen gesehen und waren gemeinsam überzeugt, dass Uwe mit seiner Erfahrung und Energie für die aktuelle Situation der richtige Trainer ist.“

Diese intensiven Augenblicke bestätigten mir nach der PK sowohl Amir Shapourzadeh als auch Michael Welling: „Das stimmt wirklich, Kalla. Wir haben uns in die Augen geschaut und waren uns einig …“

Egal, Koschinat wirkte während der gesamten PK sehr entschlossen und scheint den aktuellen Kader des VfL tatsächlich für zweitligatauglich zu halten. Mit seiner geraden Ansprache bediente er sicherlich eher die Erwartungshaltung jener Fans, die in Bezug auf ihren Lieblingsport lieber etwas weniger kompliziert denken wollen, als die Feingeister des runden Leders, die mit hängenden Sechsern, falschen Neunern und verdeckten Achtern ums Vordereck eine Sprache in den Fußball eingeführt haben, die an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Was einst mit „der Ball ist rund“ und „ein Spiel dauert 90 Minuten“ recht harmlos begann ist mittlerweile bei polyvalenten Schienenspielern in der Box angekommen. Der Drang, sich als Trainer aufzublasen und sich mit einer Art Geheimsprache vom Mainstream abzuheben, um sich selbst zu erhöhen, treibt schon lange die seltsamsten Blüten. Und um einen vermeintlichen Abstand nicht zu verlieren, hecheln Presse und vor allem TV-Moderatoren strunzdumm hinterher. Dabei ist es eine Binsenweisheit, dass Fußball vor allem wegen seiner Einfachheit so beliebt ist.

Zurück zum neuen Trainer: Ich mag seine direkte Ansprache. Dass er gleich in die vollen ging, macht ihn nur noch sympathischer. Schon bemerkenswert seine Kenntnisse über die VfL-Mannschaft und die von ihm sofort zugeteilten Rollen einzelner Spieler. Plötzlich wurde der Name Kühn erwähnt und besonders dessen Rolle nicht als Torhüter, sondern als Identfikationsfigur für den Verein. Beermann, Tesche und Verhoek bezeichnete er wegen ihrer Zweitligaerfahrung ebenfalls als Säulen der Mannschaft und schanzte diesen Spielern unverhoffte Verantwortung zu. Man darf gespannt sein, wie sie damit klarkommen und wie sich das Ganze auf dem Rasen bemerkbar macht.

Heute Abend gegen den taumelnden Riesen Schalke 04, bei dem derzeit nur das Stadion groß ist, geht es dann mal wieder um alles oder nichts und wir werden sehen, ob die Entlassung Schweinsteigers und die Verpflichtung Koschinats schon etwas bewirken kann. Das Komische an dem Spiel ist ja, dass sowohl der VfL als auch die Schalker als Aufbaugegner des anderen dienen könnten. Vom Papier her hat der VfL keine Chance, also nutzen wir sie doch einfach, denn wie sagte schon einst Honecker im grenzdebilen Zustand: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Ich tippe wider Erwarten und dennoch wie immer auf einen Sieg des VfL, der mich in dieser Saison nur einmal nicht im Stich gelassen hat.

Die Rundschau berichtet wie immer ausführlich direkt nach dem Abpfiff.

 

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