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Dienstag, 14. Oktober 2025

Blau versiffter Friedenscocktail aus der Ewert-Küche

Friedensnobelpreis? Beweisführung nach der Methode eines NOZ-Chefredakteurs

Fangen wir mal diplomatisch an: NOZ-Chefredakteur Burkhard Ewert bemüht sich zuweilen ehrlich darum, besser verdauliche Kommentare zu schreiben als sein sehr rechter Scharfmacher und „Chef vom Dienst“ Michael Clasen, seit September flankiert von einem Dr. Philipp Ebert, der als katholischer Wolf im Schafspelz mit Sätzen wie „Schließlich leben auch meine Frau und ich in einer klassischen Ehe „mit ein paar Kindern“ der Horrorvorstellung aller linken Gesellschaftskämpfer“, für den moralischen Kompass sorgt.

Sätze, die verdeutlichen, dass die Zeit der Aufklärung noch lange nicht beendet ist, doch wirklich wundern kann man sich bei der NOZ über gar nichts mehr und über Burkhard Ewerts Welt erst recht nicht.

Tja, auch wir müssen zuweilen unseren Blutdruck kontrollieren. „Ewert eben“, heißt es da ganz lapidar – auch als bequeme Ausrede, nicht jede von ihm missionarisch in die Tasten gehauene Zeile kommentieren zu müssen. Seine früheren Verständnisbekundungen mit zweifelhaften Impfgegnern, mit deren Netzwerken, Lobhudeleien auf Söders Bayern, Attacken gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bis hin zum Abfassen Putin-verstehender Kuschelkommentare sind auch für OR-Redakteur*innen längst eine makabre, aber eben auch gewohnte Alltagslektüre.

Nun aber hat sich der Chefredakteur in der Print-Ausgabe vom 11. Oktober, online schon am Vortage zu lesen, selbst getoppt. Originalton: „Trump hätte den Friedensnobelpreis verdient“ prangt als Leitkommentar auf der ersten Printseite. Gern darf man, bevor man der KOZ-Post folgt, vorab den kompletten Wortlaut studieren. Wir sind zwar tolerant,  dennoch wurden für unsere täglich wachsende Leser*innenschaft 50.000 KOZ-Tüten prophylaktisch in Auftrag gegeben.


Trumps Entzauberung

Atmen wir nun einmal ganz tief durch und folgen tatsächlich einer bestimmten Logik. Stellen wir uns also vor, das mögliche Ende des Gaza-Kriegs hätte zumindest den zarten Gedanken einer positiven Würdigung der „Friedensmacher“ verdient. Nur: Man hätte dabei restlos verdrängt, dass der gleiche Trump das Gemetzel in Gaza bislang eifrig befeuert hat, und das schon seit unzähligen Monaten.

Mehrere Zehntausende Tote, meistens Kinder und wehrlose Erwachsene, lebenslang traumatisierte Menschen, Exitus der Gesundheitsversorgung, verweigerte Hilfstransporte und endloser Hunger waren der Preis für monatelanges Schulterklopfen Trumps auf dem Rücken des Massenmörders Netanjahu. Ganz zu schweigen von Trumps ebenso wahnwitziger wie makabrer Idee, die von Leichen umsäumte Küste des Gaza-Streifens zu einer von Palästinensern geräumten „Côte d’Azur“ zu machen, hinter der womöglich US-Oligarchen, gern auch Netanjahus Freunde, ihre Prachtvillen mit vorgelagerten Yachthäfen errichten.

Etliche Friedensforschende sind, abgesehen davon, unverändert der Ansicht, dass durch Trump, entgegen seiner pentranten Selbstbelobigungen, keiner der sieben von ihm genannten Konflikte wirklich gelöst worden ist. Auch bei Trumps Plan für Gaza bleibt trotz des aktuellen Durchbruchs unklar, ob er dauerhaften Frieden bringen wird.


Beweisführung nach der Methode Ewert

Entzaubert wird jeder zarte Gedanke einer Trump-Würdigung aber spätestens dann, wenn man auf Ewerts skurrile Beweisführung mit Beispielen schaut. Allen Ernstes wird das „Doha-Abkommen mit den Taliban“ als „Grundstein für den Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan“ gelobt, das nicht nur dort lebende Mädchen und Frauen weit unter die Menschenwürde katapultiert hat.

Dann kommt es Schlag auf Schlag: Trumps Handschlag mit Führer Kim Jong-un , also der „Diktatur in Nordkorea“, wird gelobt, weil „versöhnliche Signale“ gesandt worden seien. War das nicht jener Mensch, der mit seinen Atomraketen-Spielchen Menschen aus Südkorea oder aus Japan unverändert in Angst und Schrecken versetzt und im Inneren einen Terror-Staat mit Gottglauben an den Diktator errichtet hat?

Und der Putin-Krieg in der Ukraine? Ewert meint allen Ernstes: „Es waren die Europäer, die den Krieg fortsetzen wollten und zuletzt beim Gipfel in Alaska darauf hofften, dass eben kein Frieden eintritt.“ Sind alle Waffenstillstandsangebote jener angeprangerten Europäer in Ewerts löchrigem Archiv durchgerutscht – oder sogar ganz vergessen?

Kopfschüttelnd resümiert Ewert am Ende: „… das Komitee beschämt sich selbst, indem es sich nicht traute zu tun, was richtig und ein Zeichen gewesen wäre, dass sich jemand um den Frieden in der Welt verdient machen kann.“


Um was es beim Friedensnobelpreis wirklich geht

Schauen wir doch einmal sachlich, was jetzt ungemein schwerfällt, auf die Frage, um die es im Kern geht: Den Friedensnobelpreis soll nach den Vorgaben seines Namensgebers Alfred Nobel (1833-1896) bekommen, wer „am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.“

Unzählige bisherige Preisträger sind diesen Kriterien recht nahe gekommen. Denn es ist eine zumeist sehr ehrenvolle Liste, die bisherige Preisträger aufzählt. Dazu gehören Gustav Stresemann (Verleihung 1926, gemeinsam mit dem französischen Verständigungsminister Aristide Briand),  der deutsche Antifaschist Carl von Ossietzky (1935), das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (1954 und 1981), UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld (1961), Martin Luther King (1964), das Kinderhilfswerk UNICEF (1965), Willy Brandt (1971), Amnesty International (1977), die Südafrikaner Desmond Tutu und Nelson Mandela (1984 und 1993), Ärzte ohne Grenzen (1999), die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (2017), die russische Menschenrechtsorganisation Memorial (2022), die iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi (2023) oder der japanische Atomwaffenächter Nihon Hidankyō (2024).

Auf der anderen Seite stehen in seltenen Fällen auch zweifelhafte Verleihungen wie die an Henry Kissinger (verliehen 1973, ausgerechnet im Jahr des von ihm mitangezettelten Chile-Putsches), damals offiziell wie gutmeinend verliehen wegen des Friedens in Vietnam.


Trump und der Frieden: ein toxischer Widerspruch

Um es vorwegzusagen und falsches Lob zu verhindern: Ob die Venezolanerin Maria Corina Machado die oben zitierten Vorgaben Nobels erfüllt, ist mehr als zweifelhaft. Sie ist bekennende Trump-Anhängerin und hat ihm ihren eigenen Preis ja sogar mittlerweile offiziell „gewidmet“. Machado ist ebenso Fan des menschenverachtenden argentinischen Präsidenten Javier Milei wie der ultrarechten spanischen Vox-Partei, die in der Tradition des Faschistenführers Franco steht. Trotzdem wollen wir, was unverändert schwerfällt, einmal Nüchternheit walten lassen:

Ausgezeichnet wurde Machado zumindest, wie es vom Nobel-Komitee heißt, für „ihren unermüdlichen Einsatz zur Förderung der demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf um einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie.“ Ja, es stimmt: Ein Kampf gegen den Antidemokraten und Pseudolinken Maduro kann in aller Regel nicht falsch sein.

Genau die Worte aber, die Machado ehren sollen, hätte eine Auszeichnung Trumps jenseits der Bewertungen aller von ihm postulierten Konfliktlösungen restlos verboten. Trump und der Frieden bilden vielmehr einen toxischen Widerspruch. Denn der US-Präsident macht aktuell das exakte Gegenteil vom „Einsatz zur Förderung der demokratischen Rechte“: Er bombardiert sie täglich!

Nichts hält er von einer unabhängigen Justiz, sobald sie ihm nicht nach der Pfeife tanzt. Im Gegenteil: Er installiert höchstpersönlich einen handverlesenen Supreme Court, der ihm völlig freie Hand für antidemokratische Politik gewährt. Trump manipuliert Wahlverfahren für Kongress und Senat, um die Macht seiner rechtsextremen Republikaner bis ultimo zu zementieren.

Betrachten wir doch mal die Nobel-Vorgabe „Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere“. Hat Trump da im Ernst Verdienste? In Wahrheit wird aufgerüstet bis zum Limit – und der vormalige Verteidigungsminister heißt jetzt Kriegsminister.

Und Bewaffnete kommen reichhaltig zum Einsatz: Trump lässt Soldaten in demokratisch regierten Städten aufmarschieren, droht immer neue dieser makabren Invasionen an und nennt selbst solche Gegner in der Demokratischen Partei, die im deutschen Spektrum zwischen Union und FDP einzuordnen wäre, „linksradikal“. Ganz offen stimmt er Ende September die Militärspitze vor einem riesigen Forum uniformierter Generäle auf einen „Krieg“ in den USA ein. Alle hauen die Hacken zusammen. Keine Ironie. Ein neues Aufflammen des Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 war in den USA zumindest nie wahrscheinlicher als heute.

Nicht zu vergessen, dass unter Trump jene offenen Putschisten, die vor Jahren nach Trumps Abwahl das Kapitol stürmten, nicht nur per Amnestie „in Ehren“ freigelassen wurden, sondern sogar als Helden verehrt werden, die überall gut bezahlte Vorträge halten dürfen.


Verheerendes NOZ-Echo

Blickt man auf den Leser*innen-Chat unter dem Ewert-Beitrag, müsste es Verantwortlichen der NOZ den blanken Schauer über den Rücken treiben. Besonders vernichtende Kommentare kommen teilweise auf mehrere Hundert „Likes“.

Beispiel gefällig?  Chat-Kommentator Michael Wittke bringt Trumps Politikverständnis – als nur ein einziger unter vielen – kurz, knapp und präzise auf den Punkt: „Ein ausgeprägter Narzisst, ein verurteilter Straftäter, ein Mensch, der sich abwertend über Frauen äußert, der politische Gegner auf das übelste beschimpft, der für sich samt Familie Profit aus der Präsidentschaft zieht, die amerikanische Verfassung untergräbt, Finanzsysteme destabilisiert und gleichzeitig Kontrollinstanzen abbaut, den Klimawandel leugnet und die Justiz manipuliert. Der droht, beleidigt, lügt.“

All dies ist Trump-Politik der alltäglichen Praxis. Und diesen selbstverliebten, menschenverachtenden, antidemokratischen, unsozialen, militaristischen, umweltfeindlichen, gewaltwütigen und intoleranten Post-Demokraten möchte Ewert als Träger eines international renommierten Friedensnobelpreises?

Voller Ungeduld warten wir auf die längst fälligen und in Auftrag gegebenen KOZ-Tüten.

 

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