Freitag, 3. Mai 2024

Was liest eigentlich … Heaven? Seemannsgarn!

Jens Peters vom Literaturbüro Westniedersachsen hat eingeladen ins Café Backstein und Heaven ist gekommen, um über seine Leseleidenschaften zu plaudern.

„Was liest eigentlich …?“ ist eine lockere Gesprächsrunde im Rahmen der Reihe „Let’s Lounge“ der Literaturhäuser Niedersachsen, gefördert von der VGH-Stiftung.

Der Osnabrücker Künstler Heaven von der Kultmusikgruppe „Die angefahrenen Schulkinder“ (inzwischen über 40 Jahre lang verehrt und verschrien) hat auf die Frage von Jens Peters, was er denn so liest, eine umfassende Antwort: „alles!“

Und er gestand dem Publikum, dass er sehr aufgeregt ist, weil er zu diesem Thema und in so einem Rahmen noch nie interviewt worden ist.

Was liest er denn nun wirklich? Wenn man die Musik kennt, die er bei Veranstaltungen zum Besten gibt, eigentlich nicht verwunderlich: Wilhelm Busch, Ringelnatz und Gedichte und Liedertexte, die alt (z. B. aus der „Mundorgel“) und älter sind, vornehmlich mit Inhalten, die nicht gerade kindertauglich sind. Und um das zu demonstrieren, greift Heaven zur Gitarre und trägt nach Art einer Moritat und mit unnachahmlicher Stimme das Lied „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ vor, kleine textliche Schockmomente beim Zuhören inbegriffen.

Seine hauptsächlichen Inspirationen kommen jedoch aus dem Hausbuch von Wilhelm Busch, das immer griffbereit bei ihm zu Hause herumliegt. Von aktueller Comedy oder komischer Literatur hält er wenig, der Witz sei abhandengekommen.

Aber es gibt auch einen Roman, den Heaven nach eigenen Angaben schon mehr als zwanzig Mal gelesen hat, und zwar „Der Pate“ von Mario Puzo.

Zu Seemannsgarn, also Literatur über Seefahrt, seien es Gedichte, Geschichten oder Sachbücher ist Heaven gekommen, als er vor langer Zeit zum Segeln auf die Ostsee eingeladen worden ist und seitdem nicht mehr davon lassen kann.

Er ist sogar als Segellehrer und Betreuer bei Piratencamps für Kids dabei und diese lieben über alles das Klopapierlied, das Heaven dann am Ende der Veranstaltung doch noch mit dem Publikum als Ersatzpiratenchor zur Gitarre grölt.

Seemannsgarn-Literatur: Heaven hat hier einiges ausgegraben, was er den gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern ans Herz legt. Natürlich unnachahmlich die Ballade „John Maynard“ von Theodor Fontane: „… ein Qualm, dann Flammen lichterloh, und noch zwanzig Minuten bis Buffalo …“. Und eine der Geschichten über Kuttel Daddeldu, eine Kunstfigur, die sich Lyriker und Kabarettist Joachim Ringelnatz in den 1920er Jahren ausdachte, gewürzt mit schwarzem Humor.

Und es passt natürlich zu alledem, dass Heaven seit geraumer Zeit musikalisch auch im Mittelalter unterwegs ist und sich mit der Mittelalterband Sonor Teutonicus aus Georgsmarienhütte zusammengetan hat. Nächste Aufführung: 03. Februar 2024 in der Klosterschänke Boßmeyer (www.sonor-teutonicus.de/).

Im Laufe der Plauderei lässt Heaven allerdings auch durchblicken, dass nicht nur Schlüpfriges und Blutiges zu seinen Lieblingstexten gehören, sondern dass er mit einer Gruppe schon seit längerer Zeit an einem Theaterstück arbeitet, welches die fast unsäglichen Vorkommnisse am Augustaschacht vor den Toren Osnabrücks in verschiedenen Szenen zum Inhalt haben wird. Die Umsetzung sei nicht leicht, da die Beschäftigung mit dem Leid der Zwangsarbeiter sehr an die eigene Substanz gehe und daher immer nur zeitlich eingeschränkt möglich ist. Aber es wird irgendwann fertig werden.

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