Welt-Aids-Tag 2024 in Osnabrück: Gedenken, Aufklärung und Solidarität
Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember wurde 1988 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Immunschwächekrankheit AIDS zu stärken, die durch das HI-Virus ausgelöst wird. Weltweit leben schätzungsweise 38,4 Millionen Menschen mit HIV, und über 40 Millionen sind seit Beginn der Epidemie an den Folgen verstorben.
In Deutschland, wo nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) rund 90.000 Menschen mit HIV leben, ist der Tag eine wichtige Gelegenheit, Solidarität mit Betroffenen zu zeigen, die öffentliche Aufklärung voranzutreiben und Diskriminierung entgegenzuwirken. In Osnabrück wurde dieser Tag auch 2024 mit einer besonderen Veranstaltung begangen.
Am Nikolaiort erinnerte die Stadt Osnabrück in diesem Jahr zum 20. Mal an den Welt-Aids-Tag. Andreas Niemann und Martin Wellmann eröffneten die Veranstaltung mit dem symbolträchtigen Aufstellen der „Red Ribbon“-Schleife am Weihnachtsbaum. Der Musiker André Deininger, bekannt aus der Show The Voice of Germany, untermalte die Gedenkfeier musikalisch mit bewegenden Liedern wie „Nie geht man so ganz“.
In seiner Ansprache verlas Martin Wellmann die aktuellen Zahlen des RKI zu HIV-Erkrankungen in Deutschland. Dabei erinnerte er eindringlich an die vielen Verstorbenen und betonte: „Dieser Tag darf niemals in Vergessenheit geraten. Wir gedenken derer, die ihr Leben durch diese Krankheit verloren haben, und zeigen Solidarität mit allen, die mit HIV leben.“
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter würdigte ebenfalls die Opfer und betonte die Fortschritte, die durch Medikamente erzielt wurden. „Dank medizinischer Entwicklungen können Menschen mit HIV heute besser und länger leben. Dennoch ist es wichtig, Respekt für diese Menschen in unserer Gemeinschaft zu zeigen. Der Welt-Aids-Tag erinnert uns daran, weiterhin aufzuklären, insbesondere junge Menschen, wie sie sich schützen können.“
US-Generalkonsul Jason Chue sprach über den globalen Kampf gegen HIV und Aids: „Heute ist ein Tag des Gedenkens, aber auch des Feierns. Wir denken an die 40 Millionen Menschen, die weltweit an der Erkrankung verstorben sind. Gleichzeitig feiern wir die Fortschritte, die dazu geführt haben, dass HIV keine tödliche Diagnose mehr ist. Diese Erfolge sind dem Engagement mutiger Aktivistinnen und Aktivisten zu verdanken, die Behörden und Pharmaunternehmen zum Handeln bewegt haben.“
Chue bedankte sich bei Martin Wellmann für dessen Engagement und schloss mit den Worten: „Wenn wir Wissenschaft, Mitgefühl und unser Engagement vereinen, können wir eine Welt schaffen, in der Aids bald Geschichte ist. Bis dahin lasst uns füreinander sorgen und das Leben genießen.“
Die Veranstaltung in Osnabrück setzte somit ein wichtiges Zeichen für Solidarität und Aufklärung – eine Botschaft, die weiterhin dringend gebraucht wird.
Im Interview: Robert Alferink
Das Thema der vielfältigen Aktivitäten bewegt auch viele Stadtratsmitglieder. Abgerundet wurde die Veranstaltung deshalb in Form eines Gesprächs mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Robert Alferink, der drei Fragen zum Thema beantwortete.
OR: Wie kann Ihrer Meinung nach der heutige Welt-Aids-Tag wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit kommen?
Robert Alferink: Durch Veranstaltungen wie diese. Leider denken viele, HIV sei durch Medikamente besiegt oder bald durch eine Impfung kein Problem mehr. Doch täglich infizieren sich weltweit viele Menschen. Es ist wichtig, weiterhin aufzuklären und unsere Stimme zu erheben.
OR: Sehen Sie hier einen Grund der Sorglosigkeit, weil es heute Medikamente gibt?
Robert Alferink: Ja. Die Behandlungsmöglichkeiten lassen viele zu sorglos werden. Doch wer nicht weiß, dass er HIV-positiv ist, gefährdet andere. Wir müssen das Bewusstsein schärfen.
OR: Wann haben Sie das erste Mal von Aids und HIV erfahren?
Robert Alferink: Relativ früh, aber richtig bewusst wurde es mir erst, als ich in Osnabrück in Kontakt mit der Community kam. Die Berichte von Menschen, die in den 80er und 90er Jahren ihre Freunde verloren haben, haben mich tief bewegt.