Erinnerung an frühere Nachbarn soll lebendig bleiben
Am Montag, dem 12.08. wurden am Adolf-Reichwein-Platz und drei weiteren Orten insgesamt sechs Stolpersteine verlegt, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Diese kleinen Gedenktafeln aus Messing, die in den Boden eingelassen werden, tragen die Namen und Lebensdaten der Menschen, die einst an diesen Orten lebten oder wirkten und von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, Initiator des Projekts, führte die Verlegung persönlich durch und setzte damit ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen.
Mittlerweile erinnern in ganz Deutschland über 111.000 Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus. Vor knapp 30 Jahren verlegte der Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine, damals noch ohne Genehmigung in Berlin-Kreuzberg, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und diese in das alltägliche Leben zu integrieren. Seit 2000 werden die Stolpersteine auch in den von de deutschen Wehrmacht besetzten Ländern verlegt, wo insbesondere Juden, Sinti und Roma und politisch Oppositionelle verfolgt und ermordet wurden.
Am Adolf-Reichwein-Platz erinnert je ein Stolperstein an Johann Bender und Hermann Bernhard Heying. Johann Bender wurde 1907 in Dortmund geboren und lebte als Schlosser in bescheidenen Verhältnissen. Wegen einer geringfügigen Straftat geriet er ins Visier der Gestapo, die ihn als „asozial“ stigmatisierte. Diese Bezeichnung reichte aus, um ihn ins Konzentrationslager Buchenwald zu deportieren. 1940 wurde er entlassen, doch es gelang ihm nicht, wieder Fuß zu fassen. Erneut festgenommen, endete sein Leidensweg 1942 im KZ Ravensbrück, wo er ermordet wurde. Ein Stolperstein am Adolf-Reichwein-Platz in Osnabrück erinnert nun an sein tragisches Schicksal.
Hermann Bernhard Heying, ein politisch aktiver Mann in der KPD, geriet 1933 in das Visier der Gestapo, nachdem er kommunistische Äußerungen gemacht hatte. Nach Aufenthalten in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Börgermoor und Sachsenhausen, wurde er 1940 in Sachsenhausen unter unmenschlichen Bedingungen ermordet.
An Franz Stastny, ein Maschinenschlosser aus dem heutigen Tschechien, erinnert ein Stolperstein gegenüber der Alten Münze 21. Als er wegen regierungskritischer Äußerungen 1940 verhaftet wurde. Nach einer Gefängnisstrafe kam er ins KZ Sachsenhausen und später nach Ravensbrück. Die unmenschlichen Bedingungen der Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern überlebte er nicht. Er starb 1942 mit nur 41 Jahren.
Friedrich Wischmeyer, an den der Stolperstein vor dem Haus in der Krahnstraße 30 erinnert, wurde aus nicht bekanntem Grund im September 1940 im KZ Dachau eingeliefert, wo er am 13.04.1941 verstarb. Wischmeyer wurde in der Häftlingskategorie arbeitsscheu Reich (ASO) oder Arbeitszwang Reich (AZR) geführt. Die Verhaftung und Verschleppung von „Asozialen“ geht auf den „Grundlegenden Erlass über die vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei“ des Reichsinnenministeriums vom 14. Dezember 1937 zurück.
Joel Maschke, genannt Jopie, wurde 1931 in Stettin geboren. Zusammen mit seiner Mutter Renée wurde er 1943 von Westerbork ins Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo beide kurz darauf ermordet wurden. Joel Maschke war zu diesem Zeitpunkt erst 11 Jahre alt. Ein Stolperstein an der Wielandstraße 2 in Osnabrück hält die Erinnerung an das junge Leben wach, das durch die Gräueltaten der Nationalsozialisten viel zu früh endete.
Karl Bormann, geboren 1896, wurde wie viele andere als „asozial“ stigmatisiert und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort starb er im Februar 1940. Sein Leben und Leiden werden nun durch einen Stolperstein an der Adolfstraße 14a in Erinnerung gehalten. Die Stolpersteine in Osnabrück erinnern uns an die Schrecken des Nationalsozialismus und mahnen uns, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Sie sind ein Zeichen dafür, dass diese Menschen nicht vergessen werden dürfen. Die Stadt Osnabrück hat im Geodatenportal alle bislang verlegten Stolpersteine mit zahlreichen Hintergründen aufgeführt.