Hase schlägt seine muskenhaften Haken immer weiter nach rechts
(und stört so meinen Winterschlaf)
„Gute Nacht!“, wollte ich eigentlich zu Winterbeginn dem Igelpost-Publikum wünschen, ehe ich in meinen verdienten Winterschlaf versunken wäre. Kurz überlegte ich sogar, die Igelpost um die Kleine Osnabrücker Zeitung (KOZ) zu erweitern, da ich die NOZ-Kommentare von Chefredakteur Burkhard Ewert oder von Michael Clasen eher in AfD-nahen Organen verortet hätte. Doch manchmal habe ich einfach keine Lust mehr … na ja, zumindest vorerst nicht …
Und auch die Kommentare, die ein Pohlmann oder ein Niemeyer-Pseudo-Möser in der Hasenpost seit unzähligen Monaten zum Schlechten geben, haben mich wegen ihrer Dauerschleifen und stereotypen Hasstiraden gegen Rote und Grüne dermaßen ermüdet, dass ich die geplante Sondernummer allein mit einem dahingekrakelten Gute Nacht, Welt ausstatten wollte, um mir dann die notwendige Wintermütze Schlaf zu gönnen.
Der Chefredaktion gefiel das aber gar nicht. Erst zupften sie sanft an meinen Stacheln herum, dann hauchten sie mir einfach Begriffe wie „AfD“, „Trump“ oder „Elon Musk“ ins hyperempfindliche Hörorgan, weil sie genau wissen, dass ich bei solchen ekelhaften Kraftausdrücken tatsächlich nicht mehr schlafen kann. Immerhin erwähnten sie fairerweise keinmal die Hasenpost.
Ein rechtsschaffender Profi deutet die Osnabrücker Amateurpolitik
Ich krabbelte also tapsig aus meiner Behausung und begann, mit dem obligatorischen Würgereiz, in das Objekt der Abscheu zu blicken. Und siehe da: Am 4. Dezember hatte Pohlmann wieder zugeschlagen, um seine übliche Keule gegen alles Rote und Grüne in Osnabrück zu schwingen. Gähnend studierte ich also seine mit „Wir haben kein Geld, doch der Stadtrat steuert mit Vollgas in die Schuldenfalle“ überschriebene Philippika. [Eine Philippika ist eine Straf-, Kampf- oder Brandrede, die ein Grieche namens Demosthenes einmal gen König Philipp II. von Makedonien (359–336 v. Chr.) schleuderte, um diesem das Schlimmste vom Allerschlimmsten anzukündigen.]
Pohlmanns verhasste Könige sind natürlich keine Blaublüter, sondern in seinem verächtlichen Jargon nichts als „Amateurpolitiker“ im Rat der Stadt. Im Gegensatz zur Hasenpost – jener Anzeigen-Onlinepostille eines Möchtegernjournalisten – sind sich die rot-grün beeinflussten „Amateurpolitiker einig, dass es eine gute Sache sei, Osnabrück mit weiteren 120 Millionen Euro in die Schuldenfalle zu führen.“
An der kommunalen Haushaltskrise, die synchron nahezu alle(!) deutschen Kommunen an den Rand ihrer Handlungsfähigkeit führt, ist also in Osnabrück offenkundig allein die rot-grüne Ratsmehrheit schuld, denn die gebe Geld für offenbar furchtbare Dinge aus. Man beachte im Originalton die semantische Ballung zweier Ausgabeposten, die so viel miteinander gemeinsam haben wie die Hasstiraden des Amateurjournalisten Pohlmann mit seriösem Journalismus:
„Bei genauer Betrachtung sind die Schulden der Stadt also durch keine signifikanten Sicherheiten gedeckt. Dafür beteiligt sich Osnabrück auch weiter an der als ‚Seenotrettung‘ bezeichneten Schleuserunterstützung im Mittelmeer und Kotbeutelspender für jährlich mehr als 100.000 Euro.“
Aha: Geld zur Rettung sonst ertrinkender Menschen darf also getrost als genauso unnötig wie Kotbeutel für Hunde an den Pranger gestellt werden. Leichensäcke statt Kotbeutel? Kurzum: Wie abgrundtief ist das Menschenbild des Hasenpost-Chefideologen eigentlich anzusetzen?
Wie bei Christian Lindner wird dagegen der rechtsextreme argentinische Staatspräsident Javier Milei angehimmelt, der mit seiner Losung „No hay Plata!“ (Wir haben kein Geld!) aktuell gut 60% der Menschen in Argentinien unterhalb der Armutsgrenze gestoßen hat. Vorbild wird also eine intellektuelle Hohlfrucht und ein Menschenverächter, der künftige Mehrheiten offenbar über verhungernde Wählergruppen sichern will, denen er aktuell die letzten Brotkrumen zum Überleben streicht. Neoliberaler Sozialdarwinismus in Reinform: Survival of the fittest.
Keulen gegen engagierte Gleichstellungspolitik
Am 13. Dezember, auch das wieder mal eine langweilige Wiederholung, keult Pohlmann einmal mehr gegen die städtische Gleichstellungsbeauftragte. Überschrift der Tirade: „Patricia Heller: Osnabrücker Gleichstellungsbeauftragte oder linke Politik-Aktivistin?“
Zur Erinnerung: Schon am 4. Juni hatte Oberhase Pohlmann die Gleichstellungsbeauftragte an den Pranger gestellt. Versehen war die Anklageschrift mit einer Grafik, die das Stadtwappen mit zwei Hammer-und-Sichel-Fahnen und einem roten Stern erweitert hatte – einfach nur Dummheit oder Satire in schlichtester Deppenmanier?
Hintergrund der geradezu sensationellen Pohlmann-Aufdeckung war die Tatsache, dass Patricia Heller sich am breiten Osnabrücker Bündnis gegen die AfD beteiligt hatte, das sich – unter anderem unter Beteiligung der OMAS GEGEN RECHTS, von DGB-Gewerkschafter*innen und Jusos – „Den Rechten die Räume nehmen’“ nennt. Pohlmanns Beweisführung:
Neben etlichen anerkannten Organisationen hatten auch kommunistische Gruppierungen den Text unterzeichnet. Für Hasspost-Prediger durfte dies wohl als Beweis für eine kommunistische Machtübernahme in der Stadtverwaltung reichen, oder?
Ein knappes halbes Jahr später geht der Hasenkampf gegen die Gleichstellungsbeauftragte munter weiter. Jetzt wurde der – in der Frauenszene sehr geschätzten – Kollegin vorgeworfen, sie habe das offenkundige Hasenpost-Idol Donald Trump kritisiert. Pohlmann erwähnte dazu einen von Patricia Heller verantworteten Text. Originalton Pohlmann:
„Darin richtet sie scharfes Bashing gegen den kürzlich mit großer Mehrheit in den USA wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump, den sie u.a. deswegen gewählt sieht, weil ‚er sich klar antifeministisch positioniert und das Recht von Frauen auf eigene Reproduktion instrumentalisiert‘ [habe].“
Verdammungswürdig für den Hasenpost-Chef sind, neben der Ungeheuerlichkeit, Trump zu kritisieren, auch Geschehnisse in Berlin. Patricia Heller habe sich hier mit einer Gruppe von Bundestagsabgeordneten der SPD, Grünen und der Linkspartei gemein gemacht, die eine Reform des Abtreibungsparagraphen §218 durchsetzen wollen, um Abtreibungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten grundsätzlich straffrei zu machen.
Patricia Heller befürchtet in der Tat, dass „der Verbleib des § 218 im StGB hohe Risiken“ berge, „wenn sich rechte Mehrheiten im zukünftigen Verlauf weiterhin ausbreiten“.
Der Skandal unter den Hasenohren: Hier habe Heller offenbar CDU und CSU gemeint. Nur: Wo zum Teufel ist hier der Skandal? Die Union ist seit jeher eine Formation, die klassisch zum Mitte-Rechts-Spektrum mit vielen rechten Ausschlägen im deutschen Parteienspektrum zählt. So what?
Pohlmann fragt dann allen Ernstes: „Wo bitte ist nach dieser Aufgabendefinition Trump-Bashing und eine Stellungnahme zur straffreien Abtreibung Teil der Aufgaben einer kommunalen Gleichstellungsbeauftragten?“
Die Igelpost antwortet hier gern: Wenn ein Engagement gegen rechts, gegen frauenfeindliche Gesetze und gegen den unsäglichen Frauenverächter Trump nicht zur Aufgabe einer Gleichstellungsbeauftragten zählen darf, was bliebe dann sonst übrig? Häkeln, Stricken und ein Kaffee mit Keksen für einen Bürobesuch der Hasenpost-Chefredaktion?
Ein X für ein U vormachen: Pohlmann bricht eine Lanze für Elon Musk
Nachdem mich alle oben studierten Hasenpost-Weisheiten schon allmählich wieder in meinen Winterschlaf übergeleitet hatten, hat mich letztendlich eine Pohlmann-Tirade am 29. Dezember derart wachgerüttelt, dass ich jetzt sogar um meinen restlichen Winterschlaf fürchten muss: „Elon Musk empfiehlt die AfD, und das ist auch gut so!“, überschreibt der Hasenpost-Chef seinen jüngsten Kommentar.
Elon Musk? AfD? Gut so? Geht es noch?
Welche Quellen er offenkundig liebt und welcher Realitätsverzerrung Pohlmann anhängt, wird in diesem Doppelsatz deutlich: „Alice Weidel führt zudem in einer aktuellen Umfrage zur Kanzlerpräferenz. Man kann sicher nicht behaupten, dass die AfD in der kommenden Bundestagswahl irrelevant ist.“
Wie bitte? Bekannt aus gängigen Umfragen, beispielsweise nachzulesen in der Zeit vom 19.12.24, ist dieses: „Die größte Zustimmung unter den eigenen Partei-Anhängern genießen der Umfrage zufolge Weidel und Habeck. Vier von fünf AfD-Anhängern (82 Prozent) halten Weidel für geeignet, ebenfalls vier von fünf Grünen-Anhängerinnen (81 Prozent) Habeck.“ Für das Hasenpost-Publikum darf wiederholt werden: „unter den eigenen Parteianhängern.“ Folgt man Pohlmanns Interpretation, besitzt Weidel eine relative Mehrheit unter allen Kandidat*innen.
Oder ist hier Pohlmanns geheimer Wunsch der Adoptivvater seines Geistesblitzes?
„Musk selbst kann in Deutschland nicht wählen, aber seine Meinung sei ihm gegönnt“, liest man dann als Pohlmann-Toleranzbeweis, was für Demokrat*innen eine mehr als banale Erkenntnis ist.
Wie wäre es mit der Ergänzung, dass Musk die Plattform Twitter allein deshalb zu X und damit zu seiner milliardenschweren Propagandaschleuder gemacht hat, um allein schon auf dieser Plattform seine rechtsextremen und demokratiefeindlichen Sprüche ins benebelte Publikum zu hämmern? Der Verkäuferin Elsa Sabellek aus Bottrop sei ihre Meinung auch gegönnt. Aber hat sie auch nur den Hauch einer Chance, mehr als Kollegen oder Menschen im Mietshaus mit ihrer Weltsicht zu erreichen?
Hasenpost und Musk sind vor allem im Holzhammer ihrer Agitation siamesische Zwillinge. Beide eint der abgrundtiefe Hass auf die aktuelle deutsche Bundesregierung, denn die Ampel „hat Deutschland faktisch an den Rand des Abgrunds geführt, egal ob es um die Wirtschaft, Energiepolitik, die Schuldenpolitik der Ampel oder die innere Sicherheit geht.“ Ist dieses Horrorgemälde als Feindbild eigentlich noch zu steigern? Und gehört jemand, der sein Land bewusst an den „Abgrund“ führt, nicht ins Gefängnis?
Pohlmann wäre nicht Chefideologe seiner Kampfpostille, wenn er nicht noch eine weitere Keule aus seiner Waffenkammer hohler Phrasen holen und damit zuschlagen würde. Enttarnt hat er angeblich eine massiv von der Sozialdemokratie manipulierte Medienwelt.
Originalton: „Ich wünsche mir, dass auch andere Tages- und Wochenzeitungen einen ähnlich offenen Meinungsaustausch fördern würden – zum Beispiel die Titel der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (ddvg), der Medienholding der SPD. Viel zu wenig bekannt ist, dass diese sozialdemokratische Holding u.a. zu 100 Prozent Eigentümer des Zeitungsverlags Neue Westfälische in Bielefeld ist. Über verschachtelte Beteiligungen hält sie u.a. eine Sperrminorität an den Zeitungen NP und HAZ in Hannover sowie Anteile an Radiosendern wie ffn und Antenne Niedersachsen. Vielleicht in Zukunft einmal daran denken, wenn man Radio hört oder Nachrichten, die sich auf das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) beziehen – da ist überall auch SPD mit drin!“
Nur zur Erinnerung für Menschen, die – im offenkundigen Gegensatz zu Pohlmann – über historische Erkenntnisse verfügen: Das Rudimentäre, was es heute noch an SPD-Einfluss auf Medien gibt, resultiert aus einem ehemals stolzen SPD-Presse- und Verlagswesen, das die Nationalsozialisten 1933 brutal zerschlagen haben. Bis dahin besaßen auch Provinzstädte wie Osnabrück eine eigene SPD-Tageszeitung, in diesem Fall die Freie Presse. All dies gibt es heute nur noch im Miniaturformat. Und dieses kleine Erbe deutscher Medienvielfalt beeinflusst laut Pohlmann nennenswert die Medienszene? Es wäre weit unter Igel-Niveau, diese verzerrte Pohlmann-Welt weiter zu kommentieren.
Aber wenn der Hasenpost-Chef schon so richtig in Rage ist, saust er weiter mit gespitzten Löffeln in seiner wahrgenommenen Welt umher. Eine letzte Kostprobe gefällig? Hier ist sie:
„Wenn Musk Deutschland ‘am Rande des kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs‘ sieht und glaubt, dass die AfD das verhindern kann, dann ist das seine Meinung. Übrigens: Anders als ‚Schraubenkönig‘ Reinhold Würth, der 25.000 Beschäftigten in einem Brief explizit davon abriet, die AfD zu wählen, hat Musk niemandem konkret eine Wahlempfehlung gegeben – schon gar nicht seinen abhängig Beschäftigten. Das macht ihn in meinen Augen zu einem überzeugenderen Demokraten als manche Kritiker.“
Wenn mich meine Igel-Stachel nicht daran hindern würden, würde ich spätestens jetzt meine Pfoten über dem Kopf zusammenschlagen. Zunächst mal zum angeblich toleranten Musk: In den US-Werken hat Elon Musk die Gewerkschaften brutal und repressiv rausgedrückt. Im Brandenburger Werk hatte er zunächst für einen handverlesenen Betriebsrat gesorgt, der fast alle Repressalien gegen Beschäftigte mit durchwinkte. Mittlerweile ist die IG Metall – gegen harten Widerstand des muskhörigen Managements – die stärkste Kraft bei Tesla in Brandenburg. Dies so nebenbei.
Und dann soll Musk allen Ernstes nicht zur Wahl der AfD aufgerufen haben? Schon vergessen, ihr Hasen dieser Welt? Im Onlinedienst X tippte Musk höchstpersönlich die Worte „Nur die AfD kann Deutschland retten“ ein. Danach hatte der US-Unternehmer in der Welt geschrieben, Deutschland taumele am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs: „Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land.“ Das alles ist laut Pohlmann keine Wahlwerbung?
Dass Elon Musk Kanzler Olaf Scholz (SPD) unter anderem als „Narren“ bezeichnet hat, zeugt wahrscheinlich auch von einer durch und durch demokratischen Grundhaltung – obwohl Geisteskranke ja eigentlich in die Geschlossene gehören, oder?
Dabei ist Musk sicherlich nicht die Wurzel allen Übels, jedenfals noch nicht, sondern vielmehr diejenigen, die einem solchen Faschisten eine Bühne bieten und ihn gar als überzeugenderen Demokraten als seine Kritiker bezeichnen.
Ein frohes neues Jahr wünscht euch der Igel und haltet stets die Ohren und Stacheln steif!