Donnerstag, 2. Mai 2024

Wundertüte der Kleinkunst in der Osnabrücker Lagerhalle: „Kunst gegen Bares“ – Runde 2

Wer wird Kapitalistensau oder Kapitalistenschwein bei „Kunst gegen Bares“ in der Lagerhalle? OR sprach mit Moderator und Mitinitiator Sören Hage

Im Jahr 2007 konzipierte und leitete der Musiker Gerhard Buurmann die erste Ausgabe der Kleinkunst-Show “Kunst gegen Bares” in Köln. Mittlerweile gibt es diese in rund 40 deutschen Städten sowie in der Schweiz, Belgien und Spanien. Am Mittwoch startet in der Lagerhalle die zweite Ausgabe des Osnabrücker Ablegers. Musiker Ulf Ronnsiek und Journalist Sören Hage führen gemeinsam durch den Abend. Wir haben mit Sören Hage gesprochen. Vorzumerken für alles in der Lagerhalle ist Mittwoch, der 10. April, 20:00 Uhr.

OR: Sören, zunächst vorab die Frage: Warum bist du heute allein, also ohne deinen Bühnenpartner Ulf Ronnsiek, zu diesem Interview gekommen?

SH: Ja, das finde ich auch schade, aber es ist besser so. Ulf hat sich eine Erkältung eingefangen und muss seine Stimme schonen. Ich bin aber sicher, dass er bis zu unserer nächsten Show wieder fit ist und lässt herzlich grüßen. Gute Besserung von dieser Stelle.

OR: Gute Besserung wünschen wir natürlich auch und danke, dass du dir die Zeit nimmst. Kommen wir aber zum eigentlichen Thema. Worum geht es in der Show „Kunst gegen Bares“?

SH: Wir öffnen die Wundertüte der Kleinkunst für einen Abend bunter Unterhaltung. Als Moderatoren führen wir durch eine vielfältige Show und begrüßen Künstler:innen aus den Bereichen Musik, Stand-up-Comedy, Magie beziehungsweise Zauberei sowie Poetry-Slam. Jeder Act hat rund 15 Minuten Zeit, das Publikum zu begeistern und von sich zu überzeugen. Es geht auch um die Frage, wer wird die Kapitalistensau oder das Kapitalistenschwein des Monats. Das klingt bei einer Kulturveranstaltung vielleicht skurril, ist aber lustig.

OR: Was hat es mit der Kapitalistensau bzw. dem Kapitalistenschwein auf sich und was ist das Besondere an „Kunst gegen Bares“?

SH: Wir küren wie gesagt bei jeder Show, also alle zwei Monate, die Kapitalistensau bzw. das Kapitalistenschwein. Premiere war im Februar. Nachdem alle Acts aufgetreten sind, kann das Publikum sein letztes Erspartes in das Sparschwein eines oder mehrerer Künstlerinnen werfen, je nachdem, welcher Auftritt einem am besten gefallen hat. Das ist also unser Bewertungssystem des Abends, wovon die Künstler:innen zu 100 Prozent profitieren.  Was beim Poetry Slam die Bewertungstafeln sind, bilden wir quasi durch die Sparschweine ab. Alles mit einem Augenzwinkern natürlich. Wettstreit und gute Laune garantiert.

OR: Inwieweit unterscheidet sich das Osnabrücker Format von dem Original?

SH: Anders als bei der Ursprungsidee können sich bei uns die Künstler:innen des Abends nicht spontan aus dem Publikum heraus melden, sondern werden im Vorfeld von uns eingeladen. Ehrlich gesagt sind uns künstlerische Qualität und Vielfalt mit Blick auf die Künstler:innen und das Programm besonders wichtig. Vielfalt wird bei und an jeder Stelle großgeschrieben. Dabei präsentieren wir etablierte Künstlerinnen genauso wie gute und vielversprechende Newcomer aus ganz Deutschland. Außer Konkurrenz tritt zudem bei jeder Show ein Special Act aus unserer Region auf, denn auch die lokale Szene wollen wir fördern.

OR: Nach jedem Act entscheidet das Publikum mit seinem Geld über Erfolg oder Misserfolg der Darbietung. Die Künstler:innen kommen zum Teil aus ganz Deutschland nach Osnabrück in die Lagerhalle. Welche Rahmenbedingungen bietet ihr, um die Künstler:innen in die Lagerhalle zu locken?

SH: Ich würde erstmal nicht von Erfolg oder Misserfolg sprechen. Wir sehen eigentlich alle als Sieger. Aber klar, je voller die Sparschweine, desto größer die Aftershow-Party. Nein, Spaß beiseite. Wir versuchen natürlich, in Kooperation mit der Lagerhalle den Künstler:innen möglichst gute Rahmenbedingungen zu bieten. Aber klar, viele der Acts, die es bei uns zu sehen gibt, spielen sonst bereits eigene Soloshows, bzw. Konzerte. Sie sind teilweise aus dem Fernsehen bekannt oder versuchen sich in der Szene zu etablieren. Viele kommen auch aus Überzeugung, weil sie dieses Format einfach sehr schätzen. Aber wenn es im Sparschwein raschelt, nicht nur klimpert, ist das doch für uns alle ein besseres Gefühl.

OR: Wie geht man die Aufgabe als Moderator im Vorfeld an?

SH: Wir beide haben ja verschiedene Hintergründe. Ulf als Musiker und ich als Journalist. Bei diesem Format ist es uns aber besonders wichtig, als Team aufzutreten. Wir haben das Osnabrücker Konzept gemeinsam entwickelt. Lasst euch überraschen. Auf jeden Fall binden wir auch das Publikum mit ein und erfahren in kurzen Talks auf der Bühne mehr über die Künstlerinnen über deren Auftritte hinaus. Die Vorbereitung läuft gemeinsam, manchmal auch am Tresen der Lagerhalle.

OR: Warum findet das Format in der Lagerhalle statt?

SH: Weil die einen tollen Tresen haben. Nein, also die Lagerhalle ist wahrscheinlich nicht nur für uns einer der kulturellen Lieblingsorte der Stadt. Es ist beeindruckend, wer hier schon stattgefunden ist. Welche großen Namen auf der Bühne standen. Wir empfinden es Ehre, „Kunst gegen Bares“ hier etablieren zu dürfen. Die Lagerhalle unterstützt uns nicht nur bei der Logistik, sondern wirklich wo sie nur kann. Geschäftsführer Jens Meier und das Team waren sofort voll dabei. Vielleicht hat es geholfen, dass ich schon langjährige gute Kontakte zur Lagerhalle habe. Nur so ist dieses Format überhaupt möglich. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle.

OR: Wie trefft ihr die Auswahl der Künstler:in und lasst ihr euch von anderen Kunst gegen Bares Shows in Deutschland inspirieren?

SH: Auch das machen wir zusammen und tauschen uns ständig aus. Ich habe als Journalist von unzähligen Kulturveranstaltungen berichtet und tolle Kontakte aufgebaut. Vor allem finde ich es aber unglaublich, wie gut Ulf in der Szene vernetzt ist. Er hat als Musiker schon bei vielen “Kunst gegen Bares” Veranstaltungen gespielt und kennt viele Leute. Auch als Musiker war und ist er deutschlandweit unterwegs. Das nutzen wir. Es gibt außerdem sowas wie die „Kunst gegen Bares“ Community und von dieser Vernetzung profitieren wir. Letztlich macht aber Ulf das Booking.

OR: Welche Verbindung habt ihr zueinander?

SH: Mittlerweile sind wir gut befreundet, ich habe Ulf bei Konzerten und er mich bei Moderationen erlebt.  Ich habe ihn auch mal als Musiker länger interviewt. Außerdem waren wir beispielsweise in Bremen oder Hamburg bei Kulturevents, auch bei „Kunst gegen Bares“.  Natürlich sind wir auch in Osnabrück unterwegs. Wir verstehen uns einfach super und dann hat Ulf mich gefragt, ob wir „Kunst gegen Bares“ in Osnabrück machen wollen. Da musste ich nicht lange überlegen, und da stehen wir jetzt. Auf jeden Fall haben wir auch auf der Bühne viel Spaß und freuen uns, wenn ihr dabei seid.

OR: Wie entstand die Idee, das Format nach Osnabrück zu bringen?

SH: In zahlreichen deutschen Städten läuft das Format schon seit Jahren echt erfolgreich. Es bietet dem Publikum tolle Abende zu günstigen Preisen und den Künstler:innen tolle Auftrittsmöglichkeiten. Weit und breit gab es aber Kunst gegen Bares hier noch nicht. Das musste sich ändern. Die „Kunst gegen Bares“ Familie wächst weiter und unsere eigene Handschrift ist uns dabei sehr wichtig bei der Gestaltung des Abends.

OR: Die nächste Show wird am Mittwoch, dem 10.04. um 20:00 Uhr sein. Gibt es noch Tickets und was erwartet die Zuschauer:innen? 

SH: Als Special Guest ist der ehemalige Deutsche Meister im Poetry-Slam, Florian Wintels, dabei. Der lebt nämlich mittlerweile in Osnabrück und freut sich schon sehr. Ulli Lissner und Niklas Siepen sorgen als Stand-up-Comedians für beste Unterhaltung. Pascal Thieme wird uns im wahrsten Sinne des Wortes verzaubern und die Musikerin Reni verführt uns in ihre besondere Welt. Vor allem freuen wir uns auf das Publikum. Karten gibt es noch im Vorverkauf der Lagerhalle sowie an der Abendkasse.

OR: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.

Der Link zur Lagerhalle: https://www.lagerhalle-osnabrueck.de/content/veranstaltungen/kunst-gegen-bares/ 

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