Stehende Ovationen für ISTANBUL

So toll kann Theater sein: Gut zwei Stunden nonstopp phantastisches Schauspiel, phantasievolle und außergewöhnliche Bühnengestaltung, abwechslungsreiche Livemusik, die die großartigen Singstimmen der Schauspieltruppe kongenial unterstützt und trotzdem gesellschaftskritisch.

Vor Beginn des Stücks gedachten zwei Teammitglieder der Theatermannschaft im Namen aller den Opfern des Attentats von Hanau, das sich am heutigen Tag, dem 19. Februar zum dritten Mal jährt. Und gerade das aktuelle Stück „Istanbul“ zeigt, wie schwierig eine Annäherung zweier sehr unterschiedlicher Kulturen sein kann – und wiederum auch nicht, wenn sich alle um Verständigung bemühen.

Nun aber zum unserem sehr erlebnisreichen Abend: Wir waren mutig, und hatten uns für Plätze auf der Bühne entschieden. Ja, die gibt es bei diesem Stück tatsächlich – auf der Bühne, am Rande eines kleinen Platzes in einem kleinen Stadtteil von Istanbul und an langen Tischen im Orchestergraben.

Hinweis: Es gibt noch Restkarten für die letzten beiden Vorstellungen am 25.02.2023 und am 12.03.2023: https://www.theater-osnabrueck.de/spielplan-detail/?stid=228

Das Stück: Die etwas über 60jährige Geschichte des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens wird quasi auf den Kopf gestellt. Die Industrialisierung der Türkei ist weit fortgeschritten; es werden Arbeiter gebraucht, während es in Deutschland nicht richtig vorwärtskommt und viele Männer sich auf die weite Reise nach Istanbul machen, um für ein paar Jahre dort zu schuften und der Familie daheim ein Häuschen (in der Dodesheide) finanzieren zu können.

Unterbringung und Arbeitsbedingungen sind aber menschenunwürdig und zermürben Klaus Gruber zunehmend. Trost findet er in den liebevollen Briefen seiner Luise; er selbst schreibt an sie von einer schönen Zeit am Bospurus.

Wir als Zuschauerinnen waren fasziniert vom Zusammenwirken der Schauspieler und Schauspielerinnen und der ungewohnten, aber erstklassigen türkischen Musik (von Sezen Aksu), mit denen die Musiker und die Musikerin die einzelnen Szenen mal fröhlich-poppig, mal sentimental-traurig unterstützen, ja zu einem wesentlichen Teil des Stücks machten.

Ganze vier Mal musste das Ensemble zurück auf die Bühne kommen, und jedes Mal wurde eine kleine Party gefeiert mit am Ende auf Rängen, in Parkett und Orchestergraben und auf der Bühne klatschendem und tanzendem Publikum.

Beschwingt und nachdenklich ging’s dann in die Nacht.

 

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