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Samstag, 25. Oktober 2025

Vorankündigung: Neue OR-Serie über NS-Täter startet am Freitag, 31. Oktober!

ILEX-Kreis will regionale Wissenslücken schließen

Als die Osnabrücker Rundschau am 13. Juni 2022 eine Serie über Osnabrückerinnen und Osnabrücker gestartet hatte, die Widerstand gegen den NS-Terror geleistet haben, hätten wir nie mit einer so beachtlichen Resonanz gerechnet. Am Ende wurden es 36 Serienbeiträge über ganz unterschiedliche, allesamt sehr couragierte Menschen. Auf noch größere Resonanz stieß unser Buch „Widerstand im Osnabrück der NS-Zeit“, dass wir, bereichert durch ein wissenschaftlich fundiertes Vorwort von Professor Dr. Christoph Rass, der Öffentlichkeit im November 2023 vorgestellt haben und rasch zu einem lokalen Bestseller wurde.

Wir werden uns jetzt wie angekündigt mit der Gegenseite der zuvor vorgestellten Opfer und Menschen im Widerstand beschäftigen, den Tätern, Denunzianten und Profiteuren der NS-Zeit. Dabei können und wollen wir keine Täterforschung betreiben, die institutionelle Strukturen oder Motivationen untersucht. Wir werden wie beim Thema Widerstand erneut einzelne Biografien vorstellen, die die Basis für eine weitere Beschäftigung bieten sollen. Bei reichsweit zuletzt 8,5 Millionen NSDAP-Mitgliedern dürften es allein in der Stadt Osnabrück rund 11.000 Personen gewesen sein, die das Hakenkreuz auf dem Revers trugen. Eine enge Auswahl wird deshalb nötig sein.


Um wen es gehen soll

Am Anfang wird die Frage stehen, wie sich lange vor 1933 die Wurzeln der NSDAP im Raum Osnabrück gebildet haben. Darum werden wir einen – bereits 1920 bei Kämpfen im Ruhrgebiet umgekommenen – Kapp-Putschisten wie Hauptmann Otto Hasenclever (1888-1920), leitender Offizier des in der Caprivi-Kaserne stationierten Freikorps Lichtschlag, ebenso vorstellen wie ausgewählte „Alte Kämpfer“, die der NSDAP bereits beitraten, als diese sich noch im Aufbau befand und den Status einer kleinen Sekte besaß.

Auch Personen, die nie NSDAP-Mitglied waren, verbreiteten bereits früh menschenverachtenden Antisemitismus. Dazu zählt der 1931 verstorbene Seifenfabrikant und Vorstandsmitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) Fritz Frömbling, der als Vorsitzender des Osnabrücker Turnvereins zuerst alle Demokrat*innen, ab 1924 alle jüdischen Mitglieder ausschloss. Dazu gehören auch Hassprediger wie der ehemalige Pastor Ludwig Münchmeyer (1885-1947) und Dr. Heinrich Schierbaum (1883 – 1934), der von 1929 bis 1931 das antidemokratische und antisemitische, vielgelesene Wochenhetzblatt „Der Stadtwächter“ herausgab und eine gleichnamige Partei gründete. Polarisierende Positionen waren wie heute auch damals die Basis ihrer Geschäftsmodelle.

Die Reihe reicht vom Hotelier und Hitler-Gastgeber Eduard Petersilie über den Industriellen Eduard Schlikker, der es der NSDAP als begeisterter Nationalsozialist kostenlos ermöglichte, eine pompöse Villa neben dem kulturgeschichtlichen Museum zu beziehen bis hin zum vormalig nationalliberalen Oberbürgermeister Dr. Erich Gaertner (1882-1973), der die Umwandlung demokratischer Strukturen in ein NS-Terrorsystem mittrug und koordinierte.

Wir werden uns beschäftigen mit Mitgliedern von Polizei, Gestapo, SA, SD, SS und Militär, NS-Funktionären und sogenannten „Alten Kämpfern“. Zu den Funktionsträgern, die den NS-Terror verbreiteten, gehören NSDAP-Kreisleiter Willi Münzer (1895-1969), der erste Gestapo-Dienststellenleiter Dr. Otto Marxer (1896-1942,) und der einflussreiche Ortsgruppenleiter und stadtbekannte „Judenhasser“ Erwin Kolkmeyer (1899-1961).

"Osnabrücker Judenpranger" in der Georgstraße. Installiert vom benachbart ansässigen Juwelier und NSDAP-Ortsgruppenführer Erwin Kolkmeyer. Auf ausgehängten Fotos waren Menschen abgebildet, die in damals noch existierenden jüdischen Geschäften gekauft hatten.
„Osnabrücker Judenpranger“ in der Georgstraße. Installiert vom benachbart ansässigen Juwelier und NSDAP-Ortsgruppenführer Erwin Kolkmeyer. Auf ausgehängten Fotos waren Menschen abgebildet, die in damals noch existierenden jüdischen Geschäften gekauft hatten.

Betrachtet werden müssen auch Juristen, Politiker, Ratsmitglieder bzw. Bürgervorsteher und Verwaltungsmitarbeiter wie Dr. Bernhard Eggers, dem als Regierungspräsidenten eine besonders zentrale Rolle bei der Festigung der frühen Terrorstrukturen zukam, und der Gauinspekteur und Reichstagsabgeordnete Fritz Wehmeier. Das Spektrum der zu betrachtenden Personen umfasst auch Bischof Wilhelm Berning, bis heute offizieller Ehrenbürger der Stadt Osnabrück, der durch seine Anbiederung an das NS-Regime wesentlich zur „Gleichschaltung“ der im Raum Osnabrück starken Katholischen Kirche beitrug.

Ein Fokus wird auf der Reihe jener Personen liegen, die als Aufseher in Konzentrationslagern als Mörder und Schläger direkt an brutalen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ beteiligt waren. Zu behandeln sind unter anderem der Gestapo-Lagerleiter im „Arbeitserziehunglager“ Augustaschacht, Friedrich Kicker (1903-1965) und viele weitere Angehörige der Osnabrücker Gestapo.

Besonders wichtig dürften Kurzbiografien solcher Nationalsozialisten sein, die sich in den besetzten Gebieten oder in Konzentrationslagern als bestialische Massenmörder entpuppten. Friedrich Wilhelm Bremer (1919-1966), Massenmörder im besetzten Italien gehört ebenso in diese Reihe wie der später in Krakau hingerichtete Wilhelm Gehring (1901-1948), SS-Hauptscharführer in Auschwitz. Zur Reihe zählen Franz Lucas (1911-1994), Osnabrücker KZ-Arzt in Auschwitz, Heinrich Wessel (1904-1996), SS-Obersturmführer und Adjutant des Lagerkommandanten im KZ Sachsenhausen, der dreimal zum Tode verurteilte Hermann Hackmann (1913-1994), der in leitender Funktion in Buchenwald und Majdanek tätig war und Osnabrücks Gestapo-Chef Anton Weiß-Bollandt (1909-1985).

Die Biographien wird die OR zukünftig in aller Regel am frühen Freitagabend vorstellen. Die Reihe wird erneut als Sammelband erscheinen, in dem auch Quellenangaben zu den Artikeln enthalten sind, die die Basis für weitere Forschungen bilden sollen. Sie wird ebenfalls erneut von einer Ausstellung des Künstlers Manfred Blieffert begleitet werden, der auch die Forschungsergebnisse der Reihe zum Widerstand in Osnabrück visualierte.

Wer sich neben Autor*innen des ILEX-Kreises an den Recherchen beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen, sich an die OR-Redaktion zu wenden.

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